# taz.de -- Vor dem Klimagipfel in Durban: Die EU will in Südafrika kämpfen | |
> Kurz vor Beginn der Klimakonferenz in Durban hofft die Europäische Union | |
> auf ein verbindliches Klimaschutzabkommen. Die Verhandlungen dürften hart | |
> werden. | |
Bild: Auch in Europa wird noch jede Menge Kohlendioxid in die Luft geblasen: Br… | |
BRÜSSEL taz | Kurz vor Beginn der Klimakonferenz im südafrikanischen Durban | |
appellierte die EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard eindringlich an China | |
und die Vereinigten Staaten, einem verbindlichen globalen | |
Klimaschutzabkommen zuzustimmen. | |
"Wir leben mit einem unbegreiflichen Paradox: Jeden Tag kommen neue | |
Schreckensmeldungen über Unwetter und Klimakatastrophen. Gleichzeitig gehen | |
die Verhandlungen unglaublich langsam voran", sagte die Kommissarin am | |
Donnerstag in Brüssel. Dort stellte sie die EU-Verhandlungsposition für | |
Durban vor. | |
Hedegaard will sich dafür einsetzen, möglichst viele Länder am künftigen | |
Klimaschutzabkommen zu beteiligen. Minimalziel für Durban sei es, einen | |
ausführlichen Fahrplan dafür zu erstellen. Das Abkommen sollte spätestens | |
2020 in Kraft treten. Die EU könne sich vorstellen, so Hedegaard, sich | |
zuvor für eine zweite Kioto-Periode zu verpflichten, wenn die übrigen | |
Großemittenten zusagen, dass sie dann nachziehen werden. | |
Das Kioto-Protokoll läuft bereits 2012 aus. Die USA haben sich bisher nicht | |
daran beteiligt. Für Indien und die Volksrepublik China gelten bislang | |
keine Reduktionsziele. Hedegaard will – trotz ihrer Niederlage bei den | |
vorhergehenden Treffen in Kopenhagen und Cancún – weiter kämpfen: "Wir | |
können nicht unsere Hände in Unschuld waschen, weil wir als Europäer | |
bereits etwas tun. Es geht viel zu langsam vorwärts nach meinem Geschmack", | |
kritisierte sie. Deshalb müsse dringend nach neuen Alternativen gesucht | |
werden. | |
## WWF: "Kioto besser als nichts" | |
Auch das Europäische Parlament und Umweltorganisationen wie der World Wide | |
Fund (WWF) fordern, dass Kioto II als Übergangslösung genutzt wird, bis ein | |
globales Abkommen zu Stande kommt. "Kioto ist der einzig rechtlich bindende | |
Rahmen, den wir derzeit haben. Es ist besser als nichts. Aber es darf nicht | |
als Alibi genutzt werden, um weitere Verhandlungen abzubiegen", sagte | |
Barbara Lueg vom WWF in Berlin. | |
Sie forderte auch, dass die EU nicht nur in den Verhandlungen, sondern auch | |
bei den finanziellen Ausgleichszahlungen eine Führungsrolle einnimmt. Der | |
im mexikanischen Cancún beschlossene Klimafonds müsse endlich mit | |
ausreichend Geld ausgestattet werden, sagte Lueg. Trotz Wirtschaftskrise | |
seien die Europäer in der Bringschuld. | |
Aus China und den USA gäbe es neben allen Schwierigkeiten aber auch | |
positive Signale, sagte EU-Kommissarin Hedegaard: "Vordergründig wirkt es | |
immer so, als gäbe es einen Kampf zwischen uns. Aber hinter den Kulissen | |
laufen sensible Gespräche." Hedegaard hofft auf die Unterstützung des | |
Gastgebers Südafrika, um die beiden Länder sowie Indien von der | |
Notwendigkeit eines verbindlichen Abkommens zu überzeugen. | |
Die EU-Kommissarin setzt sich außerdem für eine Ausweitung des sogenannten | |
Clean-Development-Mechanismus ein. Er sieht – im Rahmen des | |
Kioto-Protokolls – vor, dass Industriestaaten, die Projekte in | |
Entwicklungsländern finanzieren, die so gewonnene CO2-Einsparung in ihre | |
Klimabilanz einrechnen können. Hedegaard bemängelt, dass davon zurzeit nur | |
eine Handvoll Länder profitieren. Sie will die Projekte großflächiger | |
gestalten und vor allem energieintensive Industrien einbeziehen. | |
Ob es in Durban allerdings überhaupt zu einer Einigung kommen wird, ist | |
äußerst fraglich. Ein Mitglied der EU-Delegation sagte in Brüssel bereits, | |
diese Klimakonferenz sei die schwerste, die es je gegeben habe. Deutsche | |
Klimaexperten warnten gar vor einem kompletten Scheitern der Klimakonferenz | |
in Durban. Sollten sich die Staaten nicht auf eine Nachfolgeregelung für | |
das Kioto-Protokoll einigen, könnte sich die Erde bis 2100 um mehr als 3 | |
Grad erwärmen, erklärten Regierungsexperten und Klimaforscher am Donnerstag | |
in Berlin. | |
Auch die deutsche Bundesregierung um Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist | |
skeptisch. Sie gehe nicht davon aus, dass in Durban ein verbindliches | |
Abkommen geschlossen werde, sagte sie. Sie setze deshalb auf freiwillige | |
Beschränkungen des CO2-Ausstoßes. | |
25 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Ruth Reichstein | |
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