# taz.de -- EU-Finanzminister einigen sich: Rettungsfonds wird verdreifacht | |
> Der Euro-Rettungsfonds wird mit zwei Hebeln ausgestattet und soll so | |
> verdreifacht werden. Aber das reicht nicht aus, um die Eurokrise zu | |
> bewältigen. Auch der Internationale Währungsfonds soll helfen. | |
Bild: Einig Euroland: "Europa" vor dem Europäischen Parlament in Brüssel. | |
BRÜSSEL dpa/dapd/afp | Mit einer Stärkung des Rettungsfonds EFSF, neuen | |
Notkrediten für Athen und Schritten in Richtung einer Stabilitäsunion will | |
die Eurozone die Märkte beruhigen. Zugleich räumten sie in der Nacht zum | |
Mittwoch in Brüssel ein, dass die geplante Stärkung des Rettungsfonds nicht | |
so gut vorangeht wie erhofft. | |
Nach monatelangem Ringen statteten die Finanzminister der 17 Euro-Staaten | |
den EFSF mit zwei Hebeln aus: Durch die Absicherung von neuen | |
Anleihenkäufen zu 20 bis 30 Prozent und durch die Öffnung für Investoren | |
aus dem Euro-Ausland soll die Stärke von derzeit noch 250 Milliarden Euro | |
vervielfacht werden, um Wackelkandidaten wie Italien und Spanien | |
aufzufangen. | |
Allerdings wurde die auf dem Oktober-Gipfel angepeilte Zahl von mehr als | |
einer Billionen Euro wegen des Käuferstreiks internationaler Investoren | |
aufgegeben. "Es ist derzeit nicht möglich, eine Summe zu nennen", sagte | |
EFSF-Chef Klaus Regling. | |
Der Vorsitzende der Eurogruppe, Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude | |
Juncker, sagte, die meisten Eurostaaten seien bereit, dem Internationalen | |
Währungsfonds (IWF) mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Der IWF solle | |
gemeinsam mit dem Euro-Rettungsfonds "jenen Eurostaaten, die Hilfe | |
benötigen", beispringen. Über Details müsse noch mit dem IWF verhandelt | |
werden. | |
## Zu wenig, um Italien zu retten | |
Zuvor hatte der niederländische Finanzminister Kees de Jager gesagt, die | |
geplante Vervierfachung des EFSF-Kreditvolumens durch eine "Hebelung" werde | |
vermutlich nicht erreicht. Derzeit stehen dem Fond noch 250 Milliarden Euro | |
zur Verfügung. | |
Das sei zu wenig, um nötigenfalls auch großen Ländern wie Italien helfen zu | |
können. De Jager sagte, vermutlich sei nur etwa eine Verdopplung des | |
Kreditvolumens möglich. Itaien, die drittgrößte Volkswirtschaft der | |
Eurozone, droht derzeit unter einem Schuldenberg in Höhe von 1,9 Billionen | |
Euro begraben zu werden. | |
Die Eurogruppe erklärte hingegen, sie gehe mindestens von einer | |
Verdreifachung des Kreditvolumens aus, möglicherweise sogar von einer | |
Verfünffachung. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble meinte ebenso | |
wie Regling, eine genau bezifferte Vorausschätzung sei nicht möglich. | |
## Frisches Geld für Griechenland | |
Unmittelbar vor der drohenden Staatspleite bekommt Griechenland wie | |
erwartet die nächste Finanzspritze von acht Milliarden Euro. Die | |
Euro-Finanzminister gaben die Nothilfe der Euro-Länder frei. Athen habe | |
"alle Bedingungen erfüllt", sagte der luxemburgische Ressortchef Luc | |
Frieden. Dabei handelt es sich um 5,8 Milliarden Euro, der Rest kommt vom | |
IWF. Ohne diese Rate wäre Griechenland Anfang Dezember pleite. | |
Die Finanzminister der Eurogruppe zeigte sich sehr zufrieden mit den | |
Sanierungsbemühungen der irischen Regierung. Dublin bekam eine weitere | |
Hilfszahlung in Höhe von 4,2 Milliarden Euro. Auch Italien unter der | |
Führung des neuen Regierungschefs Mario Monti sei auf einem guten Weg, | |
sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn nach den Beratungen. | |
Die Finanzminister aller 27 EU-Staaten wollen am Mittwoch auch über | |
Maßnahmen beraten, um die EU-Staaten zu mehr Haushaltsdisziplin zu | |
verpflichten. Sie wollen auch auch über eine engere Zusammenarbeit in der | |
Wirtschafts- und Haushaltspolitik sprechen. | |
30 Nov 2011 | |
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