# taz.de -- Deutsche Anleihen verkaufen sich schlecht: Schäuble muss Gläubige… | |
> Die Bundesregierung wurde im November ihre jüngste Staatsanleihe nicht | |
> mehr los. Nun hofft sie, dass es in dieser Woche besser läuft. | |
Bild: Der Bundesfinanzminister wollte im November eigentlich mehr Geld ausleihe… | |
HAMBURG taz | Am Mittwoch wird es spannend: Die Bundesregierung will wieder | |
Milliarden auf den Finanzmärkten einsammeln. Beim letzten Mal hatten sich | |
die Banken knauserig gezeigt. Statt erhoffter 6 Milliarden erhielt | |
Finanzminister Wolfgang Schäuble weniger als 4 Milliarden Euro. Würde das | |
so weitergehen, wäre auch Deutschland bald pleite. | |
Bundesanleihen galten Anlegern bislang als der sichere Hafen im stürmischen | |
Euroraum. Aber Ende November blieb die Bundesregierung auf einem großen | |
Teil ihrer Anleihen sitzen. Die Bundesbank, die zusammen mit der | |
Finanzagentur des Bundes die Schuldenaufnahme technisch abwickelt, übernahm | |
im Namen der Regierung alle unverkäuflichen Anleihepapiere. Dieser Vorgang | |
darf nicht mit dem umstrittenen Aufkauf von Anleihen der Eurokrisenstaaten | |
durch die Europäische Zentralbank verwechselt werden, denn der Bund bleibt | |
bis auf Weiteres Eigentümer der Papiere. | |
Haushaltstechnische Probleme durch die fehlenden 2 Milliarden Euro, die bei | |
der Auktion im November nicht zusammenkamen, bleiben Schäuble zunächst | |
erspart. Der Staat darf nämlich bis zu 5 Prozent der gesamten | |
Neuverschuldung auf eigene Rechnung nehmen, um "den Markt zu pflegen" - so | |
erklärt es die Finanzagentur. | |
Händler hatten in ersten Reaktionen von einem erschreckend schwachen | |
Ergebnis gesprochen, "sehr besorgniserregend", fanden sie. "Ein | |
Misstrauensvotum gegen die gesamte Eurozone." Die Bundesregierung bemühte | |
sich um Schadensbegrenzung. Ein solcher Flop komme "immer wieder vor", | |
sagte ein Sprecher der Finanzagentur. Dass die Nachfrage nach | |
Bundesanleihen geringer war als das Angebot, sei in diesem Jahr schon | |
neunmal passiert. | |
## 38 Banken über das Wohl deutscher Finanzen | |
Bis 2006 war dieses Phänomen allerdings gänzlich unbekannt gewesen. Die | |
mitbietenden Banken nahmen, was sie kriegen konnten. Erst seit Ausbruch der | |
Finanzkrise wurden die Geldgiganten zögerlicher. 2007 floppte erstmals eine | |
Bundesanleihe. | |
Rund 275 Milliarden Euro neue Schulden muss der Bund in diesem Jahr | |
insgesamt aufnehmen - hauptsächlich, um alte Schulden zu tilgen. Um an das | |
viele Geld zu kommen, macht die Finanzagentur auf Rechnung des Bundes über | |
die Deutsche Bundesbank jeweils eine Ausschreibung. | |
Der Adressatenkreis, die sogenannte Bietergruppe Bundesemissionen, ist | |
klein. Für die ausgeschriebene Anleihe können nur 38 "bietungsberechtigte" | |
große Kreditinstitute ein Angebot an die Bundesbank machen. Die wichtigsten | |
Mitglieder des exklusiven Kreises sind die Deutsche Bank, der US-Riese | |
Goldman Sachs und die französische Société Générale. | |
Ihre Anleihetermine geben viele Staaten schon zum Jahresbeginn bekannt, um | |
Vertrauen zu schaffen. In Deutschland wurden diese Termine bislang stets | |
eingehalten. Dagegen werden Zinssatz und weitere Konditionen erst am Tag | |
vor der Auktion den 38 Bieterbanken mitgeteilt. | |
Mit einem Zinssatz von 2 Prozent war die Flop-Anleihe vom November so | |
niedrig verzinst worden wie noch kein zehnjähriges Bundeswertpapier zuvor. | |
Der Bund hat versucht, sich möglichst preiswert zu verschulden - und diesen | |
Test verloren. Für Mittwoch wird nun ein höheres Zinsangebot erwartet. Das | |
Schuldenmachen wird in der Krise nun auch für Deutschland kostspieliger. | |
5 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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