# taz.de -- Neuverschuldung 2011 geringer als erwartet: Nur 17,3 Milliarden Eur… | |
> Maastricht-Kriterien erreicht: Dank hoher Steuereinnahmen und guter | |
> Arbeitsmarktdaten liegt die Neuverschuldung des Bundes 2011 deutlich | |
> niedriger als veranschlagt. | |
Bild: Da grinst er: Finanzminister Schäuble hat ein wenig mehr Spielraum als e… | |
BERLIN dapd/dpa | Der Bund hat im vergangenen Jahr trotz der Euro-Krise | |
deutlich weniger neue Schulden aufgenommen als geplant. Die Summe der | |
frischen Kredite belief sich auf 17,3 Milliarden Euro, wie das | |
Bundesfinanzministerium am Donnerstag mitteilte. | |
Ursprünglich waren im Haushalt 2011 noch 48,4 Milliarden Euro vorgesehen, | |
gegen Ende des Jahres war ein Wert von etwa 20 Milliarden Euro erwartet | |
worden. Das tatsächliche Ergebnis bezeichnete der parlamentarische | |
Staatssekretär im Finanzministerium, Steffen Kampeter (CDU), als | |
"Etappenerfolg". | |
Hintergrund der vergleichsweise geringen Neuverschuldung sind unter anderem | |
unerwartet hohe Steuereinnahmen. Diese brachten dem Bund insgesamt 248,1 | |
Milliarden Euro – fast 20 Milliarden mehr als geplant. Die Einnahmen seien | |
sogar höher ausgefallen als noch von der Steuerschätzung im November 2011 | |
vorhergesagt, erklärte Kampeter. | |
Zudem sanken die Ausgaben des Bundes gegenüber der Planung um fast zehn | |
Milliarden auf 296,2 Milliarden Euro. Dies ist laut Kampeter vor allem auf | |
die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt zurückzuführen. So war entgegen der | |
Planung kein Darlehen des Bundes für die Bundesagentur für Arbeit nötig. | |
Zusätzlich kam der Regierung die Tatsache zugute, dass Deutschland | |
niedrigere Zinsen für seine Schulden zahlen musste als gedacht. | |
## Schuldenbremse bleibt angezogen | |
Die geringere Neuverschuldung sei insgesamt ein Ergebnis von Wachstum und | |
"Vertrauen in die deutsche Volkswirtschaft", sagte Kampeter. Man dürfe sich | |
aber nicht auf dieser "erfreulichen Konsolidierungsdividende" ausruhen, | |
mahnte er. Die Bundesregierung werde ihren Kurs fortsetzen und insbesondere | |
die Schuldenbremse auch künftig "vollumfänglich" einhalten. | |
Für dieses Jahr plant Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wieder mit | |
mehr neuen Schulden in Höhe von 26,1 Milliarden Euro. Offen ist allerdings, | |
wie stark die Kapitalausstattung des dauerhaften Euro-Rettungsschirmes ESM | |
bei der Neuverschuldung durchschlägt. Der ESM startet im Juli – ein Jahr | |
früher als geplant. | |
Dafür will Schäuble einen Nachtragsetat vorlegen, denn die früheren | |
ESM-Einzahlungen sind bisher noch nicht berücksichtigt. Es wird erwartet, | |
dass die erste Rate für den ESM weit höher ausfällt als die bisher | |
veranschlagten 4,3 Milliarden Euro. | |
Finanzstaatssekretär Werner Gatzer gab sich für die Zukunft vorsichtig | |
optimistisch. Das Finanzministerium sei "ehrgeizig", die für 2012 geplante | |
Nettokreditaufnahme von 26,1 Milliarden Euro nicht voll auszuschöpfen. Auch | |
2013 könne die bislang vorgesehene Neuverschuldung von 24,9 Milliarden Euro | |
vielleicht unterschritten werden, falls es keine "Sondereinflüsse" gebe. | |
Mit den 17,3 Milliarden Euro hielt Deutschland im vergangenen Jahr auch das | |
Maastricht-Kriterium der EU ein, das eine Neuverschuldung von maximal 3,0 | |
Prozent des Burttoinlandsprodukts (BIP) zulässt. Die neuen Kredite des | |
Jahres 2011 entsprachen 1,0 Prozent des BIP. 2010 hatte Deutschland | |
erstmals seit fünf Jahren die Maastricht-Grenze überschritten. | |
12 Jan 2012 | |
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