# taz.de -- Giftiger Bergbau in Peru: Proteste stoppen Minenprojekt | |
> Das Betreiberkonsortium hat den umstrittenen Ausbau einer Goldmine in | |
> Peru aufgegeben. Jetzt muss die Regierung Flagge zeigen. Wie viel ist ihr | |
> Umweltschutz wert? | |
Bild: Mehr als 20.000 Menschen sollen gegen die Goldmine protestiert haben. | |
HAMBURG taz | Die Proteste haben gefruchtet. Acht Tage lang hatten bis zu | |
20.000 Demonstrierende im peruanischen Cajamarca Straßensperren errichtet | |
und Plätze besetzt. "Agua Sí, mina no", "Wasser ja, Bergbau nein", lautete | |
ihre Forderung. | |
Sie kämpfen dagegen, dass die größte Goldmine Lateinamerikas, die Mine | |
Yanacocha, erweitert werden soll. Denn dazu müssten vier Bergseen weichen | |
und durch Stauseen ersetzt werden; die Wasserversorgung vieler Menschen | |
würde gefährdet. | |
Vergangene Woche hat das Betreiberkonsortium den Rückzug angetreten. Man | |
werde mit der Bevölkerung einen "transparenten und respektvollen Dialog" | |
suchen, verbreiteten der US-Bergbaukonzern Newmont Mining, die peruanische | |
Buenaventura und die Weltbank-Tochter International Finance Corporation. | |
Rund 4,8 Milliarden US-Dollar wollte das Konsortium investieren und in 20 | |
Jahren elf Millionen Unzen Gold mit dem Einsatz von hochtoxischem Zyanid | |
aus dem Boden holen. Die Bevölkerung ging deshalb nicht zum ersten Mal auf | |
die Straße. 2004 wehrte sie sich gegen den Ausbau der Mine und den Abbau | |
des Quilish, eines Berges, unter dem die Wasseradern der Region vermutet | |
werden. | |
Und nicht nur in Cajamarca wird protestiert. Rund 250 Konflikte im Kontext | |
des Bergbaus haben Umwelt- und Sozialorganisationen in Peru registriert. | |
## Präsident im Dilemma | |
Umweltschützer sind skeptisch, dass der jetzige Stopp auch das Ende der | |
Conga-Pläne bedeutet. "Die Regierung hat sich bisher nicht klar geäußert", | |
sagt Julia Cuadros, Direktorin von CooperAcción, einer | |
Nichtregierungsorganisation, die sich seit 1997 für einen | |
ressourcenschonenden Bergbau einsetzt. | |
Ihrer Meinung nach befindet sich Präsident Ollanta Humala in einer | |
Zwickmühle: Im September setzte er binnen einer Woche ein Gesetz in Kraft, | |
nach dem indigene Gemeinschaften vor Bergbau- oder Energieinvestitionen auf | |
ihrem Gebiet vorab befragt werden müssen. | |
## Regierung ohne Stragien? | |
Und er schloss einen Kompromiss mit den Bergbaufirmen, nach dem diese als | |
Ausgleich für frühere Schäden und Vergünstigungen umgerechnet rund 900 | |
Millionen Euro für staatliche Sozialprojekte zahlen müssen. Cuadros geht | |
davon aus, dass Letzteres "dafür sorgt, dass die Regierung doch wieder | |
Druck bei der Umsetzung von Bergbauprojekten macht". | |
Mit ihrer Skepsis ist sie nicht alleine. Vor wenigen Tagen trat | |
Vize-Umweltminister José de Echave, ein angesehener Umweltschützer, mit der | |
Begründung von seinem Amt zurück, dass die Regierung eben keine Strategie | |
zur Lösung der Umweltkonflikte habe. | |
"Wir brauchen eine partizipative Politik und einen landesweiten | |
Flächennutzungsplan", sagt Javier Jahncke von der kirchlichen | |
Entwicklungsorganisation Fedepaz. Doch mit derartigen Initiativen tut sich | |
die Regierung schwer. Im Süden Perus mehren sich bereits die Stimmen, die | |
dem Präsidenten Verrat unterstellen und ihn als Steigbügelhalter des | |
Neoliberalismus bezeichnen. | |
4 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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