# taz.de -- Internet-Enquete-Kommission: Bis zum Ende uneinig | |
> Die Internet-Enquete-Kommission der Bundesregierung hat jetzt | |
> Handlungsempfehlungen zum Datenschutz vorgelegt. Das Problem: In allen | |
> wichtigen Fragen gab es keine Mehrheiten. | |
Bild: Einhellige Meinung zur Vorratsdatenspeicherung: ja, nein, vielleicht... | |
BERLIN dpa | Die Enquete-Kommission des Bundestags zur digitalen | |
Gesellschaft hat am Montag mit dem Datenschutz einen vierten Themenbereich | |
ihrer Arbeit abgehakt. Der Zwischenbericht musste aber teilweise | |
unvollständig bleiben, da weder Regierung noch Opposition in strittigen | |
Fragen eine Mehrheit fanden. Mehrfach stimmte ein von der FDP benannter | |
Sachverständiger mit den Reihen der Opposition, so dass es zum Patt kam. | |
Bereits die Vorbereitung der Handlungsempfehlungen an den Bundestag war in | |
mehreren Punkten von deutlichen Meinungsunterschieden geprägt. Bei der | |
Vorratsdatenspeicherung gab es eine Vielzahl an unterschiedlichen | |
Positionspapieren. Während die SPD eine 80-tägige Aufbewahrung von | |
IP-Adressen in der Internet-Kommunikation vorschlag, lehnten Gründe und | |
Linke eine Vorratsdatenspeicherung grundsätzlich ab. | |
Zuvor hatte sich das Gremium der Frage gewidmet, wie sich die Arbeitswelt | |
in der digitalen Gesellschaft entwickelt. Die Wirtschaftswissenschaftlerin | |
Ruth Stock-Homburg von der Technischen Universität Darmstadt warnte die | |
Abgeordneten und Sachverständigen vor zu viel Computertechnik im | |
beruflichen Alltag: "Die Digitalisierungswelle wird wie ein Pendel wieder | |
zurückschlagen, denn wir sind Menschen." Bisher werde zu wenig auf ethische | |
Fragen geachtet, die mit den technischen Veränderungen verbunden seien. | |
"Wenn etwas gegen die menschliche Natur ist, hat man Effizienzverluste - | |
eine reine Digitalisierung der Bürowelt wird sich nicht verwirklichen | |
lassen", sagte Stock-Homburg. Bei den sogenannten "Digital Natives", also | |
den bereits in die digitale Ära hineingeborenen Menschen, "fließen Arbeit | |
und persönliches Leben zunehmend zusammen". Da stelle sich die Frage, ob es | |
in Zukunft noch das Modell einer "Work-Life-Balance" geben werde. Darunter | |
wird die Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Karriere auf der einen sowie | |
Freizeit und Familie auf der anderen Seite verstanden. | |
## Deutschland ist kein Startup-freundliches Land | |
Das Modell der Arbeit in gemeinsamen virtuellen Räumen stellte Holger | |
Eggerichs vom Unternehmen Cloudsters vor. Solche "Coworking Spaces" sehen | |
die Gestaltung regionaler Arbeitsgemeinschaften vor, deren Mitglieder als | |
Mikro-Unternehmer oder Angestellte vor Ort zusammenarbeiten und ihre | |
jeweiligen Fähigkeiten austauschen. | |
"Deutschland ist leider immer noch kein Startup-freundliches Land", sagte | |
Heiko Hebig, der in der Verlagsgruppe des "Spiegels" für neue | |
Geschäftsfelder zuständig ist. Das Internet stelle alte Geschäftsmodelle | |
auf den Kopf. "Wir sollten nicht alte Geschäftsmodelle schützen, sondern | |
neue fördern", riet Hebig den jeweils 17 Abgeordneten und Sachverständigen | |
der Kommission. | |
Der Mathematiker und Philosoph Gunter Dueck bezeichnete Innovationen als | |
einen "Kampf mit Umwelteinflüssen" - hier müsse man muss neues Land | |
erkunden, oft durch ein Meer von Schwierigkeiten hindurch. "Unser Land muss | |
aufbrechen zu etwas, was wir wirklich von Herzen wollen", sagte Dueck. | |
Die Enquete-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft wurde im Mai 2010 | |
vom Bundestag eingesetzt. Ihre Arbeit ist auf zwei Jahre angelegt. Bereits | |
beschlossen wurden nunmehr Handlungsempfehlungen zur Medienkompetenz, zum | |
Urheberrecht, zur Netzneutralität und jetzt zum Datenschutz. Auch beim | |
Bericht zur Netzneutralität, also zu den Regeln für den Transport von Daten | |
im Internet, gab es bei den Abstimmungen im Oktober mehrfach eine | |
Patt-Situation. | |
13 Dec 2011 | |
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Schwerpunkt Überwachung | |
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beschließen. |