# taz.de -- Mutmaßliche Naziterroristin Zschäpe: Knallharte Überzeugungstät… | |
> Beate Zschäpe war weit mehr als eine Mitläuferin. Den Ermittlern zufolge | |
> war sie eng in die Neonazi-Terrorzelle eingebunden – bis hin zum "letzten | |
> propagandistischen Akt". | |
Bild: Mittendrin statt nur Mitläuferin: Beate Zschäpe auf dem Fahndungsfoto z… | |
BERLIN/HAMBURG taz | Viel ist spekuliert worden, die Beweise reichten | |
womöglich nicht, um Beate Zschäpe die Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe | |
nachzuweisen. Doch anders als manche Medien zeigte sich Generalbundesanwalt | |
Harald Range stets zuversichtlich. Die Beweislage gegen die 37-Jährige | |
verdichte sich, soll er vor kurzem im Innenausschuss gesagt haben. | |
In einer Stellungnahme der Anklagebehörde zu einer Haftbeschwerde von | |
Zschäpes Anwälten sind auf 23 Seiten Indizien aufgelistet, wie eng sie in | |
den "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) eingebunden war. Laut dem | |
Dokument, das der taz vorliegt, war sie keine Mitläuferin, sondern | |
knallharte Überzeugungstäterin - auch wenn sie wohl nicht selbst schoss. | |
Die beiden Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, mit denen Zschäpe 1998 | |
abtauchte, seien "ihre Familie" gewesen, soll Zschäpe demnach selbst gesagt | |
haben. In der auf ihren Namen gemieteten Bombenbaugarage in Jena fanden die | |
Ermittler damals nicht nur vier Rohrbomben, sondern auch eine Diskette mit | |
einer Textdatei: "Alidrecksau wir hassen dich". Zweieinhalb Jahre später | |
sollte der NSU seinen ersten Mord an einem türkischstämmigen Händler | |
begehen. | |
Zschäpe benutzte nach dem Untertauchen mindestens neun Tarnnamen, so die | |
Bundesanwaltschaft. Als "Lisa P." zahlte sie die Miete für die erste | |
Zwickauer Wohnung des Trios in der Polenzstraße, in der sie bis 2008 | |
unterkamen. Auf einer Überweisung für die letzte Wohnung in der | |
Frühlingsstraße stand der Deckname "Lisa D.". | |
Am schwersten belastet wird Zschäpe durch die Aussage des in Haft sitzenden | |
mutmaßlichen Helfers Holger G.: Er habe dem Trio eine Waffe nach Zwickau in | |
den Untergrund gebracht - beim Probe-Durchladen sei Zschäpe mit dabei | |
gewesen. Und auch als es darum ging, einen gefälschten Reisepass für Uwe | |
Böhnhardt zu besorgen, sei Zschäpe mit auf dem Amt gewesen. | |
## Propagandavideo verschickt | |
Schließlich soll sie auch das Wohnmobil, das Mundlos und Böhnhardt für | |
ihren letzten Banküberfall am 4. November benutzten, angemietet haben. Dies | |
stütze den Verdacht, dass sie in die "Raubtat zur Finanzierung des NSU" | |
eingeweiht war, so die Karlsruher Ankläger. | |
Nach dem Tod von Böhnhardt und Mundlos soll Zschäpe dann als "letzten | |
propagandistischen Akt" das Bekennervideo des NSU verschickt haben. Auch | |
wenn auf den Umschlägen keine DNA gefunden wurde, wie es in | |
Sicherheitskreisen heißt, deuteten auch die Poststempel auf sie als | |
Absenderin. Zschäpe war am Tag nach dem Tod ihrer Komplizen nach Chemnitz, | |
Leipzig und Eisenach gefahren und dann mit der Bahn weiter nach Bremen und | |
Magdeburg. Warum ausgerechnet in diese Städte, ist offen. | |
Genauso ungeklärt ist bisher, was es mit einer gefälschten Mitgliedskarte | |
eines Tennisclubs im Nürnberger Norden auf sich hat, der auf Zschäpes | |
Tarnnamen "Mandy S." ausgestellt war und im Schutthaus in Zwickau gefunden | |
wurde. Hielt sie sich in der Stadt auf? Und falls ja, wann? | |
Die Antwort darauf könnte ihre Rolle bei den Mordtaten entscheidend | |
aufhellen. Denn: In Nürnberg haben die Neonazis zwischen 2000 und 2005 drei | |
Morde begangen. | |
Die in Untersuchungshaft sitzende Beate Zschäpe schweigt nach wie vor zu | |
den Vorwürfen. Ihre beiden Verteidiger wollten am Dienstag keine | |
Stellungnahme abgeben. | |
24 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
W. Schmidt | |
A. Speit | |
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