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# taz.de -- US-Gesetzentwurf gegen Open Access: Wissenschaft soll teuer bleiben
> Die freie Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse im Internet
> könnte drastisch eingeschränkt werden. Ein Gesetzentwurf dazu liegt dem
> US-Repräsentantenhaus vor.
Bild: Ausschnitt des Elsevier-Firmenlogos. Der Verlag nimmt für Jahresabos zum…
Ein Gesetzentwurf der Demokratin Carolyn Maloney und des Republikaners
Darrell Issa führt zurzeit zu heftigen Debatten in der
US-Wissenschaftsgemeinde. Der Research Works Act würde es öffentlichen
Institutionen in den USA verbieten, Richtlinien für die Veröffentlichung
von Forschungsergebnissen im Internet vorzusehen.
Es ist ein Angriff auf die bisherige Praxis der National Institutes of
Health (NIH). Die US-Gesundheitsbehörde verlangt, dass alle von ihr
geförderten Studien nach spätestens einem Jahr der Öffentlichkeit auf der
Internetplattform PubMed zur Verfügung gestellt werden.
Viele Wissenschaftler sind Verfechter der Idee des Open Access, was
bedeutet, dass Forschungsergebnisse, Studien und Fachartikel im Internet
kostenfrei verfügbar sind. Die Idee, dass der freie Austausch von
Informationen zum Kern des Wissenschaftsgedankens gehört, findet jedoch
wenig Freunde bei den wissenschaftlichen Fachverlagen. Diese sehen ihr
Geschäftsmodell gefährdet.
Die Richtlinie der National Institutes of Health war einer der größten
Erfolge der Open-Access-Bewegung. Vom Steuerzahler geförderte Forschung
solle allen kostenlos zur Verfügung stehen, so die Forderung. Die
Richtlinie war letztendlich ein Kompromiss. Für zwölf Monate bleibt den
Fachmagazinen die Möglichkeit, mit den publizierten Artikeln Geld zu
verdienen. Mit dem Research Works Act wird nun versucht, Richtlinien wie
diese zu verbieten.
## Dubiose Spenden vom Fachverlag
[1][Michael Eisen, Evolutionsbiologe] und einer der engagiertesten
Befürworter von Open Access, sieht den Fachverlag Elsevier hinter dem
Gesetzentwurf. Elsevier hat seinen Sitz im Wahlkreis von Carolyn Maloney.
Der Verlag hat die demokratische Repräsentantin in der Vergangenheit
vielfach mit Spenden bedacht. Eisen betont, dass von der NIH-Regelung vor
allem Patienten und Selbsthilfegruppen profitieren, die somit direkten
Zugriff auf wissenschaftliche Erkenntnisse der Medizin haben.
Der Research Works Act ist nicht der erste Vorstoß dieser Art. Bereits
2008, kurz nachdem die Gesundheitsbehörde ihre Richtlinie veröffentlicht
hatte, wurde ein vergleichbarer Gesetzentwurf im Repräsentantenhaus
diskutiert. Dieser wurde jedoch nie verabschiedet.
Forschungsergebnisse werden üblicherweise in wissenschaftlichen
Fachmagazinen veröffentlicht, die einer sogenannten Peer Review
unterliegen. Jeder Artikel wird vor der Veröffentlichung auf Korrektheit
oder offensichtliche Fehler überprüft. Peer Review gilt als die tragende
Säule seriöser Wissenschaft.
Die Reviewer selbst sind meist andere Wissenschaftler, die an Universitäten
arbeiten und somit nicht von den Verlagen, sondern von der Allgemeinheit
bezahlt werden. Die Aufgabe der Fachjournale besteht alleine darin, die
Review zu organisieren. Die Fachverlage lassen sich oft fürstlich für ihre
Arbeit bezahlen. Preise zwischen 15 und 30 Dollar für das Lesen eines
einzelnen Artikels sind nicht ungewöhnlich, Universitätsbibliotheken zahlen
viel für Abos der Fachzeitschriften.
Viele Wissenschaftler sind selbst wenig glücklich mit der Praxis der
Fachverlage. Sie würden es gerne sehen, wenn ihre Forschung mehr Menschen
zugänglich ist. Meist ist es ihnen jedoch nicht einmal erlaubt, ihre
bereits veröffentlichten eigenen Artikel auf ihrer Internetseite zu
veröffentlichen. Die mit den Fachverlagen geschlossenen Verträge schließen
das oftmals aus.
Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich daher Open-Access-Publikationen, die
von vornherein nur auf die frei zugängliche Veröffentlichung im Internet
setzen. Die Zahl der Open-Access-Journale mit Peer Review nimmt zu und
Forschung gilt keineswegs als weniger wert, wenn sie in einer solchen
Publikation veröffentlicht wurde.
27 Jan 2012
## LINKS
[1] http://www.michaeleisen.org/blog/?p=807
## AUTOREN
Hanno Böck
## TAGS
Wikipedia
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