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# taz.de -- Facebooks Timeline: Der Ex-Ex-Freund? Gefällt mir!
> Jeder weiß, was wer auf Facebook letzten Sommer getan hat, wenn die
> Timeline da ist? Nicht doch. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum
> neuen Look.
Bild: In einem Video zeigt Don Draper (Mad Men) seine Timeline.
Facebook verpasst jetzt allen Nutzern auf ihren Seiten eine sogenannte
Timeline. Was genau ist das eigentlich?
Die Timeline, in der deutschen Version heißt sie Chronik, ist eine neue
Darstellungsform für die Profile der Nutzer des sozialen Netzwerks
Facebook. Es werden alle Ereignisse zeitlich sortiert - also Statusupdates,
bestätigte Freundschaften, Pinnwandeinträge oder auch Meldungen zum
Partnerstatus, neue Einträge in den Angaben zur eigenen Person oder Fotos.
Oben steht jeweils das neuste Update, dahinter folgen alle älteren
Einträge, rückwärts aufgelistet bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Nutzer
sein Facebookkonto angelegt hat. Wer möchte, kann auch bis zum Zeitpunkt
seiner Geburt zurück Daten, Fotos und Ereignisse an Facebook verfüttern.
Wann kommt das?
Bisher kann jeder Nutzer die Chronik schon freiwillig anlegen. In den
kommenden Wochen will Facebook nach und nach alle Profile umstellen, egal
ob der Nutzer das will oder nicht.
Warum macht Facebook das?
Mit der neuen Profilansicht soll eine ganz neue Art von Anwendungen kommen:
Timeline-Apps heißen sie, und sie sollen dafür sorgen, dass die Nutzer noch
mehr voneinander mitbekommen können. Mittels dieser Anwendungen könnte man
zum Beispiel in sein Facebookprofil automatisiert Informationen laufen
lassen, welche Musik man gerade hört, welche Artikel der Nutzer liest,
welchen Film sie gerade schaut oder welches Produkt er gerade gekauft hat.
Facebook will anhand dieser Informationen noch genauere Werbung an die
Nutzer ausliefern können - dafür analysiert es alles, was in die Timeline
hineinfließt. Facebook bietet seinen Werbekunden gegen Geld die
Möglichkeit, anhand der Daten der Nutzer diese mit Anzeigen auf der
Plattform zu bespielen.
Was soll an der Chronik schlimm sein?
Für die Nutzer heißt die Einführung, dass viele Einträge, die vielleicht
schon vergessen schienen, plötzlich wieder einfach für die anderen Nutzer
verfügbar werden. Wer beispielsweise vor drei Jahren seinen
Partnerschaftsstatus auf "Es ist kompliziert" geändert hat, will vielleicht
nicht mehr, dass das heute noch abrufbar ist. Und auch die ein oder andere
kleine alte Anmerkung über Mitmenschen, Arbeitgeber oder Politik gehört
vielleicht nicht in das öffentliche Langzeitgedächtnis im Internet.
Dann weiß also künftig jeder, was ich letzten Sommer getan habe?
Nein. Nur wenn du darüber in deinem Facebook-Profil berichtet hast. In dem
Fall kann dann aber jeder deiner Freunde nicht nur sehen, was du letzten
Sommer, sondern auch, was du im Frühling, im Winter oder im April vor
vielen Jahren getan hast.
Oh! Kann dann auch jeder sehen, wer vor fünf Jahren mal mein
Lebensabschnittsbegleiter war?
Ja. Und jeder kann auf "gefällt mir" drücken oder das kommentieren.
Was sagen die Kritiker?
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar sagt, dass Facebook hier nun
eine "rote Linie" überschreiten würde: Nutzer würden nun beinahe lückenlos
erfasst. Tatsächlich könnte man meinen, dass sich User, die alle
Möglichkeiten nutzen und zudem automatisiert verraten, wo sie sich in der
Fleischwelt aufhalten, möglichst viele Timeline-Anwendungen nutzen und
entweder häufig aktiv Fotos und Videos hochladen oder Freunde haben, die
das für sie übernehmen, so eine Art eigene Stasiakte bauen. Mit dem
Unterschied, dass sie nicht in irgendwelchen Regalen verstaubt.
Was sagen die Befürworter?
Die Befürworter sehen vor allem die Möglichkeiten, die mit den
Timeline-Anwendungen kommen. Mit diesen lassen sich bestimmte Dinge
einfacher mit anderen Menschen "teilen". Manche argumentieren auch, dass
mit der Chronik klarer würde, was Facebook alles über einen weiß.
Aber ich kann doch meine heiklen Einträge später noch löschen, oder?
Klar. Aber je länger und intensiver man Facebook benutzt hat, umso
aufwendiger wird es, diese Inhalte zu entfernen.
Wer kann das alles sehen?
Das kommt auf die eigenen Einstellungen an. Naturgemäß sieht Facebook als
Betreiber alles. Aber ansonsten müssen sich die Nutzer selbst Gedanken
darüber machen, welche Freunde sie in welchen Listen organisieren. Und dann
sollten sie die Inhalte nur für diese Listen freigeben. Insbesondere
rückwirkend kann das eine Menge Arbeit machen. Zum Glück kann man die
Sichtbarkeit älterer Beiträge aber auch pauschal einschränken.
Und was mach ich jetzt?
Wer auf Facebook nicht verzichten will, sollte sich einen Tee kochen, etwas
Zeit mitbringen und auf jeden Fall [1][Facebook.com/privacy] aufrufen und
dort seine Einstellungen überprüfen.
2 Feb 2012
## LINKS
[1] http://+Facebook.com/privacy
## AUTOREN
Falk Lüke
## TAGS
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