# taz.de -- Prüfbericht aus Irland: Facebook jetzt ganz offen | |
> Nach einer Betriebsprüfung bei Facebook Irland stimmt der Konzern einer | |
> Liste von Verbesserungen zu. Die Mitglieder sollen mehr über ihre | |
> gespeicherten Daten erfahren. | |
Bild: Immer unter Beobachtung: Facebook. | |
Mehrere Wochen hat der irische Datenschutzbeauftragte Billy Hawkes Vorwürfe | |
gegen Facebook Irland prüfen lassen. Jetzt hat er seinen [1][Prüfbericht | |
veröffentlicht]. Das Dokument ist 149 Seiten lang und es enthält eine lange | |
Liste von Versprechen. Facebook gelobt, sich in fast allen Punkten zu | |
bessern. | |
Hat Facebook nun also gegen irisches Datenschutzrecht verstoßen, wurde | |
Hawkes in einer Telefonkonferenz mit Facebook-Vertretern, Datenschützern | |
und Journalisten gefragt. So direkt wollte er sich dazu nicht äußern. Nur | |
so viel: "Wenn Facebook sich an unsere ziemlich anspruchsvollen | |
Empfehlungen hält, ist es eher unwahrscheinlich, dass wir einen | |
Gesetzesverstoß feststellen." Hawkes fordert unter anderem, dass gelöschte | |
Mails auch auf den Servern des Unternehmens gelöscht werden. Bis zum Juli | |
2012 soll der Konzern die umfangreichen Änderungen alle umsetzen. | |
Bei der Gesichtserkennung, die Facebook im Sommer eingeführt hatte, | |
bemängelt der Datenschutzbeauftragte in seinem Bericht, die Einführung | |
hätte auf "angemessenere Weise" erfolgen sollen. Das Netzwerk will seine | |
europäischen Nutzer laut dem Prüfbericht spätestens in der ersten | |
Januarwoche 2012 noch einmal klar in die Gesichtserkennung, die das | |
Netzwerk "suggested tagging" nennt, einwilligen lassen. Dazu soll auf den | |
einzelnen Mitgliederseiten eine deutlich sichtbare Benachrichtigung | |
erscheinen – mit der Möglichkeit sich dafür oder dagegen zu entscheiden. | |
Außerdem sollen Facebook-Nutzerinnen künftig wesentlich einfacher Einblick | |
in ihre gespeicherten Profildaten erhalten. Angestoßen hat die Untersuchung | |
in Irland schließlich auch ein österreichischer Student namens Max Schrems. | |
Er hatte Facebook-Mitarbeiter so ausdauernd genervt, bis sie ihm eine | |
ausführliche Liste seiner gespeicherten Facebook-Daten schickten. Weil | |
Facebook unter anderem Mails weiter speicherte, die er gelöscht hatte, und | |
ihm bestimmte Informationen weiter vorenthielt, hatte Schrems mehrere | |
Anzeigen beim irischen Datenschutzbeauftragten eingereicht. "Die extrem gut | |
recherchierten Beschwerden haben uns sicher geholfen, uns auf einige | |
Aspekte zu konzentrieren", sagte Hawkes dazu. | |
## "Positiv überrascht" | |
Der Prüfbericht enthält nun eine lange Liste mit Profil-Informationen, die | |
entweder im sogenannten "Activity Log" angezeigt werden sollen – einer | |
Funktion der neuen Facebook-Chronik - oder von Facebook in den kommenden | |
Monaten zum Download bereitgestellt werden. Dazu sollen auch IP-Adressen | |
und Gesichtserkennungsdaten zählen. Der irische Datenschutzbeauftragte wird | |
überprüfen, ob all die Informationen tatsächlich bis Juli 2012 zur | |
Verfügung gestellt werden. Nach Max Schrems hatten 40.000 andere Nutzer | |
ihre Profildaten angefordert, aber viele haben bisher keine erhalten. Max | |
Schrems sagte, er sei von dem Bericht "positiv überrascht". | |
Bis zum Juli 2012 soll es auch besser Möglichkeiten geben, einzelne | |
Elemente wie Freundesanfragen oder "Pokes" tatsächlich aus dem Profil zu | |
löschen. | |
Zuletzt hatte auch der Verdacht für zahlreiche Medienberichte gesorgt, dass | |
Facebook über Cookies die Surfwege seiner Nutzer aufzeichne oder sogenannte | |
"Schattenprofile" anlege. Anzeichen für solche "Schattenprofile" habe man | |
keine gefunden, heißt es im Bericht des irischen Datenschützers. | |
## Untersuchung auch in den USA | |
Der Konzern verspricht nun außerdem, die Daten, die es mit seinen "Social | |
Plugins" erhebt, bei Facebook-Mitgliedern, die sich ausgeloggt haben oder | |
bei Nicht-Facebook-Mitgliedern nach zehn Tagen zu anonymisieren und nach 90 | |
Tagen zu löschen. Bei Facebook-Mitgliedern sollen die Daten nach 90 Tagen | |
"aggregiert und/oder anonymisiert werden". | |
Die kleinen Datenkekse legt der Konzern auf den Rechnern der Nutzer ab. So | |
kann Facebook derzeit verfolgen, welche Seiten mit eingebautem | |
Facebook-Daumen die Nutzer besuchen – auch wenn sie bei Facebook längst | |
ausgeloggt sind. Der Blogger Nik Cubrilovic hat das [2][ausführlich | |
dokumentiert]. Auch Mitarbeiter des Hamburger Datenschutzbeauftragten haben | |
eine Analyse der Facebook-Cookies veröffentlicht. | |
In der Zwischenzeit sind auch Kongressabgeordnete aus den USA auf die | |
Problematik aufmerksam geworden. Mehrere Abgeordnete um Cliff Stearns haben | |
am 8. Dezember einen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg geschickt und | |
fragen darin, welche Nutzer-Aktivitäten seiner Mitglieder und anderer | |
Surfer Facebook aufzeichne: "What browsing or tracking information does | |
Facebook collect for both users and non-users?" | |
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hatte Facebook im | |
Herbst öffentlich wegen der Gesichtserkennung angegriffen, die nun auch das | |
Netzwerk Google+ eingeführt hat. Caspar hat mittlerweile ein | |
Facebook-Watchblog aufgesetzt und veröffentlicht dort seit November auch | |
[3][Gesprächsprotokolle], die seine Verhandlungen mit Facebook-Vertretern | |
zusammenfassen. | |
21 Dec 2011 | |
## LINKS | |
[1] /download/Facebook_Ireland_Audit_Report_Final.pdf | |
[2] http://nikcub.appspot.com/posts/logging-out-of-facebook-is-not-enough | |
[3] http://www.datenschutz-hamburg.de/news/detail/article/watchblog-facebook-co… | |
## AUTOREN | |
Johannes Gernert | |
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