| # taz.de -- Kommentar deutsche Rohstoffpolitik: Recyceln ist alternativlos | |
| > Anstatt eine forcierte Rohstoffbesschaffungspolitik zu fahren, sollte | |
| > noch mehr Kraft ins Recyclen gesteckt werden. Auch Deutschland kann sich | |
| > darin noch deutlich verbessern. | |
| Bild: Jetzt noch Dose, bald schon Fahrrad. | |
| Die globalen Machtverhältnisse verschieben sich, und zwar zu Ungunsten von | |
| Europa. Kaum ein Feld macht das so deutlich wie die Rohstoffpolitik. Arme | |
| Länder, die über Rohstoffvorräte verfügen, betrachten ihre Metalle und | |
| Mineralien mit neuen Ansprüchen. Kasachstan will sie - wie bisher Öl und | |
| Gas - nicht nur für gutes Geld verkaufen, sondern auch die eigene | |
| Wirtschaft entwickeln. Bolivien mit seinen großen Lithiumvorräten handelt | |
| ähnlich. | |
| Ganz zu schweigen von den Schwellenländern. Längst sind China, Brasilien | |
| oder Indien nicht mehr nur große Rohstoffproduzenten, sondern auch große | |
| Rohstoffkonsumenten. Seltenerdmetalle, Kupfer und Aluminium werden vor Ort | |
| gefördert und verarbeitet. Europas Industrie steht inzwischen am Rand. | |
| Unternehmen und Regierung in Deutschland versuchen daher, mit einer | |
| forcierten Beschaffungspolitik im Rennen zu bleiben. Die Rohstoffallianz, | |
| eine Einkaufsgemeinschaft großer deutscher Unternehmen, ist so ein Versuch, | |
| die bilateralen Rohstoffpartnerschaften mit der Mongolei oder Kasachstan | |
| ein anderer. | |
| Ob diese beiden Instrumente die gewünschten Ergebnisse bringen, ist | |
| indessen offen. Im Zweifel entscheiden allerdings nicht bilaterale | |
| Abkommen, sondern die Realitäten des Weltmarktes über Angebot und Preis von | |
| Rohstoffen. | |
| Es ist daher ein strategischer Fehler, nicht alle Kraft in den Zugang zu | |
| hiesigen Rohstoffvorkommen zu stecken: ins Recycling, um eine | |
| Kreislaufwirtschaft zu organisieren, die diesen Namen auch verdient. | |
| Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht ist Deutschland auf diesem Feld | |
| keineswegs so weit entwickelt, dass hier nichts mehr zu holen wäre. | |
| Wir brauchen bessere Sammelsysteme und müssen Produkte entwickeln, die sich | |
| - anders als die derzeitigen Handys oder Laptops - für eine erneute | |
| Verwendung auch eignen. Eine Kreislaufwirtschaft ist längst nicht mehr nur | |
| eine ökologische, sondern schlicht eine ökonomische Notwendigkeit. | |
| 6 Feb 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Heike Holdinghausen | |
| ## TAGS | |
| Aluminium | |
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