# taz.de -- RWE-Manager verharmlost den Klimawandel: Der Klima-Sarrazin | |
> Nicht CO2 ist schuld am Klimawandel, sondern die Sonne: Fritz Vahrenholt, | |
> SPD-Mitglied und RWE-Manager, verbreitet in seinem Buch "Die kalte Sonne" | |
> provokante Thesen. | |
Bild: Hat Angst vor der "kalten Sonne" (und sieht Thilo S. verdammt ähnlich): … | |
Möglicherweise steht Deutschland wegen Fritz Vahrenholt vor ein Debatte | |
über den Klimawandel, die ähnlich unfruchtbar, sinnlos und rückwärtsgewandt | |
ist wie die Sarrazin-Diskussionen. Vahrenholt, 62-jähriger Manager des | |
Atomkonzerns RWE, wirft bald ein Buch mit dem Titel "Die kalte Sonne" auf | |
den Markt, in dem er behauptet, dass es den Klimawandel in der heute | |
diskutierten Form nicht gibt. | |
Die Grundthese: Die vom Menschen produzierten Klimagase sind lange nicht so | |
schlimm, wie bisher angenommen - stattdessen spielt die Sonne und ihre | |
periodisch schwankende Strahlungsintensität eine viel entscheidendere | |
Rolle. Das Klima kühle sich in den nächsten Jahren sogar ab, behauptet | |
Vahrenholt. Die Konsequenzen: Die gegenwärtigen Bemühungen um Klimaschutz | |
sind ziemlich nutzlos, weil die Sonne eben tut, was sie tut. Bild ist schon | |
eingestiegen, spricht von der CO2-Lüge, der Spiegel führt ein kontroverses | |
Interview mit dem Autor. | |
Vahrenholts provokante Thesen plus seine verschlungene Vita verschmelzen zu | |
einer Story mit Verkaufswert: Da ist einer, der auf beiden Seiten stand, | |
eine quasi neutrale Instanz. "Die Klimadebatte hat ja mitunter | |
inquisitorische Züge", sagt er im Spiegel-Interview. Rezept Tabubrecher. | |
1978 hat das funktioniert, Vahrenholts Buch "Seveso ist überall" erscheint. | |
Es erzählt von den Gefahren, die von der chemischen Industrie ausgehen. Ein | |
Bestseller für die Ökobewegung in Deutschland. | |
Als es erscheint, ist Vahrenholt, SPD-Mitglied seit 1969, bereits | |
verheiratet, promovierter Chemiker, Referatsleiter "Chemische Industrie" | |
beim Umweltbundesamt. 1991 wird er in Hamburg Umweltsenator, 1998 wechselt | |
er die Seiten in den Vorstand der Deutschen Shell AG und erzählt der Zeit | |
später, er diskutiere mit seinen Söhnen nächtelang über Energiepolitik. | |
2001 wird Vahrenholt Chef des Windanlagenbauers Repower und spricht sich | |
gegen den Atomausstieg der damaligen rot-grünen Regierung aus. | |
2008 schließlich wird er Chef von RWE Innogy, der Regenerativsparte des | |
Stromkonzerns - und geißelt den erneuten Atomausstieg. Bald scheidet er aus | |
dem Job aus, genug Zeit, mit maximaler Medienpräsenz etwas für die Auflage | |
des neuen Buchs zu tun. | |
7 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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