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# taz.de -- Tepco redet Zwischenfälle klein: Temperatur in Fukushima-Meiler st…
> An den japanischen Unglücks-Reaktoren häufen sich bedenkliche Vorfälle,
> immer wieder entweicht Strahlung. Die Regierung und Tepco beteuern, alles
> sei "unter Kontrolle".
Bild: Zesrtört: Ein Reaktor nach dem Super-Gau in Fukushima.
TOKIO taz | Offiziell sind die weitgehend zerstörten Reaktoren von
Fukushima seit Mitte Dezember "unter Kontrolle". Doch immer wieder kommt es
in der Atomanlage zu Zwischenfällen, die einen ganz anderen Eindruck
hervorrufen. So ist die Temperatur im Reaktor 2 seit Anfang Februar um mehr
als 20 Grad auf 72 Grad Celsius gestiegen, ohne dass der Betreiber Tepco
dafür eine Erklärung hat.
Am Dienstag wurde deswegen die Kühlwasserzufuhr um ein Drittel auf 13,5
Tonnen pro Stunde erhöht. Danach sei die Temperatur innerhalb von fünf
Stunden um drei Grad gefallen, erklärte Tepco-Sprecher Junichi Matsumoto.
Zudem wurde Borsäure in den Reaktor eingeleitet. Dadurch lassen sich
Neutronen abbremsen und spontane Kettenreaktionen verhindern.
Aber es gibt auch Nebenwirkungen: Wegen des undichten Sicherheitsbehälters
steigt auch das radioaktive Wasser in den Untergeschossen des
Reaktorgebäudes. Am 1. Februar standen in allen drei Häusern noch 95.000
Kubikmeter hoch verstrahlte Brühe - so viel wie 38 Schwimmbäder voll.
Die Probleme bestätigen Kritiker, die die Reaktoren weiter für instabil
halten. "Man hat die ,kalte Abschaltung' im Dezember zu früh erklärt",
meinte Tetsuo Ito, Chef des Nuklearforschungsinstituts der Universität
Kinki. Umweltminister Goshi Hosono vermutet, dass Arbeiten im Gebäude dafür
verantwortlich seien. Der Tepco-Sprecher spielte das Problem herunter. Die
Temperatur von 40 Grad am Reaktorboden sei unverändert.
## "Natürliche" Kernspaltung
Solche Beteuerungen stoßen in der japanischen Öffentlichkeit auf
unveränderte Skepsis, wird doch die Liste der Vorfälle immer länger: Im
Dezember hatte Tepco das Zerfallsprodukt Xenon im Gas von Reaktor 2
entdeckt, jedoch von "natürlicher" Kernspaltung gesprochen. Vorige Woche
war an der Wasseraufbereitungsanlage ein Leck aufgetreten. Dabei entwich
genug Betastrahlung, um die Strahlenkrankheit auszulösen.
Wenige Tage zuvor waren 8,5 Tonnen radioaktives Wasser ausgetreten. Dafür
machte Tepco rund 30 Lecks in gefrorenen Wasserleitungen verantwortlich -
der Betreiber hat überwiegend Plastikschläuche verlegt, um Geld und Zeit zu
sparen. Mitte Januar war die radioaktive Strahlung auf dem AKW-Gelände um
den Faktor sechs in die Höhe gesprungen. Nach Tepco-Angaben wurden 70
Millionen Becquerel freigesetzt, als Arbeiter Trümmer entfernten und dabei
große Mengen strahlenden Staub aufwirbelten.
7 Feb 2012
## AUTOREN
Martin Fritz
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
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