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# taz.de -- Iran und der Westen: Mehr Atom und weniger Öl
> Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad weiht gleich drei neue Atomprojekte
> ein. Zugleich kündigt er einen Öllieferstopp nach Europa an.
Bild: Ein Poster der beiden Ajatollahs Ali Khamenei und Ruhollah Khomeini in de…
BERLIN taz | Im seit Wochen eskalierenden Atomstreit begeht Teheran, statt
einzulenken, offenbar die Flucht nach vorn. Trotz der internationalen
Forderung, das Atomprogramm einzustellen, hat der Iran am Mittwoch gleich
drei neue Projekte eingeweiht.
In Natans wurde eine neue Anlage zur Urananreicherung in Betrieb genommen.
In der Hauptstadt Teheran wurden in einem medizinischen Forschungsreaktor
erstmals Brennstäbe installiert, die im Iran hergestellt wurden.
Schließlich weihte Präsident Mahmud Ahmadinedschad in der unterirdischen
Atomanlage Fordo, 140 Kilometer von Teheran entfernt, neuartige Zentrifugen
ein, die mit größeren Produktionskapazitäten weitaus schneller als die
älteren Modelle Uran anreichern können. Die Zentralfeier fand in Teheran
statt.
Die beiden anderen Projekte wurden per Videokonferenz eingeweiht. Die
Einweihung sollte der Nachrichtenagentur Isna zufolge zeigen, dass die
Islamische Republik sich nicht durch Sanktionen und Kriegsdrohungen
einschüchtern lässt. Bereits am 12. Februar hatte Ahmadinedschad auf einer
Kundgebung zum 33. Jahrestag der islamischen Revolution bezüglich des
iranischen Atomprogramms "Überraschungen" angekündigt, die "die Welt in
Stauen versetzen werden".
Die Europäische Union hatte am 23. Januar beschlossen, auf Ölimporte aus
dem Iran zu verzichten, um Teheran zum Einlenken zu bewegen. Befürchtet
wird, dass der Iran seine Forschungen nutzt, um die Atombombe zu bauen. Das
Embargo soll erst am 1. Juli in Kraft treten, damit die besonders vom
iranischen Öl abhängigen EU-Länder in der Übergangszeit sich um
Ersatzlieferungen bemühen können.
Als Reaktion darauf hatte der Iran am Mittwoch zunächst angekündigt den
Ölexport für sechs europäische Länder sofort einzustellen. Das hatte der
staatliche englischsprachige Sender Press TV berichtet. Betroffen seien die
Niederlande, Griechenland, Portugal, Italien, Frankreich und Spanien. Dem
widersprach der arabischsprachige Fernsehsender al-Alam. Nach dessen
Darstellung hat der Leiter der Westeuropa-Abteilung im Außenministerium,
Hassan Tadschik, den Botschaftern der sechs EU-Staaten versichert, dass der
Iran die Exporte "vorerst" nicht stoppen werden - "aus humanitären Gründen
und wegen der Kälte".
Ein Lieferstopp würde insbesondere Griechenland treffen, das ohnehin unter
der Schuldenkrise zu leiden hat. Das Land bezieht mehr als 30 Prozent
seines Ölbedarfs zu günstigen Preisen aus dem Iran.
15 Feb 2012
## AUTOREN
Bahman Nirumand
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