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# taz.de -- Atomanlagen in Iran: Kontrolleure sind frustriert
> Iran verweigert den IAEO-Inspekteuren den Zugang zu einer Militäranlage.
> Auch ein gemeinsames Dokument zu anstehenden Fragen sei nicht zustande
> gekommen.
Bild: Chefinspekteur Herman Nackaerts ist nicht zufrieden mit seiner Mission im…
BERLIN taz | Zwei Tage lang bemühten sich Inspektoren der internationalen
Atombehörde (IAEO) in Teheran um die Erlaubnis, die Militäranlage Parchin
zu besuchen - vergeblich. Gestern Abend verließen sie den Iran wieder. Die
Regierung habe dem Team, das unter der Leitung des Chefinspekteurs Herman
Nackaerts am Montag in der Hauptstadt eingetroffen war, die Inspektion der
Einrichtung verweigert, berichtete IAEO-Chef Yukiya Amano in Wien.
"Wir sind in einer konstruktiven Haltung herangegangen, aber es wurde keine
Einigung erzielt", sagte Amano. Nach Angaben von Diplomaten in Wien ist die
Behörde zwar frustriert, würde jedoch "sinnvolle Gespräche" auch in Zukunft
nicht ablehnen.
Es war bereits der zweite Besuch eines IAEO-Teams im Iran innerhalb eines
Monats. Er sei enttäuscht, dass Teheran weder beim ersten noch beim zweiten
Besuch den Inspekteuren den Zugang zu der Anlage Parchin ermöglicht habe,
sagte Amano. Die Atombehörde hegt den Verdacht, in der Einrichtung seien
möglicherweise nukleare Raketensprengköpfe getestet worden. Dort soll sich
ein verdächtiger Metallbehälter befinden, in dem solche Tests durchgeführt
worden seien, hieß es in einem IAEO-Bericht.
Die Inspekteure hätten sich zudem intensiv darum bemüht, ein gemeinsames
Dokument zu erarbeiten, das anstehende Fragen zum iranischen Atomprogramm
und insbesondere dessen mögliche militärische Dimensionen hätte beantworten
können, erklärten die Experten. Auch darüber sei leider keine Einigung
erzielt worden.
## Iraner sind zufrieden
Positiver bewertete Irans IAEO-Botschafter, Ali Asghar Soltanieh, den
Besuch der Kontrolleure: Die Gespräche mit der Delegation seien "intensiv"
gewesen und man habe sich geeinigt, diese in Zukunft fortzusetzen, sagte er
in Wien. Zuvor hatte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Rahim
Mehmanparast, erklärt, bei dem zweitägigen Besuch gehe es nicht um
Inspektionen der Atomanlagen, sondern "um Gespräche über einen Rahmen zur
Fortsetzung des Dialogs" mit der IAEO.
Iranische Medien berichteten am Mittwoch, die Enttäuschung der Experten sei
unbegründet, denn bei der Anlage Parchin handele es sich um ein
militärisches Sperrgebiet, in dem tatsächlich Raketen und Waffen getestet
werden. Parchin habe jedoch mit dem Atomprogramm nichts zu tun und sei
daher auch für Inspekteure nicht zugänglich. Zudem hätten die Experten mit
verantwortlichen iranischen Atomwissenschaftlern Gespräche führen wollen,
deren Schutz besonders wichtig sei, weil bereits vier von ihnen
Terroranschlägen zum Opfer gefallen seien.
"Iran ist der Meinung, dass die IAEO Informationen über iranische
Atomwissenschaftler an den israelischen und andere Geheimdienste
weitergegeben hat", schreibt die den Konservativen nahestehende
Internetseite Tabnak. "Es gibt demzufolge keine Garantie, dass nicht auch
dieses Mal die Informationen in fremde Hände gelangen."
Vermutlich wird der erfolglose Besuch der Experten den Streit über das
Atomprogramm der islamischen Republik weiter zuspitzen. "Wir werden unseren
Weg und die friedliche Nutzung der Atomtechnologie ohne jeglichen Zweifel
und mit Selbstbewusstsein fortführen", sagte Außenminister Ali Akbar Salehi
und fügte hinzu: "Wir sind auf das schlimmste Szenario vorbereitet."
22 Feb 2012
## AUTOREN
Bahman Nirumand
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