# taz.de -- Sanktionen gegen den Iran: Naturalientausch und starke Sprüche | |
> Wegen der Wirtschaftssanktionen hat die iranische Regierung Probleme, | |
> Importe von Grundnahrungsmitteln zu bezahlen. Der Präsident versucht das | |
> wegzureden. | |
Bild: Knappe Körner: Indische Arbeiter verladen Reis für den Iran. Der bietet… | |
BERLIN taz | Während die iranische Wirtschaftskrise sich verschärft und die | |
Bevölkerung die Folgen der über das Land verhängten Sanktionen zu spüren | |
bekommt, versucht Präsident Mahmud Ahmadinedschad die Flucht nach vorn. | |
Auf einer Kundgebung anlässlich des 33. Jahrestags der Revolution sagte der | |
Präsident am Sonntag, die Islamische Republik werde sich dem Druck des | |
Auslands niemals beugen, das Land bekomme die Sanktionen kaum zu spüren. | |
Iran sei zur Fortsetzung der Gespräche über den Atomkonflikt bereit, werde | |
jedoch nicht von seiner Position abrücken. | |
Die Wirtschaft des Landes floriere trotz der Handelsbeschränkungen, sagte | |
Ahmadinedschad und kündigte zugleich einen neuen Durchbruch in Irans | |
Atomprogramm an. "In den nächsten Tagen wird der Iran der Welt einen sehr | |
wichtigen und sehr maßgeblichen Fortschritt im Nuklearbereich vorstellen", | |
sagte der Präsident, dem wachsenden Druck der USA und EU trotzend. | |
Doch die Realität sieht anders aus als vom Präsidenten dargestellt. Von Tag | |
zu Tag bekommen die Menschen im Land, insbesondere der Mittelstand und die | |
ärmeren Schichten, die Wirkung der Sanktionen mehr zu spüren. Grund sind | |
immer neue Engpässe im Handel, insbesondere im Außenhandel. | |
## Lieferanten haben Exporte eingestellt | |
Iran hat zunehmend Probleme, seine fast achtzig Millionen zählende | |
Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen, zum Beispiel mit Reis und | |
Speiseöl. Viele internationale Lieferanten haben mittlerweile ihre Exporte | |
an den Iran wegen ausbleibender Zahlungen eingestellt, was zum weiteren | |
Anstieg der Preise auf dem inneren Markt geführt hat. | |
Die Zahlungsunfähigkeit Irans ist auf die von den USA verhängte | |
Finanzblockade zurückzuführen. Iran hat große Probleme, sein Öl zu | |
verkaufen oder den Preis für das verkaufte Öl in Währungen wie Dollar oder | |
Euro zu erhalten. Wichtige Abnehmer des iranischen Öls sind bereits auf der | |
Suche nach Ersatzlieferanten. Länder wie Japan, China oder Südkorea fahren | |
Ölimporte aus dem Iran zurück. Dabei bilden Öleinnahmen für den Iran die | |
wichtigste Quelle für Devisen, die zum Kauf von Grundnahrungsmitteln | |
dringend benötigt werden. | |
Den Sanktionen der USA und der EU folgend, haben zahlreiche Banken, die | |
international die Geschäfte mit Nahrungsmitteln abwickeln, ihre Verträge | |
mit der Islamischen Republik gekündigt. Viele mit Lebensmitteln, darunter | |
Weizen, beladene Schiffe warten in den Häfen, weil sie keine Sicherheit | |
haben, dass Iran die Waren tatsächlich bezahlen kann. Die Regierung in | |
Teheran versucht nun teilweise die Waren gegen Goldbarren und | |
Tankerladungen von Öl zu tauschen. | |
Malaysische Exporteure gaben bereits am Mittwoch bekannt, dass sie kein | |
Palmöl mehr an den Iran liefern. Rund die Hälfte des im Iran verbrauchten | |
Palmöls, das zur Produktion von Biodiesel und Speiseöl benötigt wird, | |
stammt aus Malaysia. Mehrere Händler berichteten, dass bereits Ende | |
vergangenen Jahres monatliche Lieferungen von Palmöl im Umfang von rund | |
30.000 Tonnen gestoppt wurden. | |
Der Agentur Reuters zufolge konnte der Iran Indien das Geld für 20.000 | |
Tonnen Reis nicht bezahlen. Bereits Ende vergangenen Jahres verdoppelte | |
sich auf dem iranischen Markt der Preis von Reis und stieg um vier Euro für | |
ein Kilo. Fleisch wurde um das Dreifache teurer und für 20 Euro pro Kilo | |
verkauft. Entsprechend verteuerten sich auch andere Grundnahrungsmittel. | |
12 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Bahman Nirumand | |
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