# taz.de -- Kommentar Studentenvertretung: Mitsprache muss geregelt sein | |
> Mitsprache macht nur Spaß, wenn man Sitz und Stimme hat. Die Stuttgarter | |
> Regierung will die studentische Interessenvertretung legal an den Unis | |
> verankern. | |
Grün-Rot macht ernst: Die Stuttgarter Regierung will unabhängige | |
studentische Interessenvertretungen legal an den Hochschulen verankern. Das | |
passt zum Versprechen der Landesregierung, generell die Bürgerbeteiligung | |
zu stärken. Nicht dazu passen will allerdings das Misstrauen gegenüber | |
studentischer Autonomie, welches derzeit noch aus dem Gesetzentwurf | |
spricht. | |
Es waren konservative Regierungen, die in den 70er Jahren in Bayern und | |
Baden-Württemberg die finanziell und politisch autonomen Allgemeinen | |
Studierendenausschüsse (AStA) abschafften. Sie waren ihnen zu links. Die | |
offiziell tätigen Asten müssen jede Büroklammer bei der Hochschulleitung | |
beantragen und sollen sich darauf beschränken, Sportfeste zu organisieren | |
und Theatergruppen zu fördern. Diese Interessenvertretung von Rektors | |
Gnaden wird in Baden-Württemberg jedoch nur teilweise aufgehoben. | |
So sollen verfasste Studierendenschaften von ihrem Etat künftig eine | |
Finanzfachkraft im gehobenen Dienst einstellen. Das heißt, die | |
Hochschulverwaltung soll am Tisch des studentischen Finanzreferenten Platz | |
nehmen und darauf achten, dass dieser die Beiträge der Studierenden nicht | |
für Sexparties oder linke Terrorgruppen ausgibt. Kontrolle ist wichtig, | |
aber in anderen Bundesländern reicht es, dass ein Rechnungsprüfer einmal | |
jährlich den AStA-Haushalt prüft. | |
Wenig ändert sich auch an der Tatsache, dass die Studierenden wenig zu | |
sagen haben, wenn es etwa um die Zukunft ihrer Hochschule oder um die Wahl | |
des Rektors geht. Das erklärt auch das breite Desinteresse der | |
Eingeschriebenen an studentischer Interessenvertretung. | |
Wenn Grün-Rot Basisdemokratie an den Hochschulen mutig stärken will, sollte | |
die Regierung daher ebenfalls dafür sorgen, dass die Studierenden in allen | |
Hochschulgremien in ausreichender Zahl vertreten sind. Spaß macht | |
Mitsprache nämlich nur, wenn man Sitz und Stimme hat. | |
22 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Überwachung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Studentenvertreter in Baden-Württemberg: Studis dürfen ein bisschen mitreden | |
Nach 30 Jahren bekommen Studierende in Baden-Württemberg wieder eigene | |
Vertretungen. Doch diese haben nur ein enges Mandat und könnten teuer für | |
kleine Unis werden. | |
Studentenvertreter in Baden-Württemberg: Studierende lernen Mitbestimmung | |
In Baden-Württemberg gibt es keine offiziell erlaubten | |
Studentenvertretungen. Die grün-rote Regierung will das nun ändern. Vielen | |
geht das nicht weit genug. | |
Videoüberwachung bei Uni-Klausur: Ein Auge zu viel | |
Ein Rostocker Hochschullehrer filmte bei einer Mathematikklausur, um | |
Schummler zu überführen. Die Überwachung ist ein klarer Verstoß gegen das | |
Datenschutzgesetz. | |
Polizeispitzel an der Uni Heidelberg: Mehr spioniert als erlaubt | |
Alles rechtens, sagten Behörden, als der verdeckte Ermittler "Simon | |
Brenner" enttarnt wurde. Doch Akten zeigen: Der Spitzeleinsatz war heikel. | |
Betroffene klagen. | |
Kaum noch Zeit für die eigene Forschung: Die neuen Lehrsklaven | |
Auf die Rekordzahl an Studierenden haben die Unis eine zweifelhafte Antwort | |
parat. Sie heuern junge Mitarbeiter an, die viel lehren und schnell | |
gefeuert werden können. |