# taz.de -- Reaktionen auf die Griechenland-Rettung: Von "sehr glücklich" bis … | |
> Die Politiker der Regierung in Griechenland sind erstmal glücklich. Die | |
> Staatspleite ist abgewendet. Die Opposition ist alles andere als | |
> glücklich. Die Bürger noch viel weniger. | |
Bild: Düstere Prognose: "Die Arbeitslosigkeit und Armut wird sich ausweiten." | |
ATHEN taz | Gleich nach Verkündung des 130-Milliarden-Deals erklärte | |
Griechenlands Premier Lucas Papademos in Brüssel, das Hilfspaket sei "ein | |
historisches Ereignis für Griechenland" und er sei "sehr glücklich" | |
darüber. Finanzminister Evangelos Venizelos meinte sogar, Athen habe "ein | |
besseres Ergebnis erzielt als ursprünglich angepeilt". Nun sei es an der | |
Zeit, "die griechische Wirtschaft wieder auf das richtige Gleis zu setzen". | |
Auch der konservative Parteiführer Antonis Samaras erklärte am Rande seines | |
Besuchs bei Zyperns Präsident Dimitris Christofias, die Brüsseler | |
Entscheidung sei positiv, weil sie die Gefahr einer Staatspleite zunächst | |
abwende und den Weg für Neuwahlen freimache. | |
Zudem reichte Samaras einen eigenen Vorschlag ein, damit das Land zurück | |
auf den Wachstumspfad kommt: Griechenland und Zypern könnten eine | |
gemeinsame Strategie für die Ausbeutung von Erdgasvorkommen und weitere | |
Bodenschätze verfolgen, so der Konservative in Nikosia. Diese Idee findet | |
glühende Anhänger in Griechenland, dürfte aber auch zu Spannungen mit dem | |
Nachbarland Türkei führen. | |
Alexis Tsipras, Vorsitzender der "Allianz der radikalen Linken", erklärte | |
dagegen, der Deal führe das Land in die Katastrophe und sei ein | |
abschreckendes Beispiel für ganz Europa. Das griechische Volk fühle sich | |
nicht an die Vereinbarung gebunden und seine Partei werde dagegen kämpfen. | |
## Positive Aspekte des Deals | |
"Ein Pokerspiel mit vollem Einsatz bis in die frühen Morgenstunden" in | |
Brüssel sieht die auflagenstärkste Athener Tageszeitung Ta Nea und hebt die | |
positiven Aspekte des Deals hervor: "Man bekommt nicht jeden Tag einen | |
Schuldenberg von 100 Milliarden Euro gestrichen", heißt es im Leitartikel. | |
"Das Einzige, was mit Sicherheit nach dem 130-Milliarden-Paket kommt, ist | |
der Wahlkampf", resümiert das angesehene Wirtschaftsblatt Naftemporiki. Bis | |
dahin würde die Arbeitslosigkeit weiter steigen, die Wirtschaft weiter | |
schrumpfen und Armut weiter um sich greifen. | |
Neues Unheil kündete Giorgos Kyrtsos an: "Wir sind im Moment gar nicht in | |
der Lage, unsere Einnahmeziele zu erreichen. Erst Mitte Dezember 2011 haben | |
wir den Haushalt für 2012 vom Parlament genehmigen lassen und schon heute | |
brauchen wir einen Nachtragshaushalt. Wenn wir diese Mentalität nicht zügig | |
ändern, dann werden wir in sechs oder spätestens neun Monaten erneut vor | |
einer Sackgasse stehen", so der Publizist und Politkommentator im | |
griechischen Staats-TV. | |
21 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Jannis Papadimitriou | |
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