| # taz.de -- Griechenland-Paket: Gegenstimme aus Regierungsfraktion | |
| > CDU-Politiker Bosbach will gegen das zweite Rettungspaket für | |
| > Griechenland stimmen. Grünen-Finanzexperte Schick hingegen lobt das | |
| > Programm. | |
| Bild: Mehr Griechenlandhilfe? Wohl kaum. Wolfgang Bosbach (CDU) plant, gegen da… | |
| BERLIN taz | Zwar haben sich die EU-Finanzminister auf das zweite | |
| Griechenland-Paket geeinigt, unter Dach und Fach ist es aber noch nicht. | |
| Denn wie schon beim ersten Paket 2010 muss auch dieses Hilfsprogramm von | |
| den Parlamenten der einzelnen Euroländer abgesegnet werden. Und da hat auch | |
| in Deutschland das Gezerre begonnen. Der Bundestag will am Montag über die | |
| Entscheidung der Eurozonen-Finanzminister abstimmen. | |
| Hierzulande macht vor allem der Bund der Steuerzahler Stimmung gegen den | |
| Beschluss. Mit den vorgesehenen 130 Milliarden Euro, die die Euroländer | |
| stemmen sollen, seien "die Steuerzahler einmal mehr die Verlierer", heißt | |
| es in einer Erklärung. Deswegen dürfe der Bundestag diesem Paket nicht | |
| zustimmen. | |
| Der Verein, der sich für die Senkung jeglicher Steuern und Abgaben | |
| ausspricht und regelmäßig Steuerverschwendung, Bürokratie und | |
| Staatsverschuldung anprangert, fordert eine sehr viel höhere Beteiligung | |
| der privaten Gläubiger als der bisher ausgehandelte Schuldenschnitt in Höhe | |
| von 107 Milliarden Euro vorsieht. Schließlich hätten die Banken einen | |
| erheblichen Teil ihrer drohenden Verluste bereits auf den öffentlichen | |
| Sektor abgewälzt. Ohne die Steuerzahler hätten sie sehr viel mehr Geld | |
| verloren. | |
| Zumindest der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach wird diesem Aufruf | |
| folgen. Er hatte bereits im vergangenen Jahr mit seinem Nein zur Ausweitung | |
| des Euro-Rettungsschirms EFSF für Ärger innerhalb der Union gesorgt. | |
| "Wir marschieren weiter mit großen Schritten in Richtung Haftungsunion und | |
| gehen dabei zulasten künftiger Generationen Risiken ein, die ich für | |
| unvertretbar halte", sagte er der Passauer Neuen Presse. Der taz gegenüber | |
| bestätigte er, dass er erneut seine Zustimmung verweigern werde. | |
| ## Deutlich besser als das erste Paket | |
| Der finanzpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Gerhard Schick, | |
| bezeichnete das Paket hingegen als "deutlich besser" als das erste von | |
| 2010. Deutschland und auch die anderen Staaten würden nun nicht mehr länger | |
| versuchen, an den Hilfskrediten zu verdienen. | |
| Schick bezeichnete es als "empörend", dass noch beim ersten Paket versucht | |
| wurde, von der Griechenlandhilfe zu profitieren. Nun sollen die | |
| Zinseinnahmen direkt an Griechenland zurückgeführt werden. | |
| Zudem lobte Schick, dass es anders als beim ersten Paket nun eine wirkliche | |
| Schuldenerleichterung gebe, die seines Erachtens zwar nicht ausreichen | |
| werde. Aber immerhin gebe es 100 Milliarden Euro Schuldenerlass. Das erste | |
| Paket hatte lediglich Umschuldungen und weitere Kredite beinhaltet. | |
| Schick hatte damals vor dem Scheitern des Programms gewarnt. Nun werde er | |
| für eine Zustimmung werben. "Die Bundesregierung hat zumindest einen Teil | |
| der Fehler ihrer neoliberalen Schockdoktrin korrigiert", sagte der | |
| Grünen-Politiker. | |
| ## Der Steuerzahler hat Transparenz verdient | |
| Was ihn an der Bundesregierung allerdings weiterhin erheblich stört: Sie | |
| habe der Öffentlichkeit bisher nicht mitgeteilt, was die Griechenlandpakete | |
| die Deutschen kosten werde. "Bei aller Bereitschaft zu helfen - der | |
| Steuerzahler hat Transparenz verdient", sagte Schick. Bislang habe es die | |
| Bundesregierung aber versäumt, über die Kosten etwa zur Rettung der Bad | |
| Banks zu informieren, die in griechische Anleihen investiert haben. | |
| Aus Athen kommen derweil neue Negativmeldungen. Nach Angaben des | |
| griechischen Parlaments wird das Haushaltsdefizit in diesem Jahr wohl 6,7 | |
| Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen statt der für 2012 | |
| angepeilten 5,4 Prozent. Die Ratingagentur Fitsch reagierte prompt: Sie | |
| senkte die Bonitätsnoten für griechische Anleihen von "CCC" auf "C". "Ein | |
| Zahlungsausfall wird in naher Zukunft sehr wahrscheinlich", begründete | |
| Fitch ihr Rating. | |
| Die griechische Regierung erwägt, die für April geplanten Wahlen zu | |
| verschieben. "Es wäre gut, wenn die Regierung mehr Zeit bekäme", sagte | |
| Umweltminister Giorgos Papakonstantinou der Zeit. | |
| 23 Feb 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Lee | |
| ## TAGS | |
| Wolfgang Bosbach | |
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