# taz.de -- Bund reduziert Energieförderung drastisch: Kaum Kohle für Solarst… | |
> Die Bundesregierung spart bei Vorzeigetechnologien. Röttgen und Rösler | |
> wollen die Förderung der Solarenergie um ein Drittel kappen. Das ist noch | |
> nicht alles. | |
Bild: Schick, aber teuer: in Fensterscheiben eingelassene Solarzellen. | |
FREIBURG/BERLIN taz | Einigung über die künftige Solarvergütung: Der Streit | |
zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium über die künftige Förderung von | |
Solaranlagen ist beigelegt, wie ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums | |
gegenüber der taz bestätigte. | |
Zu den Details wollte sich das Ministerium noch nicht äußern. | |
Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler | |
(FDP) wollen die Pläne am Donnerstag gemeinsam vorstellen. | |
Nach Medienberichten soll die für Juli vorgesehene Kürzung der | |
Einspeisevergütung nicht nur um drei Monate vorgezogen werden, sondern auch | |
noch deutlich stärker ausfallen. Nach der geltenden Fassung des | |
Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die erst zum Jahresbeginn 2012 in | |
Kraft trat, steht für Juli eine Senkung der Einspeisevergütung für | |
Fotovoltaik um bis zu 15 Prozent an. | |
Nach dem Konsens der beiden zuständigen Ministerien soll es nun offenbar | |
bereits zum April für kleine Hausdachanlagen eine Kürzung von 20 Prozent | |
und für großen Freiflächenanlagen von mehr als 30 Prozent geben. Zudem soll | |
die Vergütung auf 90 Prozent des erzeugten Stroms begrenzt werden. Den Rest | |
muss der Anlagenbetreiber dann selbst vermarkten oder verbrauchen. | |
## "Günstigste Solaranlagen aus dem Feld geschlagen" | |
Der energiepolitische Sprecher der Grünen, Hans-Josef Fell, kritisierte in | |
einer ersten Reaktion vor allem die drastischen Einschnitte bei | |
Freiflächenanlagen. Diese würden dadurch unwirtschaftlich. "Damit werden | |
gerade die günstigsten Solaranlagen buchstäblich aus dem Feld geschlagen", | |
sagte Fell der taz. Auch dass künftig nur noch 90 Prozent des Stroms zu | |
festen Tarifen vergütet werden sollen, sieht Fell kritisch. "Das ist der | |
erste Schritt zum Ausstieg aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz." | |
Sollten diese Kürzungen das Gesetzgebungsverfahren tatsächlich unverändert | |
durchlaufen, dann würde der Strom vom privaten Hausdach ab April nur noch | |
mit weniger als 20 Cent je Kilowattstunde vergütet. Damit wäre die | |
Kilowattstunde vom Dach bereits billiger als die Kilowattstunde aus der | |
Steckdose - die sogenannte Netzparität wäre im Frühjahr erreicht. | |
Großanlagen, deren Vergütungen bereits heute nur bei 18 Cent liegt, könnten | |
nach der neuen Regelung nur noch zwölf Cent bekommen. | |
Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht durch die vor allem von | |
Bundeswirtschaftsminister Rösler vorangetriebenen Pläne, die Solarförderung | |
hart zu beschneiden, "die Energiewende und die Solarwirtschaft in | |
Deutschland in ernster Gefahr". Derzeit werden in Deutschland rund eine | |
Million Solarstromanlagen betrieben. Sie werden in diesem Jahr bereits mehr | |
als vier Prozent des deutschen Strombedarfs decken. | |
Trotz der gestern erfolgten Einigung der Ministerien auf die künftige | |
Vergütungshöhe ist allerdings noch nicht ausgemacht, dass die Kürzungen | |
tatsächlich Gesetz werden. Die CDU-geführten Bundesländer Thüringen, | |
Sachsen und Sachsen-Anhalt hatten kürzlich bereits angekündigt, Änderungen | |
an der Solarförderung über den Bundesrat verhindern zu wollen. | |
22 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
B. Janzing | |
M. Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
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