# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Sanktionen und Hilfsgüter | |
> Die Europäische Union bereitet weitere Sanktionen gegen das syrische | |
> Regime und humanitäre Hilfe für die umkämpften Städte vor. Frankreich | |
> fordert Aufklärung über den Tod zweier Reporter. | |
Bild: Die Lage in Homs ist dramatisch, sagen Hilfsorganisationen. | |
BRÜSSEL dpa | Mit einem Bündel neuer Sanktionen protestiert die Europäische | |
Union gegen die Verfolgung der syrischen Opposition durch das Regime von | |
Staatspräsident Baschar al-Assad. Die Außenminister der 27 EU-Staaten | |
werden am Montag (27.2.) unter anderem ein Einreiseverbote gegen sieben | |
führende Minister verhängen. | |
EU-Diplomaten sagten am Donnerstag in Brüssel, auch die Vermögenswerte der | |
syrischen Nationalbank in Europa würden eingefroren. Der Handel mit Gold, | |
Edelmetallen und Edelsteinen wird verboten. Frachtflüge zwischen Syrien und | |
der EU werden untersagt, Passagierflüge bleiben aber erlaubt. | |
Angesichts der dramatischen Lage in Syrien will die internationale | |
Gemeinschaft die Opposition aufwerten. Die Opposition solle von der | |
künftigen Syrien-Kontaktgruppe ein "Anerkennungssignal" bekommen, kündigte | |
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) nach einem Vorbereitungstreffen | |
am Donnerstag in London an. Westerwelle appellierte an Russland und China, | |
ihren Widerstand gegen eine Verurteilung des syrischen Regimes von | |
Präsident Baschar al-Assad aufzugeben. | |
Die "Gruppe der Freunde des syrischen Volkes" soll dann am Freitag bei | |
einem Treffen in Tunis offiziell aus der Taufe gehoben werden. Dazu werden | |
Vertreter von mehr als 60 Staaten und internationalen Organisationen | |
erwartet. Dabei soll es auch um Möglichkeiten der humanitären Hilfe gehen. | |
Derzeit wird noch verhandelt, was der Begriff "Anerkennungssignal" genau | |
bedeutet. Auch unter den arabischen Staaten gibt es unterschiedliche | |
Meinungen darüber, welche Rolle der oppositionelle Syrische Nationalrat | |
(SNC) spielen soll. Allerdings steht bereits fest, dass der SNC auf eine | |
formelle Anerkennung noch warten muss. | |
## Hilfsgüter und Koordination | |
Über die Sanktionen besteht bereits Einigkeit zwischen den EU-Regierungen, | |
hieß es. Den Diplomaten zufolge wird auch geprüft, wie humanitäre Hilfe | |
nach Syrien geschafft werden kann. Bei Gesprächen unter Einschluss der | |
Arabischen Liga und großer Hilfsorganisationen habe nur wenig Hoffnung auf | |
die Schaffung eines "humanitären Korridors" zur Versorgung der | |
Zivilbevölkerung in den von Regierungssoldaten beschossenen und | |
bombardierten Städten bestanden. | |
Hilfsorganisationen hofften jetzt vor allem darauf, dass es gelinge, eine | |
Waffenruhe für mehrere Stunden täglich zu vereinbaren. In dieser Zeit | |
sollten überlebenswichtige Güter transportiert und medizinische Hilfe | |
geleistet werden. | |
Angesichts der dramatischen humanitären Lage in Syrien schickt | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon seine Nothilfekoordinatorin Valerie Amos in | |
das arabische Land. Die Britin solle sich ein Bild von der Situation | |
machen, sagte ein UN-Sprecher am Mittwoch in New York. Wann Amos nach | |
Syrien reisen wird, war zunächst aber noch unklar. Auch Russland und Iran, | |
Unterstützer der Regierung von Präsident Baschar al-Assad, zeigten sich | |
besorgt über die "dramatische Lage" in Syrien. | |
## Frankreich fordert Antwort | |
Unterdessen macht die Regierung in Paris die syrischen Behörden für den | |
[1][Tod zweier Reporter] bei einem Granatenangriff auf die umkämpfte | |
Oppositionshochburg Homs verantwortlich. "Damaskus schuldet uns eine | |
Antwort", sagte der französische Außenminister Alain Juppé am | |
Mittwochabend. Zuvor hatte bereits Staatspräsident Nicolas Sarkozy das | |
Vorgehen der syrischen Regierung scharf verurteilt. "Genug ist genug, | |
dieses Regime muss weg", sagte er zum Tod der Journalisten. | |
Juppé forderte nach Berichten der Nachrichtenagentur AFP erneut einen | |
Sicherheitskorridor, um den Verletzten mit Unterstützung des | |
Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) medizinische Hilfe leisten | |
zu können. Die Reaktion der syrischen Regierung auf entsprechende Appelle | |
seien bisher nicht zufriedenstellend gewesen. | |
23 Feb 2012 | |
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