# taz.de -- Debatte über den Atomausstieg: „Kreuzzug gegen die Solarenergie�… | |
> Die Opposition wirft der Regierung beim Erneuerbare-Energien-Gesetz | |
> Inkonsequenz im Hinblick auf den Atomausstieg vor. Greenpeace protestiert | |
> mit einer Lichtinstallation. | |
Bild: Ist der Meinung, dass es sich bei der von der Regierung vorgeschlagenen N… | |
Berlin dpa | Die Kürzung der Solarförderung um bis zu 30 Prozent ist für | |
die Opposition ein Beleg, dass es die schwarz-gelbe Koalition mit dem | |
Atomausstieg nicht mehr ernst meint. „Wer keine Überzeugung hat, der hat | |
auch kein Plan“, sagte SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber am Freitag bei der | |
Beratung des neuen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Bundestag. | |
Er sprach von einem „Kreuzzug gegen die Solarenergie“. Nach Meinung der | |
Grünen wollen viele bei Union und FDP eine Abkehr vom Atomausstieg. Union | |
und FDP verteidigten die Kürzungen, es gelte die Verbraucher nicht über | |
Gebühr zu belasten. | |
Kelber sagte, es gebe überall ein Hü und Hott, nicht nur bei der | |
Solarförderung. So sei das Anreizprogramm für eine Steigerung des Anteils | |
erneuerbarer Energien im Wärmebereich gekürzt, ausgeweitet und nun wieder | |
gekürzt worden. „Wer soll in diesem Chaos von Schwarz-Gelb überhaupt noch | |
investieren?“ | |
Die Bundesregierung wies solche Kritik zurück. „Die Empörungskurve der | |
Opposition kennt keine Grenzen“, sagte die Parlamentarische | |
Umwelt-Staatssekretärin Katherina Reiche (CDU). Trotz mehrfacher Kürzungen | |
seien immer neue Rekorde beim Solarzubau erreicht worden. | |
## Massiver Kostendruck durch chinesische Firmen | |
„Das EEG ist eben kein Absatzsicherungsgesetz“, betonte Reiche mit Blick | |
auf die deutsche Branche. Der Wettbewerb sei „hammerhart“, gerade wegen der | |
massiven Kostendrucks durch chinesische Firmen. „Wenn wir schnell Klarheit | |
schaffen, schaffen wir Ruhe im Markt und Planungssicherheit für | |
Installateure.“ Die Kürzungen sollen ab April gelten, bis Ende März will | |
der Bundestag endgültig entscheiden. | |
Der FDP-Politiker Michael Kauch sagte, eine zu hohe Solarförderung gehe zu | |
Lasten etwa von Alleinerziehenden und Geringverdienern, denn diese zahlten | |
über den Strompreis die Fördergelder für die Besitzer von Solaranlagen auf | |
dem Hausdach mit. Nur jede sechste Kilowattstunde Ökostrom stamme aus | |
Solaranlagen. „Die FDP steht zum Ausbau der Solarenergie.“ Es gelte aber | |
eine Überhitzung zu vermeiden, zudem kämen die Stromnetze bei einem zu | |
schnellen und starken Ausbau an ihre Grenzen. | |
Linken-Fraktionschef Gregor Gysi sagte, seit 2008 sei die Förderung für | |
Solarstrom bereits halbiert worden. „Warum reicht ihnen das nicht?“ Union | |
und FDP handelten im Sinne „der fossil-nuklearen Energiewirtschaft“. Ihr | |
Vorschlag sei nichts anderes als ein „Solar-Ausstiegsgesetz.“ Um mit der | |
chinesischen Konkurrenz mithalten zu können, müsse die Bundesregierung | |
zinsgünstige Kredite für die deutsche Solarbranche auflegen, damit diese | |
investieren könne. | |
## ZDF: 60 Prozent finden Förderkürzung falsch | |
Der Grünen-Politiker Hans-Josef Fell betonte: „Je billiger der Solarstrom | |
wird, desto weniger wollen sie zubauen. Was ist das für eine | |
Industriepolitik?“ Union und FDP wollten in Wahrheit zurück zur | |
Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke. Die Umweltschützer von Greenpeace | |
demonstrierten mit einer Lichtinstallation am Reichstag gegen die | |
Kürzungspläne. Laut ZDF-Politbarometer halten 60 Prozent die Förderkürzung | |
für falsch. | |
Trotz der Kürzungen könnte der Ausbauboom nach Auffassung des Deutschen | |
Industrie- und Handelskammertages (DIHK) auch in diesem Jahr weiter gehen. | |
„Nach unseren Schätzungen wird sich die Summe auf 8000 Megawatt (MW) | |
belaufen“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der Frankfurter | |
Allgemeinen Zeitung. Im vergangenen Jahr war mit 7500 MW ein neuer | |
Rekordwert erreicht worden. | |
9 Mar 2012 | |
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Lobbyismus | |
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