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# taz.de -- Syrische Flüchtlinge in der Türkei: Mehr Zelte, mehr Wohncontainer
> Ankara befürchtet angesichts der Lage in Syrien ein Dauerproblem im Süden
> des Landes. Nun soll die Einrichtung einer Pufferzone jenseits der Grenze
> Abhilfe schaffen.
Bild: Die Türkei braucht Hilfe bei der Versorgung der syrischen Flüchtlinge.
ISTANBUL taz | Die täglich zunehmende Anzahl von Flüchtlingen aus Syrien
wird für die Türkei zu einem Problem. Nach neuesten Angaben haben bis
einschließlich Montag insgesamt etwa 16.400 Menschen die Grenze überquert
und sich in den Flüchtlingslagern in der Region Hatay gemeldet.
In der vergangenen Woche kamen täglich fast 1.000 Flüchtlinge, eine
Reaktion auf die schweren Kämpfe in unmittelbarer Grenznähe, als
Regierungstruppen die Rebellenhochburg Idlib angriffen.
Aber nicht nur die Anzahl der Menschen ist das Problem. Viel schwerer
wiegt, dass sich mittlerweile abzeichnet, dass die Flüchtlinge womöglich
über Jahre nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können.
Noch vor wenigen Monaten hatte die türkische Regierung gehofft, dass der
Fall des Regimes unmittelbar bevorsteht. Ministerpräsident Tayyip Erdogan
und Außenminister Ahmed Davutoglu erhöhten fast täglich den Druck auf
Präsident Baschar al-Assad, warfen ihm Menschenrechtsverletzungen und
systematische Tötung der Bevölkerung vor.
Doch Assad, schrieb der Kolumnist Semih Idiz am Dienstag, hat Erdogan und
Davutoglu längst ausgetrickst. Mit seiner Militärkampagne sichere er sein
eigenes Terrain und versuche, so viele Oppositionelle wie möglich aus dem
Land zu treiben.
Der türkische Rote Halbmond geht in internen Schätzungen davon aus, dass
bis zu 500.000 Menschen Schutz jenseits der Grenzen suchen können.
## Behelfsmäßige Schulen
Zurzeit sind die türkischen Hilfsorganisationen und die Behörden in den
betroffenen Provinzen damit beschäftigt, den täglich wachsenden Bedarf zu
decken. Es werden mehr Zeltstädte errichtet, die von der Provinz Hatay
Richtung Osten verlagert werden.
Mittlerweile wird auch versucht, den Flüchtlingen, die schon lange da sind,
gerecht zu werden. Statt Zelten gibt es jetzt mehr Wohncontainer und in den
Flüchtlingslagern wurden bereits 60 behelfsmäßige Schulen eingerichtet.
Schon einmal war die Türkei mit einer ähnlichen Situation konfrontiert: als
nach dem kurdischen Aufstand im Irak im Anschluss an den Krieg 1991 mehr
als 100.000 Kurden über die Grenze kamen, weil die USA entgegen ihren
Versprechen den Aufstand nicht unterstützten.
Damals reagierten die USA mit einer Flugverbotszone über dem kurdischen
Nordirak, die es vielen Flüchtlingen ermöglichte, wieder zurückzukehren.
## Türkei hofft auf Hilfe
Auch jetzt hofft die Türkei auf internationale Hilfe und wartet auf das
nächste Treffen der Syrien-Kontaktgruppe am 2. April in Istanbul.
Eine Lösung für die Mehrheit der Flüchtlinge könnte darin bestehen, auf der
syrischen Seite der Grenze eine international überwachte Pufferzone
einzurichten, in die Oppositionelle sich zurückziehen können.
Die Türkei will dies aber nicht auf eigene Faust durchsetzen. Die Regierung
hofft, dass eine solche Schutzzone das Ergebnis von Verhandlungen sein
könnte, die die UN, eventuell mit Unterstützung Russlands, führen sollte.
21 Mar 2012
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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