# taz.de -- Assad-Clan darf nicht mehr in die EU: Diktatoren müssen draußen b… | |
> In der EU werden die Konten des Assad-Clans eingefroren und ein | |
> Einreiseverbot verhängt. Nur für die Frau von Diktator Baschar al-Assad | |
> gibt es eine Ausnahme. | |
Bild: Er darf nicht, sie schon. | |
BRÜSSEL/GENF dpa | Die Familie des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad | |
darf nicht mehr in die Europäischen Union einreisen. Zudem wird ihr | |
Vermögen in der EU eingefroren, beschlossen die EU-Außenminister am Freitag | |
in Brüssel. Noch mehr diplomatischen Druck versucht der Sondergesandte Kofi | |
Annan zu organisieren. In der Hoffnung auf Unterstützung für eine | |
Friedenslösung reist er nach Moskau und Peking. | |
In Syrien selbst gab es am Freitag erbitterte Gefechte zwischen | |
Regierungstruppen und Aufständischen, wie die staatliche Nachrichtenagentur | |
Sana berichtete. Dabei seien in mehreren Städten mindestens 24 Menschen ums | |
Leben gekommen, davon sieben Soldaten. Aus Rebellenkreisen wurden drei | |
Todesopfer durch Regierungsangriffe am Stadtrand der Hauptstadt Damaskus | |
gemeldet. Die Vorgänge in Syrien sind für Außenstehende nur schwer | |
einzuordnen, weil unabhängige Beobachter das Land nicht bereisen dürfen. | |
Welche Chancen es für die Mission von Annan als Beauftragtem der UN und der | |
Arabischen Liga gibt, ist unklar: Am Freitag verweigerten Russland und | |
China erneut einer Syrien-Resolution des UN-Menschenrechtsrates ihre | |
Zustimmung. In Moskau soll Annan nach Angaben von Diplomaten an diesem | |
Samstag von Präsident Dmitri Medwedew und Außenminister Sergej Lawrow | |
empfangen werden. Auch in Peking wurde mit Gesprächen auf höchster Ebene | |
gerechnet. Ob und wann Annan erneut in Damaskus mit dem Machthaber Assad | |
zusammentrifft, blieb unklar. | |
Derweil baten das UN-Flüchtlingshilfswerk und weitere Hilfsorganisationen | |
die internationale Gemeinschaft um zusätzliche 65 Millionen Euro für immer | |
mehr syrische Flüchtlinge. Angesichts der anhaltenden Gewalt wird damit | |
gerechnet, dass in den nächsten sechs Monaten etwa 100 000 Flüchtlingen in | |
benachbarten Ländern versorgt werden müssen. Bislang sind laut UNHCR rund | |
34 000 Syrer vor Kämpfen in die Türkei sowie nach Jordanien, in den Libanon | |
und den Irak geflohen. Innerhalb Syriens sollen nach Angaben des Roten | |
Halbmonds rund 200 000 Menschen auf der Flucht sein. | |
## Ausnahme für Asma al-Assad | |
Die Außenminister der EU-Länder verständigten sich auf eine Schwarze Liste | |
von 126 Personen, denen der Aufenthalt in der Europäischen Union künftig | |
untersagt ist. Dazu zählen enge Verwandte von Präsident Assad, aber auch | |
Politiker und Geschäftsleute. Für Asma al-Assad, die Ehefrau des | |
Machthabers, gibt es aber eine Ausnahme: Weil sie auch einen britischen | |
Pass hat, darf sie noch nach Großbritannien reisen. Der britische | |
Außenminister William Hague erwartet jedoch nicht, dass sie das bald tun | |
wird. | |
"Es ist notwendig, dass nicht nur das Regime, sondern auch der Clan merkt, | |
dass der Druck sich auch gegen sie richtet, auch auf sie konzentriert", | |
sagte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle. Mit den Sanktionen | |
solle die "beginnende Erosion" des Assad-Regimes beschleunigt werden. | |
Frankreichs Außenminister Alain Juppé sagte, auch dank der Sanktionen der | |
EU - beispielsweise eines Ölembargos - gehe dem syrischen Staat das Geld | |
aus: "Deswegen ist es wichtig, dass wir jetzt auch private Konten | |
blockieren." | |
Westerwelle warnte vor einer Debatte über ein militärisches Eingreifen in | |
Syrien. Er glaube nicht, dass militärisch eine schnelle Lösung möglich sei: | |
"Das ging in der Regel immer fehl." Es gehe darum, den Menschen zu helfen | |
und einen "Flächenbrand in der Region" zu verhindern. "Und deswegen gehen | |
wir diesen Weg, den politischen Weg und beteiligen uns nicht an | |
militärischen Interventionsspekulationen." | |
23 Mar 2012 | |
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