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# taz.de -- Energiewende in Japan: Windkraft für Fukushima
> Vor der Küste von Fukushima soll ein Windkraftwerk entstehen. Experten
> erwarten aber nur einen langsamen Aufschwung für Windstrom.
Bild: Windkraft ist ein erster Schritt auf dem langen Weg zur japanischen Energ…
TOKIO taz | Japans Wende zu „grünen“ Energien nach dem Atomdesaster erhält
ein starkes Symbol. Ein Firmenkonsortium unter Führung des Handelshauses
Marubeni plant vor der Küste von Fukushima das weltgrößte schwimmende
Windkraftwerk.
Nach einem Bericht der Zeitung Yomiuri soll die Anlage 2020 in Betrieb
gehen und mit bis zu 143 Windrädern auf eine Leistung von 1.000 Megawatt
kommen. Das wäre mehr als einer der kaputten Fukushima-Atommeiler und
17-mal größer als Deutschlands Vorzeige-Windpark Alpha Ventus in der
Nordsee.
Zur Vorbereitung errichtet die japanische Firmengruppe noch in diesem Jahr
eine Testanlage aus einem Windrad, einem schwimmenden Umspannwerk und einem
Unterwasserkabel im Pazifik. Die Kosten von 114 Millionen Euro übernimmt
das Wirtschafts- und Handelsministerium aus Mitteln für den Wiederaufbau
der Katastrophengebiete. Windenergie soll zu einer der tragenden Säulen der
lokalen Wirtschaft von Fukushima werden und verlorene Arbeitsplätze in der
Atombranche ersetzen.
## Erfahrung wird zusammengekauft
Bisher hat Japan wegen seiner Fixierung auf Atomenergie zwar keine
Erfahrung mit Offshore-Windparks, obwohl es etwa vor der Nordinsel Hokkaido
gigantische Potenziale für Windenergie gibt. Doch nun will die Industrie
ihren Rückstand schnell aufholen. Die Crème de la Crème der Japan AG macht
daher bei dem vier bis fünf Milliarden Euro teuren Kraftwerksprojekt mit,
darunter der Windradhersteller Mitsubishi Heavy, der größte Stahlkocher
Nippon Steel, der Schiffsbauer Mitsui Engineering und der
Kraftwerksproduzent Hitachi.
Projektführer Marubeni hat soeben zusammen mit einem Staatsfonds den
britischen Offshore-Dienstleister Seajacks für 850 Millionen Dollar
übernommen, um schneller an das Know-how für den Bau der Anlagen zu kommen.
Die technischen Hürden im Pazifik, wo die Windbedingungen eine
durchschnittliche Turbinenauslastung von hohen 35 Prozent erlauben, sind
nicht zu unterschätzen. Die Windräder sollen in 20 bis 40 Kilometer
Entfernung von der Küste entstehen. Dort bläst der Wind im Schnitt mit 25
km/h bei einer maximalen Wellenhöhe von 10 bis 15 Metern.
## Hohe Anforderungen treiben die Kosten
Die Anlage muss auch die Ausläufer von Taifunen sowie Tsunami-Wellen nach
Erdbeben überstehen können. Das Meer ist dort 100 bis 150 Meter tief,
sodass die Windräder nicht wie sonst üblich am Boden verankert werden
können. Deshalb werden bis 2015 drei verschiedene Windrad-Typen für die
Eignung auf hoher See getestet.
„Insgesamt treibt das die Kosten um den Faktor 1,5 bis 2 gegenüber
Windräder auf dem Land nach oben“, meint Tetsuo Saito, Direktor für
Strategieplanung bei der Japan Wind Power Association. Aufgrund der langen
Projektierungsdauer der Offshore-Kraftwerke rechnet der Experte nur mit
einem langsamen Aufschwung für Windstrom in Japan.
Zudem fehlten Übertragungsleitungen in die besten Windgebiete, die der
Staat bauen müsse. Der Verband strebt bis 2020 eine installierte Kapazität
von 11.300 Megawatt an, Ende 2011 waren es 2.500 Megawatt.
Ab Juli fördert Japan die Produktion von Windstrom mit einem Einspeisetarif
von voraussichtlich 18 Cent pro Kilowattstunde. In diesem Fall würden
Einzel-Anlagen und kleinere Parks für 100 Megawatt jährlich gebaut, schätzt
Kenichi Fujita, Chef der Energiesparte von Siemens Japan
„Wir haben unser Windkraftgeschäft vor drei Jahren neu gestartet, in diesem
Jahr wollen wir die Ernte einfahren“, sagt Fujita. Aber Offshore-Parks
würden erst ab 2014 weitere 100 Megawatt jährlich beisteuern. Nach Fujitas
Schätzung stammen am Ende des Jahrzehnts 40 Prozent des Ökostroms in Japan
aus der Windkraft.
22 Mar 2012
## AUTOREN
Martin Fritz
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Atomkraft
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