# taz.de -- EU-Richtlinie Vorratsdatenspeicherung: Schweden ist jetzt auch dabei | |
> Das schwedische Parlament hat die EU-Richtlinie als Gesetz verabschiedet. | |
> Ab 1. Mai müssen Kommunikationsdaten sechs Monate lang gespeichert | |
> werden. | |
Bild: Spuren im Netz werden in Schweden jetzt schön aufbewahrt. | |
STOCKHOLM taz | Nach mehrjähriger Verzögerung hat das schwedische Parlament | |
am Mittwochnachmittag in erster Lesung ein Gesetz verabschiedet, das die | |
EU-Direktive zur Vorratsdatenspeicherung umsetzt. Stockholm hatte das | |
bisher verweigert. Deshalb war Schweden schon 2010 vom EU-Gericht in | |
Luxemburg wegen des Verstoßes gegen den EU-Vertrag verurteilt worden. | |
Nach seiner Verabschiedung soll das Gesetz jetzt schon am 1. Mai 2012 in | |
Kraft treten. Telekomgesellschaften und Internetprovider müssten dann die | |
Kommunikationsdaten für die Dauer von sechs Monaten speichern. | |
Bevor Verfassungsgerichte in mehreren EU-Mitgliedsstaaten – so auch in | |
Deutschland – die entsprechenden Gesetze gekippt hatten, war Schweden | |
zusammen mit Österreich das einzige Land, das die Umsetzung der Direktive | |
verweigert hatte. Österreich hatte 2011 nachgegeben und die Richtlinie | |
umgesetzt, Schweden dagegen nicht. EU-Kommissarin Cecilia Malmström hatte | |
der Kommission deshalb schon vor einem Jahr vorgeschlagen, gegen das | |
„vertragsuntreue“ Schweden ein Bußgeld von täglich rund 9.000 Euro | |
verhängen zu lassen. | |
Die hierfür notwendige erneute Verurteilung durch das EU-Gericht erfolgte | |
jedoch nicht, so dass Schweden noch keine Krone Bußgeld zahlen musste. Vor | |
dem EU-Gericht argumentiert die EU-Kommission zum einen, Schwedens | |
Telekomgesellschaften würden einen ungerechtfertigten Konkurrenzvorteil | |
haben, müssten sie Daten nicht lagern. Zum anderen wurde die Vermutung | |
vorgetragen, Schwedens Weigerung könnte andere Mitgliedsländer dazu | |
animieren, die Direktive ebenfalls nicht umzusetzen. | |
Befürworter der Richtlinie verweisen in der Debatte aktuell auf die | |
Vorgänge in Toulouse, wo die Aufspürung des Terroristen auch durch | |
Kontrolle der Internetdaten habe erfolgen können. Gegen diese Argumentation | |
reagierte die Linkspartei mit der Empfehlung, man solle dann doch | |
konsequent jedem Menschen einen Datenchip zur ständigen Überwachung ins | |
Gehirn pflanzen. | |
Die Internetprovider sind schon wegen der auf sie zukommenden Kosten | |
kritisch. Der Provider „Bahnhof“ kündigte an, über entsprechende technisc… | |
Vorkehrungen die Daten aller Kunden zu anonymisieren. Kunden, die ihre | |
Daten speichern wollten, müssten dies beantragen und auch bezahlen. Andere | |
Anbieter wollen auch Anonymisierungsdienste gegen entsprechende Gebühren | |
anbieten. | |
22 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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