Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ein Dramolett: Wie böse ist Assad?
> Hölle. Düster. Warm. Die Bösesten aller Bösen (Stalinhitler, der Teufel,
> Sepp Herberger, etc.) diskutieren über Syriens Staatschef. Können sie
> sich einigen?
Bild: Hauptfigur im Höllentheater: Baschar al-Assad.
Handelnde Personen:
Friedrich der Große (der Alte Fritz, kurz Fritz. Seine Strafe: Kann nur
noch das von ihm gehasste Deutsch sprechen. Und was für eins)
Maggie Thatcher (hat hier eigentlich nix verloren)
Nero (ist die Hitze gewöhnt)
Sepp Herberger (Balltyrann. Die Ewigkeit dauert länger als 90 Minuten)
Stalinhitler (gepeinigt durch einen unauflösbaren Pakt mit dem Erzfeind)
Teufel (sieht Frank Sinatra verdächtig ähnlich)
Hölle. Düster. Warm.
Teufel: (schlägt eine schaurige Glocke) Versammlung!
Stalinhitler (Kopf Stalin): Befehle – und das mir! Ich werd mich nie daran
gewöhnen.
Stalinhitler (Kopf Hitler): (giftig) Als ich noch böser war als du, da
hätte sich das niemand getraut!
Teufel: Ey – Nichtangriffspakt! Also: Zu verhandeln gibt es die Frage, ob
Herr Assad, wohnhaft in Damaskus, einer der Unseren ist. Also der Euren.
Uns liegt ein Antrag der „Prominenzjournalisten e. V.“ vor: Rehabilitierung
vorantreiben, Assad fair bewerten.
Stalinhitler (Kopf Hitler): Sind diese Journalisten Mitglieder der
Reichsschriftkammer?
Stalinhitler (Kopf Stalin): Ich orgel dir gleich eine! Geh malen!
Stalinhitler (Kopf Hitler): (murmelnd) Untermensch, Untermensch …
Teufel: (schlägt erneut die schaurige Glocke) Versammlung! Sofort! Oder es
gibt keinen Nachtisch!
Nero: Uff. Nachtisch? Ich schaff nicht mal meinen Christen.
Sepp: Kaum hat man mal 90 Minuten Ruhe, wird man hier schon wieder
rundgemacht.
Maggie: Versammlung klingt irgendwie sozialistisch. Können wir nicht
Meeting sagen?
Teufel: Nennt es, wie ihr wollt – ich tue es auf meine Art. Und ein Neuer
ist ein Neuer.
Herberger: Manuel Neuer?
Teufel: KOAN NEUER! Ein Neuer, ein neuer Insasse, kapiert. By the way: Wo
ist eigentlich der Alte Fritz?
Nero: Äh, er kommt nur, wenn ich ihn rufe. Wegen Kaiser König, ihr wisst.
(zart) Fe---de---ri----co! Fri------iiitz----!
Friedrich: (indigniert) Mussick schon wieda nach meine Fassong selich wern?
Stalinhitler (Kopf Stalin): Was redet der?
Teufel: Wenn Assad kommt, braucht er ein Zimmer. Ein Einzelzimmer. Wegen
Homs. Und Internet. Vor allem wegen seinem Musikgeschmack. Ich sag nur „God
gave me you“! Ausgerechnet Gott …
Nero: Sauerei. Ich hatte fast 2.000 Jahre kein Internet!
Stalinhitler (Kopf Hitler): Assad? Ist das ein Jude?
Stalinhitler (Kopf Stalin): Klappe. Assad ist mein Freund. (Zum Teufel)
Aber ich hab schon den Fascho auf mir drauf. Soll Herberger sein Zimmer
räumen. Die Wahrheit ist eh auf dem Platz – oder Depp?
Herberger: Sepp, Sepp, ich heiße Sepp! Führer, tu doch was – ich bin seit
1933 Parteimitglied!
Stalinhitler (Kopf Hitler): (abschätzig) Märzgefallener! (murmelnd) Assad,
das klingt schon sehr jüdisch …
Maggie: Nun, ich glaube, mich betrifft diese Debatte eher nicht.
Fritz: Wat sollick ’n sagen? Watt ham aufjeklärte Despoten wie ick übahaupt
inne Hölle valorn? ’ne harte Hand musste nu mal haben, wenne ditt Volk
zusammenhalten willst, wa.
Maggie: Fängt der Kraut schon wieder das Jammern an …
Fritz: Du hast hier mal janüscht zu melden. Wo kommstn du her? Weiber dürfn
hier eijentlich janich rein, wa.
Stalinhitler (Kopf Hitler): Genau!
Nero: Lasst sie doch mal in Ruhe! Das macht mich so wütend, euer Gerede.
Ihr Anfänger!
Tumult
Teufel: Diktatoren, Diktatoren – Ruhe! Frauen kommen nicht in die Hölle –
bis auf Weiteres. Nur Maggie hat es durch den gläsernen Fußboden geschafft.
Fritz: Hallo! Hallo! Ick jehör hier auch nich hin. Nehm wa do mal den
Assad, der foltert. Ick hab ditt abjeschafft.
Sepp: Du hast Schläger angeheuert, wenn dir mal ein Journalist krumm
gekommen ist. Ihr passt beide schon ganz gut zusammen. Zu dir sollte man
den stecken. In meine Kabine kommt dieser Neuer jedenfalls nicht!
Fritz: Aber ditt habick allet nur für mein Volk jemacht – so als obersta
Diena.
Nero: (augenrollend)Verständnisfrage: Assad ist doch Araber, oder?
Stalinhitler (Kopf Hitler): (murmelnd) Oder Jude …
Nero: Also Araber. Wieso geht er dann nicht zu den Arabern? So als Frage
einfach mal jetzt.
Maggie: Ignoranten! Eurozentristen! Im Orientzimmer ist voll, weil doch
überall die Freiheit siegt. Ach, die Freiheit, ich liebe die Freiheit …
Nero: Was, wieso, da wohnt doch bloß dieser griesgrämige Alte …
Sepp: … kriegst du denn gar nichts mit? Da ist hinten der Dings, der
Chomeini, im Mittelfeld der Saddam, dann vorne dieser durchlöcherte Typ,
der Bin, und auf der Bank sitzt der mit dem Kamelhaarzelt. Ach, diese Namen
– wie bei den Ungarn …
Maggie: Moment mal … der mit dem Zelt … hach, gleich fällt’s mir bestimmt
wieder ein … ist das nicht der …
Nero: (hämisch) Lockerbie!
Sepp: Außerdem schaut die Seele von diesem Ägypter am Wochenende auch immer
mal wieder vorbei. Die pendelt. Sagt sein Anwalt.
Nero: (stolz) Also, seht ihr, das ist jetzt geklärt: Beim Araber ist voll.
(Zum Teufel) Dieser Assad – ist der nett?
Stalinhitler (Kopf Stalin): Wenn er nach seinem Vater kommt, ist er
jedenfalls ein guter Sozialist.
Fritz: Unta siem Jahre Kriech kommt hier keener rein! Wejen irjendwat
mussick ja hier sein …
Stalinhitler (Kopf Hitler): (zu Stalinhitler, Kopf Stalin) Hatten wir
überhaupt sieben? Ich müsste Goebbels fragen …
Stalinhitler (Kopf Stalin): Gulag noch mal, ich weiß es auch nicht mehr!
Nero: (lesend) Wartet mal. Hier steht, der hätte nicht mal 10.000 auf dem
Gewissen. Das sind doch Peanuts.
Stalinhitler (Kopf Stalin): Das hab ich an einem Tag geschafft! Telegramm
an Kiew. 10.000 umbringen, zack, zack!
Fritz: Und reljiöse Toleranz zählt ja nüscht mehr? Ohne mich hätten die
sich doch alle jejenseitig umjebracht …
Nero: (hält Fritz den Mund zu, liest dabei weiter) Hier steht, dass er
wenigstens ein paar Friedensverträge gebrochen hat, das müsste euch doch
sympathisch sein.
Stalinhitler: (beide Köpfe böse starrend)
Teufel: (heiter) Also nachdem hier demokratisch nichts bei rauskommt,
machen wir das ganz diktatorisch. Assad bekommt – Depps Zimmer!
Sepp: Das ist doch ein abgekartetes Spiel! Ich brauch eine Pervitin! (fällt
in Ohnmacht)
Stalinhitler (Kopf Hitler): Also Heil Hitler, die Sache ist erledigt.
Fritz: Mann, Mann, Mann – oben, da feian se mich. ’n janzet Jahr. Und ihr
habt nich ma an mein Jeburtstag jedacht!
Maggie: Shut the fuck up! (räuspert sich) Ich mach uns erst mal eine schöne
Tasse Tee.
Stalinhitler (Kopf Stalin): Ich muss eine rauchen.
Stalinhitler (Kopf Hitler): Tust du nicht!
Nero: Ich steck auch irgendwas an. Hat jemand Feuer?
– Vorhang –
3 Apr 2012
## AUTOREN
F. Dachsel
D. Schulz
A. Waibel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ausstellung Sowjetische Arbeitslager: Der Schrecken des Unscheinbaren
Manche wurden inhaftiert, weil sie zu spät zur Arbeit kamen, andere, obwohl
sie nichts getan hatten. Eine kluge Ausstellung in Neuhardenberg widmet
sich dem System Gulag.
Bürgerkrieg in Syrien: Abzug nur mit Worten
Laut Assad hat die syrische Armee mit dem Rückzug begonnen. Oppositionelle
bestreiten dies und berichten von Kämpfen. Der UN-Sicherheitsrat mahnt
erneut zum Waffenstillstand.
Bürgerkrieg in Syrien: Tote in Homs und Idlib
Die syrische Armee scheint sich noch nicht aus den Städten zurückzuziehen –
obwohl dies angekündigt war. Erneut berichten Oppositionelle von Kämpfen
und Toten.
Assad will Truppen zurückziehen: Hoffen auf die Waffenruhe
Das Assad-Regime soll dem 10. April als Datum für ein Ende der Gewalt
zugestimmt haben. Noch sind viele skeptisch, ob Assads Absichten ernst
gemeint sind.
Kommentar Syrien: Ewig und drei Tage zerstritten
Es hagelt Kritik von allen Seiten am Syrischen Nationalrat (SNC). Die
SNC-Führung müsste den offenen Austausch mit Mitgliedern und
Protest-Aktivisten suchen.
Internationale Diplomaten skeptisch: Assad kündigt Waffenruhe an
Nach einem Jahr der gewalttätigen Auseinandersetzung kündigt Syriens
Machthaber eine Waffenruhe an. Doch Assad hat seine Versprechungen schon
oft genug gebrochen.
Bürgerkrieg in Syrien: Geld und Technik für die Rebellen
Die Golfstaaten wollen den syrischen Rebellen und Deserteuren einen Sold
zahlen, die USA liefern Kommunikationsmittel. Die Opposition begrüßt dies,
sagt aber, die Hilfe komme zu spät.
Bürgerkrieg in Syrien: Opposition fürchtet Spaltung
In Homs kämpfen Deserteure und Soldaten, in Damaskus explodierte eine Bombe
neben einer Polizeistation. Die Opposition fürchtet, dass Assad eine
Spaltung des Landes vorantreibe.
Syrischer Nationalrat anerkannt: Die Sanktionsschraube wird gedreht
Die Freunde Syriens zögern mit einer Anerkennung des oppositionellen
Nationalrates als einziger Vertretung des Landes. Nun soll die Wirkung von
Sanktionen überprüft werden.
Resolution zur Gewalt in Syrien: Arabische Liga fordert Gespräche
Die Arabische Liga hat eine Syrien-Resolution. Sie bewertet das Massaker in
Baba Amr als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Die Liga fordert einen
Dialog der Konfliktparteien.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.