# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Tote in Homs und Idlib | |
> Die syrische Armee scheint sich noch nicht aus den Städten zurückzuziehen | |
> – obwohl dies angekündigt war. Erneut berichten Oppositionelle von | |
> Kämpfen und Toten. | |
Bild: Die Proteste gehen weiter. Hier in Idlib. | |
BEIRUT dapd | Trotz des angekündigten Abzugs der Regierungstruppen aus den | |
syrischen Städten haben Kämpfe am Mittwoch erneut mindestens 13 Menschen | |
das Leben gekostet. Aktivisten berichteten von Angriffen der Soldaten auf | |
mehrere Viertel der Stadt Homs. Dabei seien mindestens sieben Menschen | |
getötet worden. | |
Weitere Tote meldete das Syrische Observatorium für Menschenrechte aus den | |
Orten Talbiseh und Dir Baalba. Ein ehemaliger politischer Gefangener und | |
sein Bruder seien in der Provinz Idlib bei einem Angriff von Soldaten auf | |
ihren Wagen erschossen worden, hieß es weiter. Die neue Gewalt belege, dass | |
die Regierung von Baschar al-Assad die Zusicherungen zur Umsetzung des | |
Friedensplanes des UN-Sondergesandten Kofi Annan nicht ernst meine. | |
In Homs gab es am Mittwoch mehrere Explosionen, wie der Oppositionelle | |
Mohammed Saleh berichtete. In der Altstadt sei schweres | |
Maschinengewehrfeuer zu hören gewesen. „Es gibt keine Anzeichen für einen | |
Rückzug oder Ruhe in Homs“, erklärte Saleh. „Die Lage ist genauso schlimm | |
wie in den letzten Monaten.“ | |
Im Damaszener Vorort Duma hätten Soldaten bei Razzien Menschen | |
festgenommen, sagte der Aktivist Mohammed Said. Kontrollposten und Panzer | |
seien weiterhin in Stellung. In der Nacht habe es Kämpfe in den Vororten | |
Kiswe und Moaddamije gegeben. | |
## Friedensplan sieht Rückzug bis 10. April vor | |
Die Regierung hatte am Dienstag erklärt, der Rückzug der Streitkräfte im | |
Einklang mit dem Friedensplan Annans habe begonnen. Vor allem aus ruhigeren | |
Städten würden die Truppen abgezogen, in Spannungsregionen würden die | |
Regierungstruppen in Positionen am Rande der Städte neu gruppiert. Der | |
Friedensplan sieht einen Rückzug der Truppen bis zum 10. April sowie einen | |
Waffenstillstand vor. | |
Die syrische Regierung hat in den vergangenen Monaten bereits mehrfach | |
Friedensbemühungen zugestimmt, die Gewalt ging aber weiter. Seit Beginn der | |
Proteste gegen das Assad-Regime vor einem Jahr sind nach UN-Schätzungen | |
mehr als 9.000 Menschen ums Leben gekommen. | |
In UN-Diplomatenkreisen in New York verlautete, mehrere Länder hätten | |
Zweifel angemeldet, ob Assad sein Wort halten werde. Die US-Botschafterin | |
bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, erklärte am Dienstagabend, die USA | |
seien „besorgt und ziemlich skeptisch, ob sich die syrische Regierung | |
plötzlich an ihre Verpflichtungen hält“. Sollte Syrien das Zeitfenster bis | |
zum 10. April nutzen, Angriffe auszuweiten, müsste der UN-Sicherheitsrat | |
„schnellstens und ernsthaft“ reagieren. | |
Der russische Außenminister Sergej Lawrow bekräftigte unterdessen Warnungen | |
vor einer Bewaffnung der syrischen Opposition. Damit würde die Situation | |
nur eskalieren, erklärte er am Mittwoch. „Das Gemetzel würde noch Jahre | |
weitergehen.“ | |
4 Apr 2012 | |
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