# taz.de -- Assad will Truppen zurückziehen: Hoffen auf die Waffenruhe | |
> Das Assad-Regime soll dem 10. April als Datum für ein Ende der Gewalt | |
> zugestimmt haben. Noch sind viele skeptisch, ob Assads Absichten ernst | |
> gemeint sind. | |
Bild: Syrische Aufständige auf Kontrolle in einem Vorort von Damaskus. | |
GENF taz | In Syrien gibt es erstmals ein konkretes Datum für eine | |
eventuelle Waffenruhe – nach über einem Jahr des Blutvergießens mit mehr | |
als 12.000 Toten: Das Regime von Präsident Baschar al-Assad sei bereit, bis | |
zum 10. April alle Truppen und schweren Waffen aus den Protesthochburgen | |
des Landes zurückzuziehen. Das berichtete der gemeinsame Sonderbeauftragte | |
von UNO und Arabischer Liga, Kofi Annan, in der Nacht zum Dienstag dem | |
Sicherheitsrat in New York. | |
Innerhalb von 48 Stunden nach Ablauf der Frist am 10. April soll ein | |
landesweiter Waffenstillstand eintreten, erklärte Annan. | |
Die Rebellen hatten bis zum Zeitpunkt des Berichts von Annan an den | |
Sicherheitsrat allerdings noch keine Zusage zu dem Waffenstillstand | |
gegeben. Annans Stellvertreter Nasser al-Kidwa bemühte sich weiterhin | |
darum. | |
Das Assad-Regime hatte offensichtlich auf Druck Russlands zugestimmt. Die | |
syrische Regierung sei „verpflichtet, den ersten Schritt zu tun und die | |
Armee aus den Städten abzuziehen“, erklärte der russische Außenminister | |
Sergei Lawrow am Montag. | |
## Warten auf den Frieden | |
Bis dahin hatte Moskau – zumindest in öffentlichen Erklärungen – immer | |
betont, die Regierung und die Rebellen müssten gleichzeitig Schritte tun, | |
um den Konflikt zu entschärfen. | |
Westliche Diplomaten reagierten zunächst skeptisch: „Wir haben schon viele | |
Versprechen gehört und viele wurden gebrochen“, erklärte die | |
UNO-Botschafterin der USA, Susan Rice. | |
Ihr deutscher Amtskollege Miguel Berger sprach zwar von einem „Erfolg“ des | |
Sondergesandten, fügte aber hinzu: „Vor dem Hintergrund der bisherigen | |
Erfahrungen müssen wir allerdings vorsichtig sein – noch dauert die Gewalt | |
an.“ | |
## Noch gibt es Differenzen | |
Annan selbst erklärt vor dem Sicherheitsrat einschränkend, noch lasse die | |
syrische Regierung „ein Gefühl der Dringlichkeit vermissen“. Außerdem gebe | |
es noch Differenzen, wie die Waffenruhe überwacht werden könne. | |
Bereits am Mittwoch soll ein von Annan geschicktes Team in Damaskus | |
eintreffen, um die Details einer Beobachtermission zur Kontrolle der | |
Waffenruhe zu besprechen. | |
Annan ersuchte den Sicherheitsrat, noch in dieser Woche eine Resolution zu | |
verabschieden. Sie soll die ausgehandelten Fristen und die Entsendung von | |
250 unbewaffneten UN-BeobachterInnen nach Syrien bekräftigen. | |
Noch aber beharrt das Assad-Regime auf „syrischer Souveränität“ bei der | |
Überwachung einer Waffenruhe, wie Syriens UN-Botschafter Dschaafari sagte . | |
## Zwei Punkte des Friedensplan | |
Sollten sich die syrischen Regierungsstreitkräfte tatsächlich aus den | |
Protesthochburgen zurückziehen und die Waffen danach schweigen, wären | |
zunächst nur die ersten beiden Forderungen aus Annans 6-Punkte-Plan | |
verwirklicht. | |
Weiterhin hatte er unter anderem verlangt, dass Vertreter des | |
Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und anderer Hilfswerke ungehindert | |
Zugang zu Gefangenen, Flüchtlingen und anderen hilfsbedürftigen Zivilisten | |
erhalten. Dies hat das Assad-Regime bislang noch nicht akzeptiert. | |
Sowohl das Regime als auch die Opposition lehnen Annans Vorschlag eines | |
politischen Dialogs zwischen beiden Seiten ab. Die Opposition hat den | |
Rücktritt Assads zur Vorbedingung für Gespräche gemacht. | |
4 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
UN-initiierte Waffenruhe in Syrien fraglich: Assads Regierung spielt auf Zeit | |
Am Dienstag endet die Frist für eine Waffenruhe in Syrien. Doch die | |
Hoffnung ist gering, die Assad-Regierung pokert. Am Osterwochenende gab es | |
wieder Kämpfe mit über 200 Toten. | |
Die Gewalt in Syrien wird eher eskalieren: „Die zivile Bewegung ist entscheid… | |
Steht Syrien vor dem Ende der Gewalt? Muriel Asseburg von der Stiftung | |
Wissenschaft und Politik rechnet eher mit Eskalation – nicht nur vonseiten | |
des Assad-Regimes. | |
Massenverhaftungen in Syrien: „Sie versuchen, uns alle zu schnappen“ | |
Über 1.200 Aktivisten der syrischen Protestbewegung sind bereits verhaftet | |
worden. Darunter die gut vernetzten Medienaktivisten Noura al Jizawi und | |
Ali Othmans. | |
Bürgerkrieg in Syrien: Abzug nur mit Worten | |
Laut Assad hat die syrische Armee mit dem Rückzug begonnen. Oppositionelle | |
bestreiten dies und berichten von Kämpfen. Der UN-Sicherheitsrat mahnt | |
erneut zum Waffenstillstand. | |
Bürgerkrieg in Syrien: Tote in Homs und Idlib | |
Die syrische Armee scheint sich noch nicht aus den Städten zurückzuziehen – | |
obwohl dies angekündigt war. Erneut berichten Oppositionelle von Kämpfen | |
und Toten. | |
Syrische Flüchtlinge in der Türkei: Ein Leben in der Schwebe | |
Ein Jahr nach Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime sind | |
Hunderttausende im In- und Ausland auf der Flucht. In den Lagern in der | |
Türkei schwindet die Hoffnung auf baldige Rückkehr. | |
Kommentar Syrien: Ewig und drei Tage zerstritten | |
Es hagelt Kritik von allen Seiten am Syrischen Nationalrat (SNC). Die | |
SNC-Führung müsste den offenen Austausch mit Mitgliedern und | |
Protest-Aktivisten suchen. | |
Ein Dramolett: Wie böse ist Assad? | |
Hölle. Düster. Warm. Die Bösesten aller Bösen (Stalinhitler, der Teufel, | |
Sepp Herberger, etc.) diskutieren über Syriens Staatschef. Können sie sich | |
einigen? | |
Internationale Diplomaten skeptisch: Assad kündigt Waffenruhe an | |
Nach einem Jahr der gewalttätigen Auseinandersetzung kündigt Syriens | |
Machthaber eine Waffenruhe an. Doch Assad hat seine Versprechungen schon | |
oft genug gebrochen. | |
Bürgerkrieg in Syrien: Geld und Technik für die Rebellen | |
Die Golfstaaten wollen den syrischen Rebellen und Deserteuren einen Sold | |
zahlen, die USA liefern Kommunikationsmittel. Die Opposition begrüßt dies, | |
sagt aber, die Hilfe komme zu spät. | |
Syrischer Nationalrat anerkannt: Die Sanktionsschraube wird gedreht | |
Die Freunde Syriens zögern mit einer Anerkennung des oppositionellen | |
Nationalrates als einziger Vertretung des Landes. Nun soll die Wirkung von | |
Sanktionen überprüft werden. |