# taz.de -- Steuerabkommen mit der Schweiz: Unbeirrte Regierung | |
> Trotz Kritik hat das Kabinett hat einen Gesetzentwurf zum umstrittenen | |
> Steuerabkommen mit der Schweiz beschlossen. SPD und Grüne wollen das | |
> Gesetz blockieren. | |
Bild: Es ist noch ein weiter Weg zum Abkommen. | |
BERLIN dpa | Die Bundesregierung treibt die Umsetzung des Steuerabkommens | |
mit der Schweiz trotz der Widerstände aus den Ländern voran. Das Kabinett | |
beschloss am Mittwoch nach Angaben aus Regierungskreisen den Gesetzentwurf | |
für das umstrittene Abkommen. Ob die Besteuerung von Schwarzgeld und | |
künftigen Kapitalerträgen deutscher Bankkunden bei Schweizer Banken so wie | |
geplant am 1. Januar 2013 in Kraft tritt, bleibt allerdings fraglich. | |
SPD und Grüne wollen das Abkommen über die von ihnen geführten Länder im | |
Bundesrat blockieren – auch nach Korrekturen und trotz erhoffter | |
Milliardeneinnahmen. Sie lehnen vor allem die Nachbesteuerung als zu | |
niedrig und ungerecht gegenüber ehrlichen Steuerzahlern ab. Steuerbetrüger | |
blieben anonym und könnten Schwarzgeld günstig reinwaschen. Finanzminister | |
Wolfgang Schäuble (CDU) ist in der Länderkammer auf SPD und Grüne | |
angewiesen. Am Nachmittag wollte der Bundestag über die Pläne debattieren. | |
Nach dem Abkommen soll auf illegal beiseitegeschafftes Altvermögen einmalig | |
eine Pauschalsteuer zwischen 21 und 41 Prozent anonym an den deutschen | |
Fiskus überwiesen werden. Erben Schweizer Schwarzgeldkonten sollen entweder | |
pauschal die Hälfte des Geldes an den Fiskus abtreten – oder ihre Erbschaft | |
offenlegen. Von 2013 an sollen Erträge deutscher Anleger mindestens genau | |
so hoch besteuert werden wie in Deutschland. | |
Der Parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium, Steffen Kampeter | |
(CDU), verteidigte die Pläne: „Das ist mehr als das, was alle | |
SPD-Finanzminister dieser Republik beim Thema Schwarzgeldbekämpfung | |
erreicht haben“, sagte er. Hinzu kämen neue Möglichkeiten zur Beschaffung | |
von Informationen – etwa über Geldströme deutscher Schwarzgeldanleger von | |
der Schweiz in Drittstaaten. Diese würden erheblich abschrecken. | |
## „Geschenk für Schwarzgeldanleger“ | |
Die Opposition will die geplante Regelung dennoch zu Fall bringen. „Das | |
Abkommen bleibt auch nach den Nachverhandlungen ein Geschenk für deutsche | |
Schwarzgeldanleger. Steuerbetrüger bleiben weiter im Dunkeln“, sagte | |
SPD-Fraktionsvize Joachim Poß. Auch die Neufassung sei ein Beleg für „eine | |
prinzipienlose Finanzpolitik“, von der vor allem Millionäre profitierten. | |
Die Bundesregierung habe aus voller Berechnung mit der Schweiz | |
ausgesprochen nachgiebig verhandelt. | |
Der Bund kommt den Ländern nochmals entgegen. Sie sollen aus der einmaligen | |
Nachbesteuerung mehr Geld erhalten als ihnen nach dem üblichen | |
Verteilschlüssel zusteht. Dem Gesetzentwurf zufolge sollen vom Aufkommen | |
aus den Einmalzahlungen den Ländern 30 Prozent vorab zufließen. Erst an den | |
restlichen 70 Prozent sollen Länder und Kommunen nach dem üblichen | |
Schlüssel beteiligt werden. | |
Schäuble rechnet mit etwa zehn Milliarden Euro aus der einmaligen Zahlung. | |
Rund 1,6 Milliarden Euro sind als Vorabzahlung Schweizer Banken garantiert. | |
Belastbare Angaben über Schwarzgeldguthaben gibt es nicht: Schätzungen | |
zufolge sollen deutsche Anleger zwischen 130 und 180 Milliarden Euro | |
illegal in das Alpenland geschleust haben. Inzwischen könnten Konten aber | |
auch aufgelöst worden sein. | |
25 Apr 2012 | |
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