# taz.de -- Zwei-Drittel-Mehrheit gegen Solarkürzung: Sonnenbrand für Röttge… | |
> Der Bundesrat hat mit großer Mehrheit gegen die geplante Kürzung der | |
> Solarförderung votiert. Nun werden Plankorrekturen bei der von der | |
> Bundesregierung beabsichtigten Reform erwartet. | |
Bild: Für das die Solarkürzung vorantreibende schwarz-gelbe Ministerduo endet… | |
BERLIN taz | Selbst die Kanzlerin fühlte sich genötigt, unmittelbar nach | |
der Niederlage ihrem Umweltminister zur Seite zu springen: „Dahinter steht | |
die Bundesregierung und nicht nur ein Bundesminister“, ließ sie ihren | |
Sprecher Steffen Seibert über das soeben im Bundesrat gescheiterte Gesetz | |
zur Kappung der Solarförderung ausrichten. Eine Intervention von ganz oben, | |
um den Schaden für den Spitzenkandidaten der CDU bei der Wahl in | |
Nordrhein-Westfalen am Sonntag einzudämmen. | |
Dass die Länderkammer das Gesetz ablehnen würde, war bereits zuvor | |
abzusehen. Allerdings formierte sich im Bundestag eine Zweidrittelmehrheit | |
dagegen, auch unionsgeführte Länder wie das Saarland, Thüringen, Sachsen | |
und Sachsen-Anhalt stimmten dagegen. Die deutsche Solarindustrie ist vor | |
allem in den Ostländern angesiedelt und wird derzeit von Insolvenzen und | |
Fabrikschließungen gebeutelt. Das dürfte ein Grund sein, warum die Länder | |
gegen das Vorhaben der eigenen Partei im Bund stimmten. | |
Nun wird der Vermittlungsausschuss zwischen Bundesrat und Bundestag | |
angerufen. Durch die herbe Ablehnung in der Länderkammer steigt der | |
politische Druck, deutlich weniger zu kürzen. Um die Höhe der Kürzungen | |
hatte Röttgen monatelang mit Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) | |
gerungen. Ab ersten April hätten neue Solarstromanlagen auf Dächern | |
rückwirkend nach Rechnungen der Regierung 20 bis 30 Prozent weniger | |
Förderung bekommen. De facto sind es bis 40 Prozent, weil gleichzeitig nur | |
noch ein Teil des erzeugten Stroms vergütet wird. | |
Für die Opposition kommt das Thema kurz vor der Landtagswahl in | |
Nordrhein-Westfalen wie gerufen. „Norbert Röttgen und Hertha BSC bilden ab | |
heute eine Schicksalsgemeinschaft“, sagte der Parlamentarische | |
Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann. Wäre es allerdings nach dem | |
Umweltminister gegangen, wären die Kürzungen wahrscheinlich niedriger | |
ausgefallen. Der harte Einschnitt, den die Länder nun ablehnten, ging vor | |
allem auf Rösler zurück. Allerdings waren die Motivationen durchaus | |
unterschiedlich: Sachsen, prinzipiell für Kürzungen, will lediglich | |
dezentrale Energiespeicher stärker fördern. | |
Die Vermittlung kann nun Monate dauern, mit ungewissem Ausgang. Der Zubau | |
von Solarstromanlagen war im ersten Quartal 2012 angesichts der erwarteten | |
Kürzungen wieder relativ hoch. | |
11 May 2012 | |
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an. |