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# taz.de -- US-Zölle für chinesische Solarimporte: Bis zu 250 Prozent Sonneng…
> Das US-Handelministerium hat, um Dumpimgpreisen vorzubeugen, Solarimporte
> aus China mit hohen Strafzöllen belegt. Peking droht bereits mit
> Vergeltungsmaßnahmen.
Bild: Billigere Alternative: Chinesische Unternehmen können wegen staatlicher …
PEKING taz | Die Reaktionen auf chinesischer Seite ließen nicht lange auf
sich warten: „Kurzsichtig“ seien die Amerikaner. „Sie sollten sich nicht
wundern, wenn unsere Regierung zum Gegenschlag ausholt“, wetterten die
chinesischen Solarhersteller. Auch ein Handelskrieg dürfe nicht
ausgeschlossen werden.
Die chinesische Regierung war nicht auf Beschwichtigung aus. „Die US-Regel
ist unfair, die chinesische Seite ist mit dieser Entscheidung extrem
unzufrieden“, teilte der Sprecher des Handelsministeriums, Shan Danyang,
mit. Grund der Empörung: Das US-amerikanische Handelsministerium hat am
Donnerstag einen neuen Strafzoll auf Einfuhren von chinesischen
Solarherstellern festgesetzt.
Der Abgabensatz auf Produkten etwa von chinesischen Spitzenexporteuren wie
Suntech Power Holdings, Yingli und Trina Solar liegt nun bei 31 Prozent -
dies sind allerdings Firmen, die bereit sind, mit der US-Regierung zu
kooperieren. Anderen Anbietern aus China drohen bis zu 250 Prozent. Das
gleicht einem Einfuhrverbot.
Schon im März hatte die US-Solarbranche ihr Handelsministerium dazu
gebracht, Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Solarimporte zu verhängen.
Diese liegen jedoch nur bei vorläufigen 4,7 Prozent - derzeit prüft das
Ministerium noch, ob die Chinesen tatsächlich mit Verlust verkaufen.
## „Vorläufige Entscheidung“
Auch die nun festgelegten Strafzölle seien „eine vorläufige Entscheidung“,
betonte ein Sprecher des US-Handelsministeriums. Der endgültige Beschluss
fällt im Oktober. Die Amerikaner begründen den Strafzoll damit, dass die
chinesischen Anbieter ihre Produkte wegen staatlicher Subventionen unter
den Herstellungs-kosten anbieten könnten.
Seit etwa zwei Jahren fallen in der Branche die Preise, was weltweit für
rote Zahlen und Pleiten sorgt. In den USA mussten bereits Evergreen und
Solyndra Insolvenz anmelden, in Deutschland sind es Firmen wie Solon, Solar
Millennium und zuletzt auch Solarhybrid. Dabei geht es nicht nur westlichen
Solarunternehmen schlecht. Längst leiden auch die chinesischen Firmen.
Der Vertriebschef des chinesischen Unternehmens Suntech in den USA, Andrew
Beebe, wehrt sich denn auch gegen die Vorwürfe: Suntech erziele positive
Margen, weil die Umsätze höher seien als die Produktionskosten. „Diese
Strafzölle sind störend und zerstörerisch für die gesamte Solarindustrie“,
beklagt auch Miao Liangsheng, Vorsitzender von Yingli, Chinas zweitgrößtem
Solarmodulhersteller.
Sein Sprecher Tian Liang hat bereits vor einigen Wochen im Gespräch mit der
taz bestritten, staatliche Unterstützung zu erhalten. Es gebe
Steuererleichterungen bei der Einspeisung - wie in anderen Ländern auch.
Ins Rollen gebracht hat die Klage in den USA ein Zusammenschluss mehrerer
amerikanischer Solarhersteller unter Federführung von Solarworld,
Deutschlands größtem Solarhersteller.
## Signal an Europa
Das Bonner Unternehmen betreibt eine Produktionsstätte im Bundesstaat
Oregon. Solarworlds Vorstandschef Frank Asbeck begrüßte denn auch das
Ergebnis. Die Entscheidung des US-Handelsministeriums mache Mut, dass man
zu einem fairen Wettbewerb zurückkehren könne. Asbeck hofft, dass das
Urteil aus den USA ein Signal auch an Europa sei.
US-Anbieter, die sich der Klage nicht angeschlossen hatten, fühlen sich nun
zwischen allen Stühlen: Sie befürchten, dass sich die chinesische Seite
rächen könnte. Und tatsächlich prüft Peking bereits, ob nicht die
staatlichen Subventionen für Hersteller von Windrädern in den USA eine
unzulässige Handelsbarriere darstellen.
Aus einem weiteren Grund könnte der Strafzoll für die Amerikaner nach
hinten losgehen: Die USA kaufen nämlich nicht nur von chinesischen Firmen,
sie beliefern sie auch. Chinesische Hersteller hätten im vergangenen Jahr
Lieferanten aus den USA Silizium in Höhe von 2 Milliarden Dollar abgekauft.
Sie würden jetzt damit auch abgestraft.
18 May 2012
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
China
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