Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Autokonzern: Opel geht zurück auf Start
> Der Konzern steckt wieder in der Krise. Die Produktion des Astra könnte
> Deutschland verlassen, der Standort Bochum ist gefährdet. Eine
> Modelloffensive soll helfen.
Bild: Undurchsichtig wie der Himmel: die Perspektive von Opel.
BERLIN taz | Dicke Luft bei Opel: Einen Tag nach der Landtagswahl in
Nordrhein-Westfalen lässt Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke die Katze aus
dem Sack – und verkündet tiefgreifende strukturelle Veränderungen im
Konzern, die letzten Endes den Standort Bochum gefährden könnten. Auch das
Stammwerk im hessischen Rüsselsheim könnte Einschnitte hinnehmen müssen.
„Die Stimmung ist angespannt“, sagte Opel-Betriebsratschef Wolfgang
Schäfer-Klug am Montag.
Opel-Chef Stracke hat am Montag bei einer Betriebsversammlung im Stammwerk
Rüsselsheim Grundzüge der neuen Fertigungsstrategie für Opel vorgestellt.
„Angesichts der erwarteten Nachfrage sind wirtschaftlich nur zwei
Astra-Werke sinnvoll“, sagte der Vorstandschef. Wenn zwei Werke im
Dreischichtbetrieb arbeiten könnten, sei das viel effizienter, als an drei
Standorten einen Zweischichtbetrieb zu fahren.
Derzeit wird der aktuelle Astra – das wichtigste Opel-Modell, das mit dem
VW-Golf konkurriert – an drei Standorten produziert: im hessischen
Rüsselsheim, im englischen Ellesmere Port und im polnischen Gliwice. In
Bochum wird noch eine Basisversion des Astra für den osteuropäischen Markt
hergestellt. In den vergangenen Wochen hatte es bereits Gerüchte gegeben,
die Astra-Produktion komplett nach England und Polen zu verlagern.
## Standort Bochum auf der Kippe
Damit das Stammwerk in Rüsselsheim in der Nähe von Frankfurt am Main in
diesem Fall dennoch ausgelastet wird, könnte es die Produktion des
Familienwagens Zafira übernehmen, der derzeit noch in Bochum hergestellt
wird. Der Standort Bochum könnte in diesem Fall geschlossen werden. Bereits
bei der letzten Opelkrise stand das Werk auf der Kippe; letztlich wurde der
Standort nur gehalten, weil stattdessen die Fabrik im belgischen Antwerpen
dichtmachte.
Opel verhandelt derzeit mit den Arbeitnehmervertretern in den europäischen
Werken über Kosteneinsparungen. Ziel ist es, das Tochterunternehmen des
US-Autokonzerns General Motors (GM) bis 2016 wieder profitabel werden zu
lassen. Opel leidet, wie andere Massenhersteller auch, unter sinkenden
Absatzzahlen in Südeuropa – weil sich dort in Folge der Eurokrise immer
weniger Menschen Autos leisten können oder wollen.
## Neue Modelloffensive
Gleichzeitig versprach Stracke eine Modelloffensive: Bis 2014 wolle Opel 11
Milliarden Euro in neue Entwicklungen investieren; allein in den nächsten
18 Monaten kämen drei neue Motorengenerationen auf den Markt. Zudem werde
aktuell geprüft, ob Modelle der Konzernschwester Chevrolet in Europa gebaut
werden könnten. Auch sollen neue Exportmärkte für Opel erschlossen werden.
Die Pläne riefen bei der Politik Skepsis hervor, unter anderem bei den
Ministerpräsidenten aus Hessen und Rheinland-Pfalz, Volker Bouffier (CDU)
und Kurt Beck (SPD). „Von einer positiven Perspektive kann man bei Weitem
noch nicht sprechen“, sagte Beck.
Bouffier forderte eine bessere Zusammenarbeit zwischen Management und
Arbeitnehmervertretern: „Man ist stärker, wenn man gemeinsam in die gleiche
Richtung arbeitet. Ich bin sicher, dass man diesbezüglich noch Luft nach
oben hat.“ Zuvor hatte der Opel-Betriebsrat dem Management des
Automobilkonzerns vorgeworfen, ohne Rücksicht auf bestehende Verträge und
ohne Rücksprache mit den Gewerkschaften Fakten schaffen zu wollen.
14 May 2012
## AUTOREN
Richard Rother
## ARTIKEL ZUM THEMA
Krise bei Autohersteller Opel: Opel-Chef Stracke spielt auf Zeit
Die Opel-Betriebsräte fühlen sich mit der angeblich offenen Entscheidung
über Werkschließungen erpresst. Nun denken sie über Streiks nach. Das wäre
teuer für den Konzern.
Rüsselsheim verliert Astra: Es droht der „Todesstoß für Bochum“
Ellesmere Port und Gliwice freuen sich, Rüsselsheim ist schockiert: Das
Auto-Modell Astra wird dort künftig nicht mehr produziert. Auch im
Ruhrgebiet wird es ernst.
Kommentar Drohende Opel-Schließung: Das eigentliche Problem in NRW
Bei Opel drohen mal wieder Werksschließungen. Der Autohersteller hat es
nicht leicht auf dem Markt, aber ständige Standortdebatten helfen da nicht.
Opel verlagert Produktion: Rüsselsheim bald ohne Astra?
Das wichtigste Modell des Autokonzerns könnte bald nur noch in Polen und
England produziert werden, was eine Gefahr für deutsche Standorte ist.
Angst vor Opel-Schließung im Ruhrgebiet: In Bochum bröckelt der Blitz
Laut Insiderberichten ist das Opel-Werk im Ruhrgebiet potenziell gefährdet.
Der Aufsichtsrat des Autobauers will sich am Mittwoch mit einem
entsprechenden Geschäftsplan befassen.
Kommentar Autoindustrie: Dicke Autos, fette Gewinne
Mit Hilfe großer Automodelle bricht die deutsche Automobilindustrie
historische Absatzrekorde. Die Politik sollte jetzt handeln – mit
Verbrauchsvorgaben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.