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# taz.de -- Krise bei Autohersteller Opel: Opel-Chef Stracke spielt auf Zeit
> Die Opel-Betriebsräte fühlen sich mit der angeblich offenen Entscheidung
> über Werkschließungen erpresst. Nun denken sie über Streiks nach. Das
> wäre teuer für den Konzern.
Bild: Sorgen um den Arbeitsplatz: Opel-Mitarbeiter hoffen auf Hilfe von Ministe…
BOCHUM taz | Im Kampf um den Erhalt des Bochumer Opel-Werks hat Firmenchef
Karl-Friedrich Stracke seine um ihre Jobs fürchtenden Mitarbeiter erneut
vertröstet. „Es gibt keine Entscheidung zu Opel nach 2014“, sagte der
Vorstandschef bei einer vom Bochumer Betriebsrat einberufenen
Betriebsversammlung.
So lange noch gilt ein Standortsicherungsvertrag, der Werkschließungen und
betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Am 28. Juni werde das
Opel-Management dem Aufsichtsrat einen neuen Plan vorlegen. Dann soll klar
sein, wo die Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) in Europa künftig
noch Autos baut.
Stracke hat aber schon klargemacht, dass der Kompaktwagen Astra künftig
nicht mehr im Stammwerk Rüsselsheim, sondern im britischen Ellesmere Port
und im polnischen Gliwice gebaut werden soll. Im Gegenzug könnte die
Produktion des Familienvans Zafira nach Rüsselsheim verlagert werden – dem
Bochumer Werk, das im GM-Konzernverbund mit anderen Standorten um Aufträge
konkurrieren muss, ginge die Arbeit aus.
Opel leidet wegen der vor allem in Südeuropa herrschenden Absatzkrise und
soll nach GM-Angaben allein im ersten Quartal dieses Jahres 198 Millionen
Euro Verlust gemacht haben. Grund dafür ist auch die Strategie der
Detroiter Konzernzentrale: Die verbietet Opel-Exporte in Wachstumsmärkte
wie Asien – dort will sie mit Konzernmarken wie Chevrolet punkten.
## 45.000 Jobs stehen in Frage
GM müsse Opel endlich eine Perspektive bieten, forderte
Nordrhein-Westfalens sozialdemokratische Regierungschefin Hannelore Kraft.
Auch Gespräche der Ministerpräsidenten aller deutschen Opel-Standorte mit
Detroit seien möglich, sagte Kraft. Außer in Rüsselsheim und Bochum fertigt
Opel auch im thüringischen Eisenach und in Kaiserslautern in der Pfalz.
Im Bochumer Werk arbeiten rund 4.800 Menschen. 3.300 sind fest bei Opel
angestellt. Die IG Metall warnt, dass einschließlich der Zulieferer bis zu
45.000 Jobs auf dem Spiel stehen. Zu der Versammlung am Werkstor 4 waren
deshalb auch NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD), die
Oberbürgermeister vieler Ruhrgebietsstädte und der aus Bochum stammende
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) gekommen.
Arbeitsniederlegungen wie 1997, 2000 oder 2004 sind trotzdem noch nicht
geplant. Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel betonte, „in der
derzeitigen Situation“ wolle er Detroit „keine Argumente gegen Bochum“
liefern. Eine „Erpressung“ durch die Firmenleitung wie in Ellesmere Port
dürfe sich aber nicht wiederholen: Die Briten bekamen den Zuschlag für den
Astra erst, nachdem sie Lohnverzicht versprochen und der Erhöhung der
Leiharbeiterquote um 30 Prozent zugestimmt hatten.
Wenn es in Bochum aber Ernst werde, droht Einenkel, werde es die „teuerste
Werkschließung aller Zeiten“. Der bisherige jährliche Lohnverzicht von 20
Millionen Euro wäre hinfällig, Streik dagegen möglich. Pro Streiktag drohen
Produktionsausfälle im Wert von mindestens 14 Millionen Euro.
22 May 2012
## AUTOREN
Andreas Wyputta
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