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# taz.de -- US-Börse gesteht Facebook-Panne ein: Der Geld-Computer menschelt
> Eine Verzögerung von zwei Millisekunden beim Börsenstart von Facebook
> soll das Handelssystem von Nasdaq überfordert haben. Die Panne könnte
> teuer werden.
Bild: Beim Börsenstart wussten Käufer und Verkäufer von Facebook-Aktien lang…
BERLIN taz | Technische Probleme der größten elektronischen US-Börse haben
am vergangenen Freitag maßgeblich zu dem turbulenten Facebook-Börsenstart
beigetragen. Am Freitag blieben Käufer und Verkäufer von Facebook-Aktien an
der New Yorker Nasdaq-Börse über Stunden darüber im Unklaren, ob ihre
Aufträge durchgeführt wurden.
Ein überlastetes Computersystem war offenbar die Ursache dafür, dass der
Handel mit Facebook-Aktien bis zum frühen Nachmittag im Blindflug ablief.
„Das war nicht unsere Sternstunde“, sagte Robert Greifeld in einer
Telefonkonferenz. Der Nasdaq-Chef nannte die technische Panne „demütigend
und peinlich“.
Seit 40 Jahren werden bei der „Nationalen Vereinigung von
Wertpapierhändlern für Automatische Angebote“ Aktien in rasender
Geschwindigkeit automatisch mit Hilfe von Computersystemen gehandelt. Die
Nasdaq ist bevorzugter Handelsplatz für Technologiewerte. Konzerne wie
Google, Apple und Microsoft sind dort gelistet.
Für die Hightech-Börse ist das Computerdebakel bei Facebooks Börsengang
besonders peinlich. Erste Probleme sollen sich schon am frühen Freitag
Morgen angekündigt haben, als Aufträge für Facebook-Aktien nicht korrekt
verbucht wurden.
## Zahlreiche Stornierungen
Aufträge und Stornierungen von Millionen Aktien hätten sich im weiteren
Verlauf so akkumuliert, dass das Computersystem überfordert gewesen sei, so
Greifeld. „Wegen der Masse an Käufen und Verkäufen benötigte das
Computersystem fünf Millisekunden anstatt der üblichen drei Millisekunden,
um den Startpreis der Facebook-Aktie zu berechnen“, sagte Greifeld.
Während der verzögerten Preisberechnung sorgten jedoch zahlreiche
Stornierungen von Facebook-Aktien dafür, dass die Preiskalkulation das
System schließlich in einer Endlosschleife verharren ließ. Der für 11.00
Uhr angesetzte Börsenstart verzögerte sich um 32 Minuten.
Broker berichten von turbulenten Stunden der Ungewissheit. „Wir brauchen
Klarheit!“, brüllten nach Aussage des Brokers John Hale Dutzende Händler
ihre Systemtechniker an. Die Eingriffe der Nasdaq-Techniker sorgten
schließlich dafür, dass alle Facebook-Transaktionen, die am Freitag
zwischen 11.11 Uhr und 11.30 erfolgten, spurlos verschwanden.
Erst um 13.50 Uhr New Yorker Zeit bekamen die Händler erste Rückmeldungen,
ob ihre Aufträge erfolgreich durchgeführt wurden. Zum Handelsstart um 11.32
Uhr notierte die Facebook-Aktie mit 42,05 US-Dollar. Im Lauf der Tages
verlor das Papier etwa 10 Prozent und schloss mit 38,27 Dollar.
## Buchungen des Tages werden nachgeprüft
Am Montag verlor die Aktie an der Frankfurter Börse weitere 3 Prozent und
sank damit auf 37,16 Dollar – also unter ihren Ausgabekurs von 38 Dollar.
Eric Noll, Vizechef der Nasdaq, stellte betroffenen Facebook-Investoren am
Montag Entschädigungen in Aussicht.
Man werde alle Buchungen des Tages nachprüfen, um festzustellen, welche
Investoren durch die Computerpanne Anspruch auf Entschädigungen hätten,
sagte Noll dem Wall Street Journal. Auch die US-Börsenaufsicht SEC
untersucht den Vorfall. Der Aktienkurs des Nasdaq-Betreibers, der Nasdaq
OMX Group, verlor am Montag fast 5 Prozent.
Der Facebook-Fehlstart ist für das Unternehmen auch eine schwere Schlappe
gegenüber seinem schärfsten und fast doppelt so großen Rivalen: Der Verbund
der Börsen New York Stock Exchange (NYSE) und Euronext verfügt anders als
die Nasdaq noch über den klassischen Parketthandel. Sein Marktwert beträgt
rund 6,3 Milliarden US-Dollar.
21 May 2012
## AUTOREN
Tarik Ahmia
## TAGS
Börse
Schwerpunkt Meta
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