# taz.de -- Bund-Länder-Treffen in Berlin: Uneinigkeit vor dem Energiegipfel | |
> Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler nimmt Länder bei Ausbau von | |
> Stromtrassen in die Pflicht. Bayern droht, auch andere Bundesländer sind | |
> unzufrieden. Die Frage ist: Wer zahlt's? | |
Bild: In der Nordsee wird vor der Küste Strom produziert – Bayern will ihn n… | |
BERLIN afp | Vor dem Bund-Länder-Treffen zur Energiewende am Mittwoch im | |
Kanzleramt haben zahlreiche Politiker tatkräftiges Handeln angemahnt, um | |
das Vorhaben zum Erfolg zu führen. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler | |
(FDP) forderte die Länder zu einer stärkeren Kooperation beim Ausbau der | |
Stromtrassen auf. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht | |
(CDU) verlangte eine bessere Abstimmung über Zuständigkeiten und | |
Länder-Konzepte. | |
Rösler sagte der Rheinischen Post (Mittwochsausgabe), es sei „nicht | |
hilfreich, wenn 16 einzelne Länder eigene, oft auf Eigenversorgung | |
basierende Konzepte vorlegen“. „Hier brauchen wir eine bessere | |
Synchronisation.“ Beim Netzausbau komme es entscheidend darauf an, dass die | |
Stromautobahnen gebaut würden, die die Windenergie vom Norden in die | |
Verbrauchszentren im Süden und Westen Deutschlands transportierten. | |
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) forderte | |
die Bundesregierung auf, den Ausbau der Stromnetze aus eigenen Mitteln zu | |
bezahlen. Momentan seien einige Netzbetreiber völlig überfordert, sagte | |
Sellering dem Hamburger Abendblatt (Mittwochsausgabe). Der Netzausbau liege | |
in der Verantwortung des Bundes und letztlich von Bundeskanzlerin Angela | |
Merkel (CDU). Zugleich sprach sich Sellering für ein bundesweites | |
Energieministerium aus. | |
Laut Bild-Zeitung (Mittwochsausgabe) vereinbarten Rösler und der neue | |
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) bei einem ersten | |
Vier-Augengespräch am Dienstagnachmittag, sich künftig eng abuzstimmen und | |
gemeinsam in der Öffentlichkeit für die Energiewende zu werben. Altmaier | |
sagte zu bild.de, er strebe bei der Energiewende einen „nationalen Konsens“ | |
an und werde „alle Akteure an einen Tisch“ holen. | |
Lieberknecht sagte dem Sender MDR Info, vor allen inhaltlichen Dingen | |
müssten zwischen Bund und Ländern, aber auch innerhalb der Bundesregierung, | |
die Zuständigkeiten bei der Energiewende geklärt werden. Auf Bundesebene | |
müsse „ein federführendes Ressort die Gesamtkoordination übernehmen“. Die | |
Länder müssten ihrerseits endlich den Abgleich ihrer Konzepte vornehmen. | |
## Norden gegen Süden | |
Es werfe schon Fragen auf, wenn man im Norden mit Milliardenprogrammen | |
Offshore-Anlagen errichte, die Strom für den Süden produzieren sollten, | |
Baden-Württemberg und Bayern jetzt aber „Nein“ sagten und erklärten, sie | |
entwickelten energie-autarke Konzepte für ihr jeweiliges Bundesland, | |
kritisierte die CDU-Politikerin. | |
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zeigte sich in der | |
Süddeutschen Zeitung (Mittwochsausgabe) unzufrieden mit der bisherigen | |
Bilanz der Bundesregierung beim Atomausstieg und drohte bayerische | |
Sonderwege an. | |
Seehofer drohte mit einer Rückkehr zu einem eigenen staatlichen | |
Energieversorger, wenn die Koalition in Berlin nicht zu schnellen Lösungen | |
komme. „Dann gründen wir ein Bayernwerk“, sagte der CSU-Chef. Seehofer | |
kritisierte vor allem den Stillstand beim Bau neuer Gaskraftwerke. | |
Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin äußerte Zweifel, dass durch den Wechsel | |
an der Spitze des Umweltministeriums die Blockade der Energiewende | |
aufgelöst werden kann. „Die Kanzlerin hat die Energiewende an die Wand | |
gefahren“, sagte Trittin der Passauer Neuen Presse (Mittwochsausgabe). | |
Trittin warf der schwarz-gelben Koalition vor, die Förderung der | |
Gebäudedämmung zu blockieren und alles zu tun, „um die erfolgreiche | |
Solarindustrie aus Deutschland zu vertreiben“. | |
23 May 2012 | |
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