# taz.de -- Parteispenden-Watch: Unterschriften gegen Korruption | |
> Lobby Control erhöht den Druck auf die Bundesregierung für mehr | |
> Transparenz bei Parteispenden und Nebeneinkünften. Auch die taz wühlt | |
> weiter – helfen Sie mit! | |
Bild: Wohin fließen die Euros? Das ist in Deutschlands Politik wenig transpare… | |
BERLIN taz | Nur Millimeter ist die Bundesrepublik in den vergangenen | |
Jahren voran gekommen – in Sachen Korruptionsbekämpfung, Transparenz bei | |
Parteispenden und Nebeneinkünften von Abgeordneten gehört Deutschland zu | |
den Schlusslichtern in Europa. | |
Die Blockadehaltung der Bundesregierung ist beachtlich, Deutschland ist | |
eines der wenigen Gründungsmitglieder der Staatengruppe gegen Korruption | |
des Europarates (GRECO), das die UN-Konvention gegen Korruption von 2005 | |
zwar unterzeichnet, nicht aber ratifiziert hat. | |
Bereits 2009 erhielt die Regierung 20 Empfehlungen des Europarats zu | |
Korruptionsbekämpfung, von denen sie bis heute gerade einmal vier umgesetzt | |
hat. Deshalb startet die Nichtregierungsorganisation Lobby Control nun eine | |
[1][Unterschriftenaktion]. Auch die taz versucht seit Jahren, zu | |
sensibilisieren und zu [2][informieren] und braucht dabei Ihre | |
[3][Unterstützung]. | |
Denn nur so kann der Druck bis zum 30. Juni noch erhöht werden – dann muss | |
die Regierung dem Europarat Bericht erstatten, welche Maßnahmen sie | |
ergreifen will, um doch noch einige der Empfehlungen umzusetzen. „Es sieht | |
nicht so aus, als würde die schwarz-gelbe Koalition vor Ablauf der Frist | |
auch nur eine weitere Empfehlung des Europarats umsetzen“, sagt Timo Lange | |
von Lobby Control. | |
Auf Anfragen an diverse Ausschüsse und Ministerien habe man keine Auskünfte | |
erhalten, welche weiteren Schritte geplant sind. Der Innenausschuss wird | |
sich laut Lobby Control erst am 27. Juni erneut mit dem Thema beschäftigen | |
– zu kurz, um noch stichhaltige Konzepte vorzubereiten, meint die NGO. | |
## Unklare Situation bei Empfängen | |
Dabei erforderte die aktuelle Situation das unbedingt. Die Rechtslage in | |
Deutschland verhindert, dass die BRD wie über 150 andere Staaten die | |
UN-Konvention ratifizieren kann: Zwar gibt es nach Artikel 108 des | |
Strafgesetzbuches den Straftatbestand der Abgeordnetenbestechung. Doch es | |
gibt keine Regeln zu der Art oder der Höhe von unzulässigen Einladungen, | |
etwa zu Empfängen, in den „Verhaltensregeln für Mitglieder des Deutschen | |
Bundestages“. | |
Spenden an Abgeordnete, die nicht den Parteien zufließen, sind gesetzlich | |
zulässig und müssen lediglich ab 5.000 Euro dem Bundestagspräsidenten | |
angezeigt und ab 10.000 Euro veröffentlicht werden. In den | |
Länderparlamenten gibt es fast nie Veröffentlichungsregelungen zu den | |
Nebeneinkünften der Abgeordneten. | |
Um die Konvention ratifizieren zu können, muss nach Auffassung der | |
Organisation [4][Transparency International] jedoch verwerfliche | |
Beeinflussung eines Abgeordneten bei jeder Gelegenheit erfasst werden, in | |
der er sein Mandat wahrnimmt – also auch bei Empfängen ohne direkten Bezug | |
zu seiner politischen Arbeit. Bislang konnte sich der Bundestag nicht auf | |
eine entsprechende Gesetzesänderung verständigen. | |
Genauso problematisch sehen Organisationen wie Lobby Control und | |
Transparency International die bisherigen Regelungen Deutschlands zu | |
Parteienspenden. Sie werden nach Artikel 25.3 des Parteiengesetzes erst ab | |
einer Höhe von 10.000 Euro veröffentlicht. Bei Parteisponsoring sind noch | |
mehr Spielräume gegeben, es taucht nur unter einem Sammelposten „Einnahmen | |
aus Veranstaltungen, Vertrieb von Druckschriften und Veröffentlichungen und | |
sonstiger mit Einnahmen verbundener Tätigkeit“ in den | |
Rechenschaftsberichten der Parteien auf. | |
## Parteisponsoring als Betriebsausgaben | |
Während Parteispenden zumindest nicht von der Steuer abgesetzt werden | |
können, können Unternehmen Parteisponsoring unbegrenzt als Betriebsausgaben | |
von der Steuer absetzen. | |
Welche langfristigen Auswirkungen Spenden haben können, die sich über die | |
Zeit ansammeln, lässt eine Recherche von [5][Abgeordnetenwatch] erahnen. | |
Das Blog zieht die Verbindung zwischen Spenden aus dem Umfeld der Deutschen | |
Vermögensberatung (DVAG) in Höhe von 587.000 Euro an die CDU und 470.000 | |
Euro an die FDP im Jahr 2009 und der Förderung der | |
Zusatz-Pflegeversicherung, die die Koalition vergangene Woche beschlossen | |
hat. | |
Wer zusätzlich zur gesetzlichen Pflegeversicherung eine private abschließt, | |
soll künftig mit fünf Euro monatlich unterstützt werden. Das sind 60 Euro | |
im Jahr pro Person, insgesamt würde der Staat mit Fördergeldern von 100 | |
Millionen Euro jährlich in die private Pflege locken. | |
Während SPD und Grüne von DVAG nur geringe Summen erhielten, fielen die | |
Spenden an die Regierungskoalition erheblich aus. Besteht eine Verbindung? | |
Nachweisbar ist das nicht. Doch Timo Lange von Lobby Control fordert mehr | |
Engagement der Bundesregierung dafür, dass nicht einmal das Risiko dafür | |
entsteht. „Frau Merkel muss sich als Bundeskanzlerin und Parteivorsitzende | |
der größten Regierungspartei endlich dafür einsetzen, dass die Empfehlungen | |
des Europarates nicht weiter verschleppt werden“, fordert er. „Sonst ist | |
ihre Tatenlosigkeit der Nährboden für die nächsten Parteispenden-Skandale.“ | |
(KG) | |
13 Jun 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.lobbycontrol.de/gelbekarte | |
[2] /Parteispenden-Watch/!t200/ | |
[3] http://www.tvspielfilm.de/grimme | |
[4] http://www.transparency.de/2012-02-21-Integritaetsoffensi.2063.0.html | |
[5] http://blog.abgeordnetenwatch.de/2012/06/08/riester-pflege-grosspender-von-… | |
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