# taz.de -- Programm zur Gesichtserkennung: Facebook drängt voran | |
> Facebook übernimmt ein Start-Up, das Gesichter scannt. Face.com | |
> durchsucht Fotoalben und Freundeslisten – Datenschützer kritisieren | |
> Facebooks Gesichtserkennung generell. | |
Bild: Schritt für Schritt zur totalen Nutzererfassung? | |
NEW YORK afp/taz | Facebook hat das auf Gesichtserkennung und entsprechende | |
Software spezialisierte israelische Unternehmen [1][Face.com] gekauft. | |
„Leute, die Facebook nutzen, teilen gern ihre Fotos und Erinnerungen mit | |
ihren Freunden, und die Technologie von Face.com hat dabei geholfen, die | |
besten Fotoerlebnisse zu liefern“, sagte ein Sprecher von Facebook am | |
Montag. | |
Wieviel Facebook zahlte, teilte er nicht mit. Der Branchendienst [2][All | |
Things Digital] beruft sich auf zwei „mit dem Deal vertraute“ Quellen, | |
denen zufolge Face.com 55 bis 60 Millionen US-Dollar, das entspricht 43 bis | |
47 Millionen Euro, für den Abschluss verlangt. Dieser soll angeblich für | |
Ende dieser Woche vorgesehen sein. Die israelische Internetseite Newsgeek | |
will hingegen Informationen haben, die Transaktion könne sich auf 80 bis | |
100 Millionen US-Dollar, das entspricht 63 bis 79 Millionen Euro, belaufen. | |
Dafür gehörten laut All Things Digital alle bisherigen und künftigen | |
Entwicklungen von Face.com automatisch Facebook. | |
Das 2007 gegründete israelische Start-Up wirbt auf seiner Seite mit dem | |
Spruch:„Nie war es einfacher, deine Facebook-Freunde zu verlinken!“ Das | |
Unternehmen, das PC- und Smartphone-basierte Dienste anbietet, ist von | |
vorne herein auf Facebook ausgerichtet. Konkret bietet es drei Dienste: | |
PhotoFinder und PhotoTagger, die verlinkte und unverlinkte Fotos in Alben | |
in Sozialen Netzwerken für den Nutzer nach potenziell interessanten | |
Personen durchsuchen und künftig Vorschläge für Verlinkungen machen. Und | |
Celebrityfindr zur Suche nach prominenten Personen bei Twitter. | |
Die Macher von Face.com werben damit, dass die Verlinkung von Personen mit | |
ihren Werkzeugen nur noch einen Bruchteil der sonst nötigen Zeit | |
beanspruche – angesichts von knapp 300 Millionen neuer Fotos, welche die | |
900 Millionen Nutzer auf Facebook jeden Tag hochladen, könnte der Bedarf | |
dafür groß sein. Facebook selbst bietet momentan so genannte | |
„Markierungsvorschläge“ an, sodass Verlinkungsvorschläge aufpoppen, sobald | |
man Fotos von Freunden hochlädt. | |
## Fotos sind alles, was zählt | |
Aktuell gibt es laut All Things Digital allerdings häufig Störungen bei dem | |
Facebook-Werkzeug für mobile Anwendungen, mit dem auch Smartphone-Nutzer | |
Freunde auf Fotos in dem sozialen Netzwerk verlinken können. Die Intension | |
hinter dem Kauf von Face.com könnte dem Branchendienst zufolge sein, hier | |
künftig weniger Probleme haben, indem man konsequent Face.com-Dienste | |
einbindet. | |
In einem Blog von Face.com heißt es, Facebook könne die Software für | |
Smartphones und Kameras nutzen, mit denen Fotos aufgenommen und in das | |
soziale Netzwerk eingestellt werden. Erst im April hatte Facebook den | |
Handy-Fotodienst [3][Instagram] für eine Milliarde US-Dollar gekauft. Mit | |
dem kostenlosen Programm können per Smartphone geschossene Fotos bearbeitet | |
und anschließend auf Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken | |
veröffentlicht werden. | |
Wenige Wochen nach dem Instagram-Kauf startete Facebook einen eigenen | |
Dienst zum Aufnehmen und Teilen von Handy-Fotos. Die Anwendung [4][Facebook | |
Camera] ist vorerst nur für das Multimedia-Handy iPhone von Apple | |
verfügbar. Bei Facebook zählt das Teilen von Bildern mit anderen Nutzern zu | |
einer der Hauptaktivitäten. | |
Die Praxis stößt auf massive Kritik von Datenschützern, die von Facebook | |
klare Aussagen über den Einsatz der Gesichtserkennung und „saubere | |
Einwilligungsverfahren“ zugunsten der Nutzer fordern. Möglicherweise könnte | |
die Funktion Find my Face, die Google für die Mitglieder von Google+ seit | |
dem Winter anbietet, eine Orientierung sein. Das System erstellt zunächst | |
ein Modell des Gesichts eines Nutzers, aber nur nach dessen vorheriger | |
Zustimmung. Dann durchsucht es die Fotos der eigenen Kontakte im Netzwerk | |
und schlägt diesen vor, die Bilder mit Namen zu versehen. | |
19 Jun 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://face.com/about.php | |
[2] http://allthingsd.com/20120618/facebook-acquires-facial-recognition-technol… | |
[3] http://instagr.am/ | |
[4] http://www.facebook.com/mobile/camera | |
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