# taz.de -- Kommentar Googles Gesichtserkennung: Mal nicht ins Gesicht gelogen | |
> Auch Google wird bald die Gesichtserkennung in seinem Online-Netzwerk G+ | |
> einführen. Aus den Fehlern des Konkurrenten Facebook hat die Firma | |
> gelernt. | |
Bild: Schritt für Schritt zur totalen Nutzererfassung? | |
Das Gesicht von Mark Zuckerberg hätten wohl viele gern gesehen, als Google | |
am Donnerstag ankündigte, dass es automatische Gesichtserkennungstechniken | |
in seinem Social Network Google+ [1][einführen will.] | |
Was für einen Streit hatte es um die Art und Weise gegeben, wie Facebook | |
dies seinerzeit tat: alle auf der Plattform befindlichen Bilder wurden auf | |
Gesichtsartigkeit überprüft, Merkmale gebildert und geclustert. Alles, was | |
die Nutzer machen konnten: per Mausklick verhindern, dass die von ihnen | |
erkannten Fotos auch anderen als solche angezeigt werden. | |
Nicht der Vorgang, sondern die Anzeige wurde unterbunden – was für viel | |
Unbehagen auslöste. Ruck, Zuck, implementiert und ausgerollt: mitten ins | |
Gesicht der Nutzer. Genau dieses Fettnäpfchen will Google nun offenbar | |
auslassen. Und hat sich dafür externe Expertise geholt – und zwar eine | |
überraschende. | |
Johannes Caspar und seine Mitarbeiter gelten nicht unbedingt als | |
Softwareentwickler. Der Jurist und hamburgische Datenschutzbeauftragte hat | |
aber laut Google sehr genaue Vorgaben zum Thema Gesichtserkennungssoftware | |
gemacht – so genau, dass man sich in der Produktentwicklung nun daran | |
orientieren konnte. | |
Die Software soll erst den Nutzer fragen, ob er oder sie überhaupt möchte, | |
dass sein oder ihr Gesicht wiedererkannt werden soll. Nach dieser | |
allgemeinen Zustimmung ist eine weitere Hürde vorgesehen: Wenn jemand | |
anders ein Foto mit einem Nutzer hochlädt, wird dieser darüber | |
benachrichtigt und muss dem Tagging, dem Verknüpfen mit seinem Profil und | |
Namen, erneut zustimmen. | |
Das klingt erst einmal positiv. Hat der knetgummibunte vom Herumirrlichtern | |
des blauen Internetkonzerns etwa gelernt? Noch ist Google+ ein | |
Schattenprodukt verglichen mit der Reichweite des Zuckerbergschen | |
Gesichtsbuchs. Doch muss das nicht so bleiben. Wenn man sich anschaut, wie | |
schnell Facebook auf andere technische Innovationen reagiert hat, die | |
Google in seinem Plus verwirklichte, darf man gespannt sein. | |
Schaden würde es kaum, wenn Facebook seine Gesichtserkennung noch einmal | |
auf Anfang zurücksetzt und diesmal besser machen würde. Vielleicht könnte | |
Facebook dann demnächst auf Pressekonferenzen verkünden, dass sie ihr | |
Produkt streng nach den Vorgaben Thilo Weicherts weiterentwickelt hätten, | |
des Schleswig-Holsteinischen Datenschutzbeauftragten. Ob das wünschenswert | |
wäre steht auf einem anderen Blatt. | |
9 Dec 2011 | |
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[1] http://google-produkte.blogspot.com/2011/12/fotos-bei-google-zu-taggen-wird… | |
## AUTOREN | |
Falk Lüke | |
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