| # taz.de -- Neue Regierung in Griechenland: Die Dreierkoalition steht | |
| > Das neue Kabinett in Griechenland sorgt für Befremden und bedient viele | |
| > parteipolitischen Einzelinteressen. Seine neue Baustelle bleibt das | |
| > EU-Sparprogramm. | |
| Bild: Der neue Ministerpräsident: Antonis Samaras. | |
| ATHEN taz | Die ersten Symbolhandlungen des neuen griechischen | |
| Ministerpräsidenten Antonis Samaras stoßen zweifellos auf große Zustimmung: | |
| Ministergehälter werden ab sofort um 30 Prozent gekürzt, außerdem werden | |
| die Kabinettsmitglieder um Zurückhaltung bei Fernsehauftritten gebeten. | |
| „Wir müssen von Anfang an anders vorgehen“, erklärte Samaras bei der erst… | |
| Sitzung des neuen Kabinetts am Freitagnachmittag in Athen. So weit, so gut. | |
| Für Befremden sorgt dagegen die Zusammensetzung der neuen Regierung. Anders | |
| als vermutet wollen die drei Regierungspartner offenbar keine möglichst | |
| breit angelegte „Koalition der Tüchtigen“, sondern sie bedienen möglichst | |
| viele parteipolitische Einzelinteressen. Anders ist es kaum zu erklären, | |
| dass der konservative Parteibonze Evrypidis Stylianidis das | |
| Innenministerium übernimmt und der in der Opposition unauffällige | |
| Parteisoldat Andreas Lykourentzos Gesundheitsminister wird, zu einem | |
| Zeitpunkt, da das griechische Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch | |
| steht. | |
| Die Ernennung des „linken Bankers“ Vassilis Rapanos zum Finanzminister | |
| stößt hingegen auf allgemeine Zustimmung, und auch der betont | |
| EU-freundliche Kostas Hatzidakis gilt als ein Glücksgriff für das | |
| einflussreiche „Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung“, das sich vor | |
| allem um Investitionsförderung und Privatisierungserlöse kümmern soll. | |
| Ob das Wirtschaftsteam in der neuen Regierung die internationalen Geldgeber | |
| zu einer Neuverhandlung der strikten Sparauflagen bewegen kann, wie im | |
| Wahlkampf mehrmals angekündigt, bleibt abzuwarten. Offenbar will der neue | |
| Ministerpräsident zumindest einen Aufschub von zwei Jahren für die | |
| Sparauflagen fordern und zudem einen Teil des laufenden | |
| Austeritätsprogramms neu verhandeln. Darauf dürfte vor allem der | |
| Juniorpartner in der neuen Regierungskoalition, die Demokratische Linke, | |
| vehement pochen. | |
| Kritik hagelt es schon jetzt von der radikalen Linkspartei Syriza, die vor | |
| der Wahl eine grundsätzliche Neuverhandlung forderte. Der | |
| Wirtschaftsprofessor und neue Syriza-Abgeordnete Eukleidis Tsakalotos | |
| brachte es auf den Punkt: „Samaras hat uns vor der Wahl versprochen, er sei | |
| eher in der Lage, mit den Europäern neu zu verhandeln, als die Linkspartei. | |
| Wenn er sein Wahlversprechen hält, dann hat er mit Sicherheit nichts zu | |
| befürchten von uns; aber wenn nicht, dann wird er die ganze Gesellschaft | |
| gegen sich aufbringen.“ | |
| 22 Jun 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Jannis Papadimitriou | |
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