# taz.de -- Nach der Wahl in Griechenland: Drei Parteien für eine Regierung | |
> Die designierten Regierungsparteien in Athen fordern mehr Zeit bei der | |
> Erfüllung der Sparvorgaben. Das trifft selbst in Deutschland überwiegend | |
> auf Wohlwollen. | |
Bild: Die Regierungsbildung beeinflusst die Börse in Athen und umgekehrt. | |
BERLIN taz | Mindestens zwei Jahre mehr Zeit, um die rigiden Sparvorgaben | |
der EU zu erfüllen, hatte Pasok-Chef Evangelos Venizelos im Wahlkampf | |
gefordert. Damit wollte er die Empörung der Griechen über die dramatischen | |
Auswirkungen des Sparpakets auffangen. | |
Wie es derzeit aussieht, dürften Konservative und Demokratische Linke, die | |
mit Pasok eine Koalitionsregierung anstreben, sich diese Forderung zu eigen | |
machen. Noch wird in Athen um die Konturen der neuen Regierungskoalition | |
gestritten, aber eine Einigung scheint absehbar. | |
Die Bundesregierung ist offensichtlich uneins, wie sie dieser Forderung | |
begegnen soll. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich nach der | |
Wahl demonstrativ offen dafür, den Zeitplan zu lockern. Prompt widersprach | |
ihm ein Regierungssprecher und verwahrte sich im Namen von Angela Merkel | |
gegen jegliche „Rabatte“. | |
Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter (CDU) deutete am Dienstag sogar an, | |
Griechenland müsse seine Reformen noch beschleunigen. FDP-Fraktionschef | |
Rainer Brüderle dagegen sprang seinem Parteifreund am Dienstag zur Seite | |
und forderte wie Westerwelle, Griechenland beim Zeitplan entgegenzukommen. | |
Auch Jorgos Chatzimarkakis ist dafür: „Nachdem Spaniens Konditionen für den | |
EU-Rettungsschirm eine zeitlich viel größere Streckung vorsehen, ist es nur | |
legitim, das auch für Griechenland zu verlangen“, sagte der Politiker, der | |
für die FDP im Europaparlament sitzt. „Ich kann der EU-Politik nur | |
empfehlen, auf diese Forderung einzugehen. Sonst wird Syriza massive | |
Proteste gegen die neue Regierung mobilisieren“, warnte Chatzimarkakis, der | |
auch Präsident der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung ist. | |
## Im Sommer 2014 sind Europawahlen | |
Der FDP-Politiker ist zwar skeptisch, ob der konservative Wahlsieger | |
Antonis Samaras der Richtige ist, um die nötigen Reformen durchzuführen: | |
„Der Lackmustest wird sein, ob er Experten und Technokraten in seine | |
Regierung beruft – oder ob er nur seine eigenen Leute auf wichtigen Posten | |
unterbringt.“ Ihm bliebe ohnehin nicht viel Zeit: „Im Sommer 2014 sind | |
Europawahlen – viel länger wird diese Regierung nicht durchhalten“, glaubt | |
Chatzimarkakis. | |
Das sieht Antonios Beys-Kamnarokos, der Sprecher des Verbands der | |
griechischen Gemeinden in Deutschland, genau so. Auch der Journalist ist | |
skeptisch, ob Samaras das Land aus der Krise führen kann. Anders als | |
Chatzimarkakis fürchtet er allerdings vor allem, Samaras könne die | |
„Kolonisierung“ Griechenlands vorantreiben, das einem „deutschen | |
Wirtschaftsnationalismus unterjocht“ werde. | |
„Es wäre nicht schlecht gewesen, einer neuen Partei eine Chance zu geben“, | |
findet Johanna Mamali-Panagiotou, die in München die Zeitschrift Drachme | |
heraus gibt. „Wie kann man von der Nea Dimokratia erwarten, uns zu retten, | |
nachdem sie uns mit in die Katastrophe geführt hat?“, fragt sie. Aus ihren | |
Sympathien für Syriza macht sie keinen Hehl. „Die Kritik an der Sparpolitik | |
ist richtig. Aber die Zeit war wohl noch nicht reif, um eine Regierung | |
anzuführen.“ | |
19 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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