# taz.de -- Zu Besuch in Bremen: Vertreter der Windenergie-Branche: In Kindersc… | |
> Die Offshore-Branche ist von den Regierungs-Zielen, 10.000 Megawatt bis | |
> 2020, weit entfernt. Derzeit verzögert sich alles durch Unklarheiten beim | |
> Netzausbau | |
Bild: Branche mit Kinderkrankheiten: Besucher der Offshore-Messe "Windforce 201… | |
BREMEN taz | Als Kinderkrankheiten könnte man die Probleme zusammenfassen, | |
mit denen Unternehmen der Offshore-Windenergie derzeit kämpfen. Auf der | |
Bremer Messe „Windforce“ erneuerten Branchenvertreter ihre Forderung an die | |
Politik, einen Gesetzentwurf über Haftungsfragen bei den Netzanschlüssen | |
auf den Weg zu bringen. | |
Denn solange diese nicht geklärt sind, steht die Branche still: Der | |
niederländische Stromnetzbetreiber Tennet ist seit 2010 für den Ausbau der | |
Leitungen in der Nordsee allein zuständig. Die Seekabel jedoch sind teuer, | |
Tennet kann sie nicht finanzieren – und ohne klare Beschränkungen in der | |
Haftung wollen auch andere Geldgeber nicht einspringen. Denn das Risiko ist | |
groß: Verzögert sich der Anschluss einer Windanlage auf See, so kommt es | |
nicht nur zu Profit-Ausfällen: Die Offshore-Windmühlen brauchen auch selbst | |
den Strom für die Klimatisierung und Wartung. Fehlt der, so können | |
Millionen-Schäden entstehen. „Die Energiegesetze sind uralt, so ein Fall | |
war damals schlicht nicht vorgesehen“, sagte Thomas Haukje, Geschäftsführer | |
der Nordwest Assekuranz. | |
Auch die Hersteller der Stromkabel selbst hinken der Entwicklung noch | |
hinterher. Anders als normale Kabel seien jene, die auf See verlegt werden, | |
wesentlich länger und schwerer, so Thorsten Schwarz, Geschäftsführer der | |
Norddeutschen Seekabelwerke. Dafür die Produktionsstandorte an die Küste zu | |
verlagern, sei sinnvoll – es mangele jedoch immer noch an | |
Planungssicherheit. Die Energiewende solle in relativ kurzer Zeit vollzogen | |
werden – allein die Herstellung eines Seekabels aber dauere zwölf Monate. | |
Noch also besteht Nachholbedarf. Derzeit drehen sich nach Angaben der | |
Windenergie-Agentur (WAB) 55 Anlagen in der Nord- und Ostsee. Gerade einmal | |
zehn sind 2011 hinzugekommen. Insgesamt produzieren diese 215 Megawatt – | |
10.000 Megawatt aus etwa 2.000 Anlagen sollen es nach Regierungs-Plänen bis | |
2020 sein. „Wir stehen noch am Anfang“, sagte WAB-Geschäftsführer Ronny | |
Meyer. Auch der Ausbildung von qualifiziertem Personal widme man sich | |
verstärkt, so Meyer. | |
Eine aktuelle Umfrage der Arbeitnehmerkammer Bremerhaven unter knapp 190 | |
Windenergie-Betrieben kommt zu anderen Ergebnissen: Obwohl über | |
Fachkräftemangel geklagt werde, investierten die Unternehmen nur wenig in | |
die Nachwuchsförderung, umso öfter werde auf Leiharbeit gesetzt. | |
27 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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