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# taz.de -- Verhandlung über Schlachthof in Wietze: Dummy-Schlachthof genehmigt
> Der umstrittene Riesen-Geflügelschlachthof in Wietze wurde völlig anders
> gebaut, als er genehmigt war. Der Nabu will vor Gericht nun die
> Stilllegung der gesamten Anlage erreichen.
Bild: Vier Schornsteine gibt, es sollten aber mehr sein: Geflügelschlachthof i…
LÜNEBURG taz | Eine Handvoll Menschen steht vor dem Verwaltungsgericht
Lüneburg. Flyer werden verteilt, ein Transparent hochgehalten. Keine großen
Proteste begleitete die gestrige Verhandlung über den Schlachthof in Wietze
bei Celle, in dem an sechs Tagen pro Woche stündlich 27.000 Hähnchen
geschlachtet werden sollen.
Verhandelt wurde die Klage des Naturschutzbunds (Nabu) gegen das
Gewerbeaufsichtsamt wegen der Genehmigung des Schlachthofs. Es geht um
Lärm, Emissionsprognosen, Keimbelastung, mangelhaften Brandschutz – und
letztlich um die Frage, ob der Bebauungsplan überhaupt wirksam ist. Für
Investor Franz-Josef Rothkötter, der rund 60 Millionen Euro in das Projekt
gesteckt hat, könnten die Mängel im schlimmsten Fall zum Abriss der Anlage
führen.
Der Bau selbst sorgte für die meiste Diskussion: Momentan ragen aus dem
Fabrikgebäude am Wietzer Ortsausgang vier Schornsteine, geplant waren aber
zehn Kamine pro Schlachtlinie – das ganze Belüftungskonzept sei offenbar
verändert worden, bemängelt der Emissionsgutachter des Bunds für Umwelt-
und Naturschutz (BUND), Knut Haverkamp.
Anlagen dieser Größenordnung würden doch nie nach Plan gebaut, hieß es vom
Gewerbeaufsichtsamt. Man habe immer einen Dummy, der sich im Laufe des
Ausbaus verändere. Entscheidend sei, dass man bei allen Emissionsmessungen
im angestrebten Bereich sei. „Hier steht im Moment eine andere Anlage, als
die, die genehmigt wurde“, sagt dagegen der Anwalt des Nabu, Frank
Niederstadt. „Wir werden daher beim Gewerbeaufsichtsamt einen Antrag auf
Stilllegung stellen.“
Auch Elke Meier vom Nabu will das Dummy-Argument nicht gelten lassen. „Mich
interessiert nicht, ob sich die Farbe des Dachs ändert“, sagt Meier. „Aber
es ist doch irritierend, wenn dort plötzlich eine völlig andere Anlage
steht.“ Dass die Anlage aber tatsächlich zurückgebaut werden müsse, daran
glaubt sie nicht – auch, weil dann im Zweifel die Kommune haften müsste.
„Für uns wäre es schon ein Erfolg, wenn die Anlage nicht auf die geplanten
zwei Schlachtlinien ausgebaut wird, sondern es bei einer Linie bleibt.“ In
spätestens zwei Wochen will das Verwaltungsgericht sein Urteil verkünden.
28 Jun 2012
## AUTOREN
Ilka Kreutzträger
## TAGS
Schlachthof
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