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# taz.de -- Krieg im Ostkongo: Ruanda mischt auf beiden Seiten mit
> Ruanda unterstützt im Ostkongo nicht nur die Rebellen, sondern auch noch
> die Regierung. Dies erklärt auch, warum die Regierung Kongos gegenüber
> Ruanda so zurückhaltend ist.
Bild: Eine kongolesische Familie flüchtet vor den Kämpfen.
GOMA taz | Die Bewohner der ostkongolesischen Grenzstadt Goma staunten
nicht schlecht, als am vergangenen Donnerstag ruandische Soldaten in ihre
Stadt einrückten. Ein Konvoi der ruandischen Armee fuhr quer durch die
Provinzhauptstadt Goma bis zur Residenz des Provinzgouverneurs Julien
Paluku, um Ruandas Verteidigungsminister James Kabarebe und andere
hochrangige ruandische Militärs bei einem Gipfeltreffen mit ihren
kongolesischen Amtskollegen zu schützen.
Später gab es dann gemeinsame kongolesisch-ruandische Patrouillen in einem
Luxushotel, wo die illustren Militärführer sich zum Speisen einfanden.
Es war eine außergewöhnliche Demonstration ruandischer Macht im kriselnden
Nachbarland und auch ein klares Zeichen ruandischen Misstrauens gegen den
Kongo und seine zerbröselnde Armee, die ja nicht einmal sich selbst
schützen kann.
Und sie erfolgte ausgerechnet an dem Tag, an dem die ersten Details eines
bisher zurückgehaltenen [1][UN-Berichts über Ruandas] überraschend
weitgehende Unterstützung für die ostkongolesischen Rebellen M23 (Bewegung
des 23. März) durchsickerten.
Ruanda, das wird im UN-Bericht nur am Rande erwähnt, unterstützt im neuen
ostkongolesischen Krieg beide Seiten. Die M23-Rebellion, die von
Tutsi-Generälen geführt wird und aus ihren Stützpunkten in den Bergen an
der kongolesisch-ruandischen Grenze heraus Kongos Armee in Schach hält,
wird von Ruanda logistisch und sogar mit Personal unterstützt.
Kongos Armee wird jedoch ebenfalls von Ruanda unterstützt. Ruandische
Geheimdienstler und Offiziere greifen ihren kongolesischen Kollegen beim
Kampf gegen die im Ostkongo stationierte ruandische Hutu-Miliz FDLR
(Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) unter die Arme.
## Neues Geheimdienstzentrum
Nach UN-Angaben sind möglicherweise ruandische Spezialkräfte dauerhaft mit
Kongos Armee in Teilen Ostkongos stationiert.
Regelmäßig gibt es hochrangige Treffen der ruandischen und kongolesischen
Militär- und Geheimdienstführungen, und erst kürzlich wurde in Goma ein
regionales Geheimdienstzentrum eingeweiht, geführt von einem angolanischen
General und, so ist es geplant, mit ständigen Vertretern aller Länder der
Region. Ruanda will seine Delegation als Erstes entsenden, hieß es in
ruandischen Medien.
Dies alles könnte erklären, warum die Reaktionen im Kongo auf den
UN-Bericht so zurückhaltend ausgefallen sind. Einige Zeitungen in Kinshasa
blasen scharfmacherisch zur Mobilmachung gegen das Nachbarland Ruanda, aber
die Regierung hält den Ball flach.
## Erhöhte Alarmbereitschaft
Am 30. Juni, dem Unabhängigkeitstag, hielt Kongos Präsident Joseph Kabila
eine öffentliche Rede und sprach vage von „dunklen nationalen und
ausländischen Kräften“, denen man diplomatisch, politisch und militärisch
begegnen werde.
Ansonsten sagte Kabila mit Hinweis auf die Lage im Ostkongo alle Feiern ab.
Stattdessen wurde im ganzen Land die Polizei in erhöhte Alarmbereitschaft
versetzt.
In Goma äußerte sich dies dergestalt, dass sämtliche Polizeibeamten der
Stadt mit patriotischen Liedern auf den Lippen eine Parade abhielten.
Stadtgespräch ist hier, welche hohen Offiziere von Armee und Polizei jetzt
schon wieder zu den M23-Rebellen desertiert sind.
2 Jul 2012
## LINKS
[1] /Konflikt-im-Ostkongo/!96308/
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
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