# taz.de -- Kommentar Wahl in Mexiko: Die alten Strukturen bleiben intakt | |
> Die in Mexiko regierende PAN ist für den Wahlsieg der alten Mächte | |
> verantwortlich. Die liberale Wirtschaftspolitik von PAN hat die Armut | |
> vergrößert und die Gewalteskalation ausgelöst. | |
Bild: Die Anhänger von Enrique Peña Nieto jubeln über das Wahlergebnis. | |
Mit dem [1][Sieg des Präsidentschaftskandidaten] der ehemaligen | |
Staatspartei PRI Enrique Peña Nieto übernehmen wieder jene in Mexiko die | |
Macht, deren autoritäres Regime die Gesellschaft über sieben Jahrzehnte | |
geprägt hat. | |
Dabei war die Hoffnung groß, als die konservative PAN durch ihren Wahlsieg | |
im Jahr 2000 die Herrschaft der allmächtigen PRI beendete. Viele setzten | |
darauf, dass künftig nicht mehr korrupte Politiker, Militärs, Unternehmer, | |
Gewerkschafter und Kartelle das Sagen haben. Sie hofften auf demokratische | |
Verhältnisse. Und darauf, dass sie nicht mehr von Vorgesetzten oder lokalen | |
Machthabern zum Votum für eine Partei gezwungen werden könnten. | |
Doch Peña Nietos Erfolg macht deutlich, dass die alten Strukturen weiterhin | |
intakt sind. Die Partei konnte dort punkten, wo viele Wählerinnen und | |
Wähler von PRI-nahen Verbänden abhängig sind. | |
Zudem hatte sie großen Einfluss auf die Medien und auch das System des | |
Stimmenkaufs funktionierte offenbar gut. Vor allem aber ist die noch | |
regierende PAN für Peña Nietos Sieg verantwortlich. Deren liberale | |
Wirtschaftspolitik hat die Armut befördert und der von Präsident Felipe | |
Calderón ausgelöste Krieg gegen die Kartelle hat eine Gewalteskalation | |
hervorgerufen, von der die gesamte Gesellschaft erfasst wird. Viele sehnen | |
sich deshalb jene Zeiten zurück, in denen die PRI für sicheres Auskommen | |
und eine friedliche Koexistenz mit der Mafia gesorgt hat. | |
Doch diese Hoffnung ist trügerisch. Die PRI selbst leitete die ökonomische | |
Liberalisierung ein, unter der heute viele leiden. Die PAN setzte lediglich | |
fort, was ihre Vorgängerin eingefädelt hatte: die Privatisierung | |
staatlicher Betriebe, die Zerstörung der ländlichen Wirtschaft durch den | |
Freihandel. | |
Folglich wird auch Peña Nieto diese Politik weiterführen, etwa durch die | |
Veräußerung des parastaatlichen Ölkonzerns Pemex. Und eine „pax mafiosa“ | |
wird es nicht geben, da sich auch der kriminelle Markt liberalisiert hat. | |
Die PRI kann die Kartelle nicht mehr kontrollieren. Im Krieg um | |
Einflusszonen ist sie nur noch einer von zahlreichen Playern. Auch das | |
Morden wird also mit Peña Nieto kein Ende finden. | |
2 Jul 2012 | |
## LINKS | |
[1] /Wahl-in-Mexiko/!96513/ | |
## AUTOREN | |
Wolf-Dieter Vogel | |
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