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# taz.de -- Paris subventioniert Fahrzeugindustrie: Der Traum vom sauberen Auto
> Die französische Regierung arbeitet an der „Renaissance des französischen
> Autos“. Dafür soll die kriselnde Branche umweltverträglich subventioniert
> werden.
Bild: Das Elektromobil „Be up Sun“ des französischen Autobauers Ligier.
PARIS taz | Mit mehr „sauberen Autos“ will die französische Regierung der
großen Krise in der Autoindustrie ihres Landes begegnen. Premierminister
Jean-Marc Ayrault persönlich verkaufte die Pläne am Mittwoch als „offensiv�…
und „extrem ehrgeizig“.
Im Zentrum der öffentlichen Förderung stehen Elektromobile und
Hybridfahrzeuge. Erstere sollen künftig mit 7.000 statt mit 5.000 Euro
gefördert werden, für Letztere soll der Kaufanreiz auf 4.000 Euro
verdoppelt werden. Auch für abgasärmere Autos sind Prämien geplant.
Diese Stimulierung der Nachfrage nach sauberen Autos gilt nicht nur für
private Kunden, sondern vor allem für Unternehmen und öffentliche Behörden.
Diese sollen zudem künftig mindestens ein Viertel ihres Fahrzeugparks mit
Elektro- oder Hybridfahrzeugen erneuern.
Zur Finanzierung dieses Programms in einem sogenannten Bonus/Malus-System
müssen Käufer von Neuwagen ab 2013 für Autos mit einem CO2-Ausstoß von mehr
als 180 Gramm deutlich höhere Abgaben zahlen als die heute schon
vorgeschriebenen 3.600 Euro. Wie viel das revidierte System kosten wird,
ist nicht bekannt.
## Staatsdefizit dank Abwrackprämie
Nicht infrage kam als Lösung aber eine Neuauflage der sogenannten
Abwrackprämie, wie sie auch Deutschland in der letzten Krise angeboten
hatte. Industrieminister Arnaud Montebourg kritisierte sogar nachträglich,
dass diese vor allem ausländischen Marken zugutegekommen sei und mit ihren
– unterschätzten – Kosten enorm zum Staatsdefizit beigetragen habe.
Er zeigte sich dagegen überzeugt, dass das jetzige Vorgehen eine wahre
„Renaissance des französischen Autos“ bewirken werde. Dank der
Öko-Zuschüsse werde es auch für Familien mit bescheidenem Einkommen
erschwinglich sein, die so mit ihrem Konsum gleichzeitig zur Entwicklung
eines umweltfreundlichen Verkehrs und zur Zukunft der französischen
Industrie beitragen könnten.
Natürlich geht die Regierung davon aus, dass die beiden französischen
Konzerne Renault und Peugeot-Citroën aufgrund ihres technologischen
Know-hows besonders von dieser Lenkung der Nachfrage profitieren werden.
Außerdem macht sie es zur Bedingung, dass die Unternehmen ihre
Produktionsstandorte in Frankreich beibehalten oder besser noch ausbauen.
## EU-Zuschüsse und Schutzklauseln
Um Elektroautos auch praktisch attraktiver zu machen, will der Staat das
Netz von öffentlichen Zapfsäulen mit Strom massiv ausbauen, beginnend in
zwölf städtischen Ballungsräumen. Dazu wünscht sich Frankreich finanzielle
Zuschüsse der EU im Rahmen des Wachstumspakts. Außerdem erwartet Paris,
dass die EU bestimmte Freihandelsabkommen wie mit Korea daraufhin
überprüft, ob die darin verankerten Schutzklauseln wegen unlauterer
Konkurrenz geltend gemacht werden können.
Anlass der Pariser Initiative ist die Krise der französischen
Fahrzeughersteller. Peugeot-Citroën (PSA) hatte bereits zu Monatsbeginn
angekündigt, 8.000 Arbeitsplätze in Frankreich zu streichen. Am Mittwoch
veröffentlichte Zahlen der Gruppe PSA für das erste Halbjahr illustrieren
die Dringlichkeit der Sanierungsmaßnahmen.
PSA muss in den ersten sechs Monaten einen Nettoverlust von 819 Millionen
Euro (im Unterschied zu einem Reingewinn von 806 Millionen vor einem Jahr)
verbuchen, der Umsatz ist um 5,1 Prozent gesunken. Peugeot-Chef Philippe
Varin hat Regierung und Beschäftigten nur versprochen, niemand werde
entlassen. PSA werde sich um die Weiterbeschäftigung oder die soziale
Abfederung für alle Betroffenen kümmern.
26 Jul 2012
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Autoindustrie
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