# taz.de -- Kommentar Deutsche Ruanda-Hilfe: Eine kuriose Drohgebärde | |
> Das Bundesentwicklungsministerium setzt 21 Millionen Dollar | |
> Entwicklungshilfe ans ostafrikanische Ruanda aus. Das wirft viele Fragen | |
> auf. | |
Oberflächlich gesehen ist alles klar: Ruanda unterstützt Rebellen im Kongo, | |
das muss aufhören, und das erreicht man durch Druck. Also setzt das | |
Bundesentwicklungsministerium (BMZ) 21 Millionen Dollar Entwicklungshilfe | |
aus. Wer zahlt, kann auch Bedingungen stellen. | |
Aber der Teufel steckt im Detail. Im Juni kursierten erste UN-Vorwürfe, | |
wonach die neue M23-Rebellion im Ostkongo aus dem ruandischen Staats- und | |
Militärapparat heraus unterstützt werde. In Reaktion darauf setzte die | |
Bundesregierung nach BMZ-Angaben schon vor vier Wochen die Unterzeichnung | |
eines förmlichen Abkommens über eine bereits 2011 vereinbarte Budgethilfe | |
von 21 Millionen Euro für Ruanda für 2012–15 aus. | |
Öffentlich wurde das damals nicht. In der Zwischenzeit hat sich viel | |
bewegt. Ruanda und Kongo haben sich auf eine Friedenstruppe in der | |
Grenzregion geeinigt, und Ruandas Regierung hat im Detail auf die | |
UN-Vorwürfe geantwortet. Genau zu dem Zeitpunkt, wo diese ruandische | |
Antwort an die Öffentlichkeit gerät, macht nun Deutschland seinerseits die | |
Aussetzung seiner Budgethilfe öffentlich und verlangt „lückenlose | |
Aufklärung“. | |
Dieses Vorgehen macht nur dann Sinn, wenn die Bundesregierung Ruandas | |
Regierung nicht glaubt. Dann aber muss sie auch sagen, was sie unter diesen | |
Umständen von Ruanda erwartet. Und sie sollte zumindest die Andeutung eines | |
Ansatzes für die Lösung der Krise im Ostkongo vorlegen können. | |
Glaubt Deutschland wirklich, im Kongo wäre alles in bester Ordnung, wenn | |
doch nur die Nachbarländer nicht da wären? Und wenn sich Deutschland für | |
die Krise im fernen Kongo interessiert, kann man dann dem Nachbarland | |
Ruanda vorwerfen, dass es das auch tut? Die kuriose Drohgebärde des BMZ | |
wirft viele Fragen auf. Beantworten muss sie zunächst Deutschland selbst. | |
29 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Ruanda | |
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Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess | |
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