# taz.de -- Japanischer Kernkraftkritiker Iida: Erneuerer der Energiepolitik | |
> Dem japanischen Kernkraftkritiker Tetsurnari Iida ist bei einer | |
> Regionalwahl ein Achtungserfolg gelungen. Sein gutes Abschneiden erhöht | |
> den Druck für eine Energiewende. | |
Bild: Sieht keineswegs wie ein Verlierer aus: Iida auf einer Kundgebung nach de… | |
BERLIN taz | „Das ist nicht das Ende, sondern der Anfang.“ Mit diesen | |
Worten reagierte der japanische Atomkritiker Tetsunari Iida auf seine | |
Niederlage bei der Gouverneurswahl in der südwestlichen Präfektur Yamaguchi | |
am Sonntag. | |
Erst vor drei Wochen hatte sich der Experte für erneuerbare Energien und | |
Gründer des Tokioter „Instituts für Nachhaltige Energiepolitik“ (ISEP) | |
entschieden, in dieser konservativen Bastion zu kandidieren. | |
Ohne Unterstützung einer Partei, dafür mit Hilfe von 1.000 Freiwilligen, | |
bekam Iida auf Anhieb 35 Prozent der Stimmen. Zu wenig, um die von ihm | |
versprochene Absage an dortige Neubaupläne eines AKWs durchsetzen zu | |
können. Aber doch ein Achtungserfolg, der den von der konservativen | |
Atompartei LDP unterstützten Wahlsieger zwingen dürfte, sein verbales | |
Abrücken von den AKW-Bauplänen nicht so schnell zu vergessen. | |
Iida stammt selbst aus Yamaguchi, bevor er später Nuklearwissenschaften in | |
Kioto studierte. Der heute 53-Jährige war zunächst in Japans Atomindustrie | |
aktiv und an der Entwicklung von Atommüllbehältern beteiligt, die im | |
Katastrophen-AKW Fukushima eingesetzt wurden. Doch Iida entwickelte sich | |
über die Jahre zu einem der fundiertesten japanischen Atomkritiker, nachdem | |
er als Wissenschaftler begonnen hatte, sich intensiv mit erneuerbarer | |
Energie zu beschäftigen. Mitgeprägt hat ihn hierbei ein | |
Forschungsaufenthalt im schwedischen Lund. | |
Im letzten Herbst schrieb das von Iida geleitete ISEP-Institut für | |
Greenpeace eine Studie, laut der Japan 2012 komplett aus der Atomenergie | |
aussteigen könne. Der Ausstieg war jedoch nur vorübergehend. Inzwischen | |
sind wieder zwei Reaktoren am Netz, weitere sind geplant. | |
Schon seit Jahren wird Iida in Kommissionen der Regierung zum Klimawandel | |
oder zur Energiepolitik berufen. Dort ist er stets in der Minderheit. Doch | |
hat er Geduld. Wie Iida vergangenes Jahr der taz sagte, seien die | |
Kommissionen eine Chance, für seine Position zu werben. Nach dem | |
Fukushima-GAU findet er auch in konservativen Medien Gehör. „Die Kritik an | |
der Atomenergie nimmt zu“, sagt er. | |
Wer den stets chaotisch und überarbeitet wirkenden Iida erlebt hat, mag | |
bezweifeln, ob der sympathische Wissenschaftler ein attraktiver Politiker | |
sein kann. Aber daran, dass Iida trotz der Niederlage in Yamaguchi weiter | |
erneuerbare Energien durchsetzen wird, kann es keinen Zweifel geben. | |
30 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Verstrahlte Schmetterlinge: Mutanten aus Fukushima | |
Wie gefährlich sind niedrige Dosen radioaktiver Strahlung? Ein mutierter | |
Schmetterling aus der Nähe des AKW-Fukushima, hilft, diese Frage zu | |
beantworten. | |
Energiepolitik in Japan: Sayonara, Atomkraft | |
Japans Regierung will offenbar einen Atomausstieg bis 2030 prüfen. Die | |
Gründe hierfür sind die anstehende Wahl und ein erhoffter Wirtschaftsschub. | |
Popularität der Energiewende sinkt: Was war nochmal Fukushima? | |
Die Maßnahmen der Energiewende stoßen auf eine immer geringere Akzeptanz. | |
Die Bereitschaft, den Ausbau der Erneuerbaren zu finanzieren, sinkt. Das | |
hat mehrere Gründe. | |
Synthetische Kohlenwasserstoffe: Flüssiger Strom als Energiespeicher | |
Gesucht wird ein Energiespeicher, der gut zu transportieren ist und | |
schadstoffrei verbrennt. Künstlich hergestellte Kohlenwasserstoffe könnten | |
die Lösung sein. | |
Japanische Regierung kauft Aktienmehrheit: Tokio übernimmt Tepco | |
Seit der Atomkatastrophe in Fukushima ist der japanische Betreiber Tepco | |
ruiniert. Nun hat der Staat die Mehrheit des Unternehmens übernommen. | |
AKW-Gegner verliert Gouverneurswahl: Stark nur in den japanischen Städten | |
Ausstieg ohne Mehrheit: In Tokio gab es erneut eine Großdemonstration für | |
das Ende der Atomkraft. Derweil verliert in der Provinz ein Atomgegner eine | |
Gouverneurswahl. | |
Energieforscher über japanische Atomlobby: "Das ist ein politischer Krieg" | |
Für ein paar Tage muss Japan ohne Atomstrom auskommen. Geht doch, sagt der | |
Energieforscher Tetsunari Iida. Und warnt: „Die Atomlobby ist zäh“. |