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# taz.de -- Wahlkampf in Niedersachsen: Bloß nichts verbauen
> Ein halbes Jahr vor der Landtagswahl sind CDU-Ministerpräsident
> McAllister und SPD-Herausforderer Weil auf Werbetour. Den Kampf um die
> Bilder gewinnt bislang McAllister.
Bild: Beide Kandidaten sind unterwegs, doch nur Stephan Weil (SPD, 2.v.r.) schw…
BRAUNSCHWEIG/HITZACKER/HANNOVER taz | Der Spitzenkandidat bemüht sich um
Haltung. Vier Kilometer ist Stephan Weil durch Braunschweig gejoggt. Der
SPD-Oberbürgermeister von Hannover ist der Herausforderer von
CDU-Ministerpräsident David McAllister bei der niedersächsischen
Landtagswahl im Januar. Heute lässt er sich in rotem Shirt mit der
Aufschrift „Unterwegs für den Wechsel“ fotografieren.
Bis Ende dieser Woche reist Weil durch Niedersachsen. 13 Tage ist er
unterwegs, in Wilhelmshaven, Königslutter, Holzminden. Er besucht
Mütterzentren, Krankenhäuser und Solarfirmen. Noch sechs Monate hat Weil
Zeit, sich bekannt zu machen. Und das ist nötig: Außerhalb Hannovers ist er
noch immer weitgehend unbekannt.
Alle Augen werden auf Niedersachsen gerichtet sein, wenn dort im Januar zum
letzten Mal vor der Bundestagswahl ein Landesparlament gewählt wird.
Derzeit scheint alles offen: Seit Monaten kommt die schwarz-gelbe Regierung
in Umfragen auf keine Mehrheit mehr. Ministerpräsident David McAllister,
mit 41 Jahren der jüngste und zugleich einer der letzten Christdemokraten
unter den 16 MinisterpräsidentInnen, erbte sein Amt vor zwei Jahren von
Exbundespräsident Christian Wulff (CDU). 2013 steht er erstmals zur Wahl.
Politische Botschaften gibt es bei McAllisters Tour durchs Land nicht, den
Kampf um die Bilder aber gewinnt er: McAllister singt mit einem Shanty-Chor
das „Niedersachsen-Lied“, McAllister radelt mit Gorleben-Gegnern durchs
Wendland. Über 90 Prozent der Niedersachsen kennen ihn laut Umfragen.
SPD-Spitzenkandidat Weil hinkt da weit hinterher. Ihn kennen weniger als 40
Prozent der Niedersachsen. Der 53-Jährige ist eher spröde. Seit sechs
Jahren ist er in Hannover Oberbürgermeister, im Landtag sitzt er nicht. Für
seine leise Ironie sind nicht alle zugänglich.
## Eine große Koalition nicht verbauen
Die PR-Fahrt durchs Land verläuft holprig: Nach dem Auftakt mit Sigmar
Gabriel in seiner Heimatstadt Goslar berichtete die Presse vornehmlich über
den SPD-Chef und Tochter Marie. Beim Lauftreff am Montag in Braunschweig
will nur eine Handvoll SPDler mit Weil aufs Foto. All das, sagt Weil,
bereite ihm ein halbes Jahr vor der Wahl „kein Kopfzerbrechen“.
Seine Themen stehen fest. Er verspricht eine „Regierung mit klarem Konzept:
Bildung, Familie, Qualifizierung“. Konkret: Mehr Kinderbetreuung, mehr
Gesamtschulen, Abschaffung der Studiengebühren, die Landespolitik will er
im Flächenland Niedersachsen stärker regionalisieren – alles allerdings nur
unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit.
Während er McAllister jüngst als „Wackeldackel auf der Heckablage des
Kanzlerautos“ bezeichnete, stellt er sich selbst in Sachen Gorleben gegen
seine Bundespartei: In dem geplanten Atommüllendlager-Suchverfahren soll
der Salzstock im Wendland keine Rolle spielen, fordert Weil. SPD-Chef
Gabriel dagegen lehnt es ab, Gorleben aus der bundesweiten Suche von
vornherein auszuschließen.
Fair soll der Wahlkampf werden, betonen die Kontrahenten stets. Das dürfte
nicht zuletzt an den vagen Koalitionsaussichten liegen: Umfragen sehen die
FDP erst gar nicht wieder im Landtag, auch für Rot-Grün reichte es zuletzt
nicht. Da will man sich die große Koalition nicht verbauen.
2 Aug 2012
## AUTOREN
Teresa Havlicek
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