| # taz.de -- Kommentar Kandidatenkür der SPD: Lob der Troika | |
| > Die SPD hat keinen idealen Kandidaten für das Kanzleramt. Deswegen ist es | |
| > nachvollziehbar, dass sie sich mit der Ernennung Zeit lässt. | |
| Bei den Grünen will Jürgen Trittin als Spitzenkandidat antreten. Ist es | |
| nicht nahe liegend, dass auch die SPD ihr Troika-Rätsel löst und dem | |
| Publikum kundtut, wer in einem Jahr gegen Merkel antritt? | |
| Durchaus nicht. Zum einen ist dies eine medial befeuerte Debatte. Parteien | |
| sind selten gut beraten, ihre Eigenlogik öffentlichen Stimmungen zu opfern. | |
| Der Applaus dafür ist flüchtig, der nachhaltige Eindruck oft, dass sie sich | |
| treiben lassen. Vor allem aber würde die SPD mit einer zu frühen Kandidatur | |
| ihre ohnehin überschaubaren Chancen 2013 noch weiter verringern. | |
| Ein Jahr kann selbst für einen überzeugenden Kanzlerkandidaten, der in der | |
| Öffentlichkeit blendend ankommt, sympathisch und verlässlich wirkt, und der | |
| seine Partei geschlossen hinter sich weiß, eine sehr, sehr lange Zeit sein. | |
| Die SPD hat keinen solchen idealen Kandidaten. Alle drei, Sigmar Gabriel, | |
| Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier, haben ins Auge fallende | |
| Schwächen. Bei Gabriel sind das das Unstete, Wankelmütige, bei Steinbrück | |
| die Neigung zu Arroganz und Beschimpfungen der eigenen Partei, bei | |
| Steinmeier das allzu Moderate und Blasse. | |
| All diese Schwächen werden im Wahlkampf ohnehin ausgeleuchtet. Warum sollen | |
| die Sozialdemokraten ihren Wackelkandidaten also schon jetzt in die Manege | |
| schicken? Dort wird er es noch früh genug mit einer kampferprobten Gegnerin | |
| zu tun bekommen, die gerade in Langstreckendisziplinen versiert ist. | |
| Viele Wähler vermuten, dass am Ende sowieso eine große Koalition unter | |
| Merkels Führung stehen wird – gerade angesichts der anrollenden | |
| Wirtschaftskrise. Die SPD sollte da selbstbewusst bei ihrem Zeitplan | |
| bleiben und ihren Kandidaten im Februar 2013 nach der Wahl in Niedersachsen | |
| benennen. Falls Rot-Grün in Hannover siegt, könnte dies zeigen, dass die | |
| SPD doch mehr als einen Vizekanzlerkandidaten aufstellt. Die | |
| Sozialdemokraten werden in dem Wahlkampf nicht viel Pulver haben. | |
| Fahrlässig wäre, es zu verschwenden. | |
| 13 Aug 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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